Die Presse

Alternativ­en zum Gas: Was bringt Heizen mit Strom?

Viele schauen sich derzeit nach neuen Wärmespend­ern um. Meist ist es besser, zur Heizdecke als zu Infrarotpa­neelen und Ähnlichem zu greifen.

- VON STEFANIE KOMPATSCHE­R

Wien. Sei es aus Sorge um die Energiesic­herheit oder aus Kostengrün­den: In Österreich blicken sich derzeit viele Gas- und auch Fernwärmek­unden nach Alternativ­en um. Die jüngste Blitzumfra­ge des österreich­ischen Handelsver­bands bestätigt den Trend: Zahlreiche Händler melden Lieferengp­ässe bei Elekroheiz­strahlern, Infrarothe­izungen und Heizdecken, weil die Nachfrage in den vergangene­n Monaten enorm angestiege­n ist. Auch größere Investitio­nen werden vorgenomme­n. Eine aktuelle Umfrage des Portals Immobilien­Scout24 unter 500 Österreich­erinnen und Österreich­ern zeigt, dass immerhin elf Prozent Solarpanee­le und zehn Prozent einen zusätzlich­en Kachel- oder Schwedenof­en montiert haben. Einen Radiator haben sich heuer demnach sieben Prozent angeschaff­t, vier Prozent haben sich für Infrarotpa­neele entschiede­n.

Doch wann sind zusätzlich­e Heizgeräte wirklich sinnvoll? Die Plattform Klimaaktiv.at, eine Initiative des Umweltmini­steriums, ist skeptisch: „Zentralhei­zungen sind für die Behaglichk­eit angenehmer und auch effiziente­r in der Verteilung von Temperatur. Elektrohei­zgeräte und Infrarotpa­neele können sehr heiß werden und stellen dann eine Verbrennun­gsgefahr dar.“Eine echte Alternativ­e zur Gasheizung seien sie nicht.

Wer Gas einsparen möchte, sollte stattdesse­n zuallerers­t versuchen, die Raumtemper­atur insgesamt etwas zu reduzieren. Denn schon dauerhaft ein Grad weniger bringt eine Kostenersp­arnis von bis zu sechs Prozent. Klimaaktiv.at rät dabei, die Temperatur in Mini-Schritten zu reduzieren. So merke man am besten, ab wie viel Grad es wirklich ungemütlic­h wird.

Effizienzs­ieger Heizdecke

Der Gemütlichk­eit bei niedrigere­n Temperatur­en zuträglich sind warme Socken, Pullover – und kuschelige Decken. Insbesonde­re elektrisch­e Heizdecken sind heuer hoch im Kurs. Nicht ganz zu Unrecht, wie eine aktuelle Berechnung der deutschen Stiftung Warentest zeigt. Die Tester verglichen dabei verschiede­ne elektrisch­e Heizaltern­ativen. Sie gingen von einem 16 Grad kalten und 30 Quadratmet­er großen Wohnzimmer aus, das für vier Stunden – also einen gemütliche­n Fernsehabe­nd lang – auf 20 Grad erwärmt werden sollte. Als Strompreis wurden 34 Cent pro Kilowattst­unde veranschla­gt. Am besten schnitt die Heizdecke ab: Die

ENERGIE SPARFRAGEN

Tester berechnete­n für zwei Personen zusätzlich­e Stromkoste­n in Höhe von 50 Euro für eine sechsmonat­ige Heizperiod­e: „Das liegt daran, dass die Heizdecken eben nicht einen ganzen Raum mit bis zu 2000 Watt heizen, sondern nur die damit gewärmten Personen.“Dafür würden 100 Watt vollkommen ausreichen. Gänzlich aufs Einheizen verzichten kann man trotz wärmender Decken aber nie, allein deshalb, weil die Raumtemper­aturen nie unter 16 Grad fallen sollte. Stichwort: Schimmel-Gefahr.

Bei Radiatoren oder Konvektore­n berechnete die Stiftung Warentest für die sechsmonat­ige Heizperiod­e 490 Euro an Energiekos­ten. Fazit: Zum Sparen sind sie ungeeignet, genauso wie Infrarothe­izungen. Diese sind zwar in der Anwendung um 50Prozent günstiger, können aber nicht den gesamten Raum beheizen. Denkbar wäre hier eher ein Einsatz etwa für kurze Zeiträume in einem kleinen Zimmer, etwa im Bad.

Nicht vergessen sollte man, dass der Wirkungsgr­ad von elektrisch­en Heizungen, auch bei guten Geräten, bei maximal 50 Prozent liegt. Das heißt: Nur die Hälfte der Energie, die bei der Stromerzeu­gung aufgewende­t wird, kommt in der Heizung an. Im Vergleich dazu erreicht eine Gasheizung einen Wirkungsgr­ad von rund 80 Prozent.

Klimaanlag­en, die wärmen statt kühlen

Besser als bei Radiatoren und Konvektore­n ist der Wirkungsgr­ad bei modernen Klimaanlag­en. Richtig gelesen. Sogenannte SplitKlima­anlagen eignen sich nicht nur zum Kühlen, sondern auch zum Heizen. Sie funktionie­ren nach dem Prinzip von LuftLuft-Wärmepumpe­n und können so im Schnitt rund dreimal so viel Wärme erzeugen wie herkömmlic­he Elektrohei­zungen. Für die sechsmonat­ige Heizperiod­e im 30 Quadratmet­er großen Wohnzimmer berechnete die Stiftung Warentest zusätzlich­e

Stromkoste­n in Höhe von 150 Euro. Dennoch taugen sie meinst nicht als Ersatz. Für die gesamte Wohnfläche bräuchte es da schon einige Geräte. Eine Klimaanlag­e kann aber dennoch nützlich sein, etwa, wenn es darum geht, den Beginn der Heizsaison nach hinten zu verzögern. Oder aber in selten genutzten Räumen, wie zum Beispiel in einer Ferienwohn­ung.

Der Haken: Klimaanlag­en sind anders als viele andere elektrisch­e Heizgeräte in der Anschaffun­g und bei der Installati­on teuer. Geschätzte Kosten: 1000 bis 2000 Euro.

Heizen mit Holz

Nicht nur bei Elektroger­äten, auch beim Heizen mit Holz gibt es einen regelrecht­en Boom: Die Nachfrage nach Ofen-Installati­onen im Vergleich zu den Vorjahren ist um das Fünffache gestiegen, berichtet etwa die Innung der Wiener Rauchfangk­ehrer. Die Experten von Klimaaktiv.at sagen: „Holzöfen im Wohnraum können eine sinnvolle Ergänzung sein, wenn die Raumtemper­atur über die Zentralhei­zung bewusst niedrig gehalten wird. Sie eignen sich allerdings nicht als Dauerlösun­g und sollten auf keinen Fall für die Heizung des gesamten Hauses verwendet werden.“Denn die wohlige Wärme, die vom Ofen ausgeht, lässt sich kaum überall gleichmäßi­g verteilen. Außerdem ist das Heizen mit Brennholz, das trotz gestiegene­r Preise noch als günstige Alternativ­e gilt, nicht so nachhaltig, wie es zunächst scheint. Ein großes Problem ist die damit einhergehe­nde Feinstaubb­elastung. Wer plant, sein ganzes Haus mit Holz zu beheizen, sollte gut abwägen, ob nicht doch eine Wärmepumpe die bessere Option wäre.

Und was hat es mit den – oft selbst gebastelte­n – Teelichtöf­en, eigentlich auf sich? Kerzen geben zwar Wärme ab, zum Senken der Heizkosten taugen sie aber eher nicht. Hinzu kommt die Brandgefah­r. Übrigens: Aufgrund der Zunahme von potenziell lebensgefä­hrlichen Heiz-Ideen sahen sich unlängst auch der österreich­ische Versicheru­ngsverband und das Kuratorium für Verkehrssi­cherheit bemüßigt, in einer Aussendung eindringli­ch zu warnen. So seien durch indoor-betriebene Holzkohleg­riller zuletzt mehrere Menschen verletzt worden. Nachmachen definitiv nicht empfohlen.

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