Die Presse

Wie die Opposition den Druck erhöht

Die SPÖ bittet junge Asylwerber zum Integratio­nsjahr, die FPÖ fordert mehr Kostentran­sparenz.

- VON JULIA WENZEL

Traiskirch­en sorgt für Schlagzeil­en. Nicht nur SPÖ-Bürgermeis­ter Andreas Babler nach seinen Attacken gegen den ÖVP-Innenminis­ter im „ZiB 2“-Interview der Vorwoche, sondern auch das dortige Erstaufnah­mezentrum. So auch am vergangene­n Wochenende: Zehn vermummte Demonstran­ten in paramilitä­rischen Outfits haben sich am Freitag davor eingefunde­n.

Sie verteilten Hetzschrif­ten gegen den „Bevölkerun­gsaustausc­h“, schwangen bengalisch­e Feuer, hielten Transparen­te hoch. Bilder davon kursierten auf Social Media.

Zunächst ging das Innenminis­terium davon aus, dass es sich bei der Aktion womöglich um Mitglieder der Identitäre­n handeln könnte. Tatsächlic­h aber steckt die rechtsradi­kale Nachfolgeg­ruppe Die Österreich­er dahinter. Doch auch Identitäre­n-Chef Martin Sellner soll dort gewesen sein. Die Gruppierun­g gilt als rechtsextr­eme Organisati­on, deren Symbole bereits im Juli 2021 im Rahmen des Symbolgese­tzes verboten wurden.

Innenminis­ter Gerhard Karners (ÖVP) Reaktion: Er habe großes Verständni­s für die Ängste und Sorgen der Menschen, doch gegen „jene Menschen, die versuchen, ihre Parolen und ihren Hass in unsere Gesellscha­ft hineinzutr­agen oder den politische­n Nährboden dafür aufzuberei­ten, werden wir mit allen Mitteln des demokratis­chen Rechtsstaa­ts vorgehen“.

SPÖ-Idee überrascht

Der politische Umgang mit der hohen Zahl an Asylanträg­en, die bereits jene von 2015 übersteigt, emotionali­siert auch in der Opposition, die nun beinahe täglich neue Forderunge­n aufstellt. FPÖParteic­hef Herbert Kickl will eine „Kostentran­sparenz im Flüchtling­sbereich“: Alle Ministerie­n sollen künftig verpflicht­et sein, sämtliche Ausgaben auszuweise­n, die mit Migration in Beziehung stehen. Das Finanzmini­sterium solle einen monatliche­n Bericht über die „Kosten der illegalen Einwanderu­ng“erstellen.

Aufhorchen ließ auch die SPÖ – in Form einer überrasche­nd restriktiv­en Forderung. Diese kund tat aber zur Abwechslun­g einmal nicht der burgenländ­ische Landeschef, sondern jener aus Oberösterr­eich: Michael Lindner fordert einen „verpflicht­enden Integratio­nsdienst“für junge Asylwerber, die Aussichten auf einen positiven Bescheid haben. Dieser könne sich am Freiwillig­en Sozialen Jahr orientiere­n, bei dem junge Erwachsene für ein Taschengel­d Dienst für das Gemeinwohl verrichten. Begleitend dazu sollen Sprachkurs­e absolviert werden. Unterstütz­t wird die Forderung von Klaus Luger, der als Linzer Bürgermeis­ter dabei auf die Halloween-Krawalle verweist. So könne man die „Jugendlich­en von der Straße bringen“. Unter den 129 Personen, deren Identität zu Halloween festgestel­lt wurde, befanden sich jedoch nur sechs Asylwerber. Und was sagt die Bundes-SPÖ dazu? Die war bis Redaktions­schluss für die „Presse“nicht erreichbar.

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[ Reuters/Leonhard Foeger ] Das Erstaufnah­mezentrum in Traiskirch­en steht wieder unter politische­r Beobachtun­g.

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