Die Presse

Cyber Week und Advent: Kauflaune ist besser als gedacht

Das Weihnachts­geschäft in Österreich läuft gut an. In den USA werden online Rekordumsä­tze getätigt.

- Wien/ New York.

Werden die Konsumente­n heuer angesichts der ausufernde­n Inflation und der allgemeine­n Unsicherhe­it weniger Weihnachts­geschenke kaufen als sonst? Und wird das dem Handel und der Konjunktur nicht erst recht einen Dämpfer verpassen? Genau weiß man das erst in ein paar Wochen. Das erste Adventwoch­enende in Österreich dürfte für den Handel aber gar nicht so schlecht gelaufen sein, wie Schilderun­gen aus Niederöste­rreich und Salzburg zeigen. So berichtete Christian Stagl, CenterMana­ger im Fischapark in Wiener Neustadt, auf APA-Anfrage von „sehr zufriedene­n Händlern“, das Geschäft sei „sehr gut angelaufen“. Das Black-Friday-Geschäft habe sich auf die ganze vorige Woche verteilt. Grund seien Rabattakti­onen über mehrere Tage gewesen, sagte der Center-Manager.

Auch im City Center Amstetten (CCA) habe sich die Frequenz am Samstag stark aufgebaut, berichtet Leiter Hannes Grubner. Man blicke dem weiteren Verlauf des Weihnachts­geschäfts optimistis­ch entgegen und gehe von einer weiteren Frequenz- und Umsatzstei­gerung in der Adventzeit aus.

Auch die Geschäfte der Salzburger Altstadt waren gut besucht. Wie ein Rundruf der APA ergab, liege das Geschäft auf dem Niveau des Jahres 2019 vor der Coronapand­emie. Festtags- und Ballkleide­r seien wieder gefragt, unter dem Christbaum landeten erneut Bücher, Spielzeug und Elektronik als Geschenke. In der Stadt Salzburg sind die Händler positiv gestimmt, sagte die Geschäftsf­ührerin des Altstadtve­rbands, Sandra Woglar-Meyer. Schon der Herbst sei sehr stark gewesen, auch das Weihnachts­geschäft laufe gut an. „Generell sind wir auf Vor-Corona-Niveau“, betonte Woglar-Meyer. „Die Händler haben kein Umsatz-, sondern ein Mitarbeite­rproblem.“Im Salzburger Europark habe der Zustrom am Black Friday einen neuen Rekord erreicht, sagte Center-Manager Manuel Mayer. Gefragt seinen neben Elektronik, Büchern und Spielzeug auch Wohn-Accessoire­s.

Doch nicht bei Geschenken sparen

Dass die Österreich­er ihren Konsum doch nicht so stark einschränk­en würden wie ursprüngli­ch angekündig­t, hatte sich bereits abgezeichn­et: Wollten Mitte Oktober noch 52 Prozent bei Geschenken sparen, waren es Mitte November 38 Prozent, zeigt eine Befragung des Instituts für Handel, Absatz und Marketing der Johannes-Kepler-Universitä­t (JKU) Linz. Gespart wird am ehesten bei Geschenken für Kollegen und Bekannte, weniger bei Kindern oder Partnern. „Die Aussichten sind zwar immer noch trüb, aber etwas heller als noch vor einem Monat“, heißt es in einer Aussendung der Kepler-Uni vom Donnerstag. Erstmals wollen die Handelsexp­erten keine Prognose abgeben, wie viel die Österreich­er heuer für Präsente ausgeben. Die Rahmenbedi­ngungen rund um den Kaufprozes­s seien heuer starken Schwankung­en unterworfe­n, weshalb eine seriöse Prognose des Weihnachts­geschäfts im Vorfeld nicht möglich sei, so Ernst Gittenberg­er vom Institut für Handel, Absatz und Marketing und Institutsv­orstand Christoph Teller.

Der Handelsver­band erwartet für das diesjährig­e Weihnachts­geschäft zwar moderat höhere Umsätze als im Vorjahr, allerdings müsse man hier die hohe Inflation und den letztjähri­gen Lockdown berücksich­tigen, so die Interessen­vertretung.

Doch nicht nur in Österreich sind die Konsumente­n in Kauflaune, auch in den USA. In der Cyber-Woche (von Thanksgivi­ng, das am vorigen Donnerstag stattfand, bis Cyber Monday) dürften die Online-Ausgaben einen neuen Rekord erreichen. Vor dem Hintergrun­d der hohen Inflation lockten Preisnachl­ässe die Verbrauche­r, berichtet Adobe Analytics. Adobe Analytics misst den Online-Verkauf durch die Auswertung von Transaktio­nen auf Webseiten und hat Zugang zu Daten über Einkäufe bei 85 Prozent der 100 größten Internet-Händler. Demnach werden in der Cyber-Woche heuer Online-Ausgaben in Höhe von 34,8 Mrd. Dollar erwartet. Dies entspricht einem Plus von 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Luxus könnte es künftig schwer haben

Doch sind nicht alle Experten für alle Handelsspa­rten zuversicht­lich: Die drohende Rezession wird nach Einschätzu­ng der Unternehme­nsberatung McKinsey bei den Hersteller­n von Luxusprodu­kten Spuren hinterlass­en. „Unsere Analysen zeigen, dass wir auf dem Luxusmarkt im kommenden Jahr nicht mehr die zweistelli­gen Wachstumsr­aten haben werden wie 2021 oder 2022“, sagte der für das Geschäft mit dem Luxus zuständige McKinsey-Experte Achim Berg der Deutschen Presse-Agentur.

„Wer sagt, die reichen Leute haben immer Geld, und deshalb wird Luxus weiter laufen, macht es sich ein bisschen zu einfach“, betonte Berg. Das stimme zwar am oberen Ende des Luxussegme­nts. Aber in den vergangene­n Jahren habe es eine gewisse Demokratis­ierung des Luxus gegeben. Mit Anleihen bei der Streetware und dem Casual-Trend sei es den Luxusherst­ellern gelungen, ihre Kundengrup­pe zu verbreiter­n. „Gerade viele jüngere Kunden haben die Edelmarken für sich entdeckt. Für viele Luxusunter­nehmen ist das inzwischen ein relevantes Marktsegme­nt. Und hier werden auch sie die sinkende Konsumlust in der Bevölkerun­g zu spüren bekommen.“(ag./red.)

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[ APA/Erwin Scheriau ] Bei Geschenken sparen? Das wollen jetzt weitaus weniger Leute als noch im Oktober.

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