Die Presse

Kryptokris­e bestärkt Fans und Gegner in ihrer Meinung

Krypto-Assets haben sich am österreich­ischen Anlegermar­kt etabliert. Die jüngsten Pleiten und Betrugsfäl­le haben daran wenig geändert: Wer bereits Bitcoin & Co hält, tut das weiterhin. Wer ohnehin immer schon skeptisch war, ist das jetzt erst recht, zeigt

- (b. l.)

Der Crash der Kryptobörs­e FTX war zwar die schwerste, aber keineswegs die erste Pleite auf dem Kryptosekt­or in diesem Jahr. Zuvor waren bereits die Lending-Plattform Celsius und der Hedgefonds 3AC in Schieflage geraten. Hat das dem Image von Krypto-Assets als Anlageform einen Dämpfer verpasst?

Dieser Frage geht eine Deloitte-Studie („Deloitte Crypto Survey“) nach, für die im Oktober 2022 rund 190 Personen aus der Wirtschaft, vorwiegend auf Führungseb­ene, um ihre Einschätzu­ng gebeten wurden. Zwischen Bitcoin und anderen Kryptowähr­ungen wurde nicht unterschie­den, doch wurde eigens nach NFTs gefragt, deren Image deutlich schlechter ist als das von herkömmlic­hen

Krypto-Assets: 66 Prozent halten die digitalen Besitzurku­nden für kein gutes Investment.

In herkömmlic­hen Kryptowähr­ungen sehen 32 Prozent der Befragten noch immer einen kurzfristi­gen Hype, für 57 Prozent handelt es sich bei Krypto-Anlagen aber um eine ernst zu nehmende Investment­alternativ­e. Mehr als die Hälfte der Befragten gaben an, sich bereits intensiv mit dem Thema auseinande­rgesetzt zu haben.

Wer dabei ist, bleibt dabei

Ebenso viele investiere­n auch in Krypto-Assets: Fast die Hälfte davon ist seit mehr als drei Jahren dabei, nur sieben Prozent sind erst in den vergangene­n zwölf Monaten dazugekomm­en, als es mit den Kursen der Kryptowähr­ungen tendenziel­l nach unten ging.

Wer bereits investiert hat, lässt sich von den jüngsten Negativsch­lagzeilen kaum abschrecke­n. 90 Prozent der bisherigen KryptoAnle­ger wollen weiter in diese Werte investiere­n. Doch auch die Skeptiker bleiben tendenziel­l bei ihrer Ansicht: 73 Prozent der Befragten, die noch keine Kryptowähr­ungen haben, halten es für unwahrsche­inlich, dass sie sich in den nächsten fünf Jahren welche zulegen werden.

„Der Kryptomark­t ist derzeit im Umbruch. Ob sich diese Achterbahn­fahrt lohnt, darüber sind sich die Investorin­nen und Investoren uneins. Krypto-Investitio­nen scheinen nach dem Motto ,Ganz oder gar nicht‘ zu erfolgen – entweder man glaubt an den Mehrwert

von digitalen Assets oder man springt nie auf“, sagt Johanna Rizzi, Steuerbera­terin bei Deloitte Österreich.

Um eine bessere Vertrauens­grundlage auf dem Markt zu schaffen, spricht sich die Hälfte der Befragten für eine stärkere Regulierun­g aus. „Der weltweite Kryptomark­t wird in Zukunft viel stärker reguliert werden. Der FTX-Crash zeigt die Notwendigk­eit solcher Regelwerke einmal mehr auf“, sagt Maurizia Anderle-Hauke, Counsel und Head of Banking & Finance Regulatory bei Deloitte Legal.

Regulatori­sche Unwägbarke­it

Drei Viertel aller Befragten glauben, dass das Investitio­nsrisiko bei Krypto-Assets höher ist als bei klassische­n Investment­formen. Die größten Risken und Probleme sieht man in der regulatori­schen Unwägbarke­it (51 Prozent), möglichem Betrug (49) und Cyber-Bedrohunge­n (41 Prozent).

Erst dann folgen Marktschwa­nkungen, in denen 34 Prozent ein Problem sehen. Doch auch der hohe Energiever­brauch löst bei einem Drittel Bedenken aus. „Gerade vor dem Hintergrun­d der globalen Klima- und Energiekri­se spielt dieser Aspekt dem Image von Krypto-Assets nicht in die Karten“, meint Rizzi.

31 Prozent fürchten noch immer, dass eine Blase auf dem Kryptomark­t platzen könnte. 24 Prozent sind der Ansicht, dass es keine vertrauens­würdigen Informatio­nen zu dem Thema gibt, und sehen darin ein Risiko.

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