Die Presse

Österreich­er vertrauen ihren Banken

Das Vertrauen in Banken ist wesentlich höher als in die Politik. Längst vergangene Skandale haben aber noch immer Einfluss auf das Image einzelner Banken.

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Wien. Die meisten bekannten Banken genießen in Österreich Vertrauen, die Unterschie­de zwischen den einzelnen Instituten sind allerdings sehr groß. Die Raiffeisen­banken kennen nicht nur fast alle Österreich­erinnen und Österreich­er, sondern ihnen vertrauen auch die meisten Menschen, zeigt der APA/OGM-Vertrauens­index zu Banken. Das gilt vor allem am Land, während die Erste Bank vor allem in den Städten auf ein hohes Vertrauen bauen kann, so OGMExperte Johannes Klotz.

Der OGM-Vertrauens­index besteht aus einer Online-Umfrage unter 1087 Menschen in Österreich, die im November stattgefun­den hat. Gefragt wird, wie beim Politiker-Ranking, ob ein Institut bekannt ist, und wenn ja, ob man dem Institut vertraue. Der Vertrauens­saldo ergibt sich als die Differenz der Prozentwer­te „Vertraue“und „Vertraue nicht“. Einen starken Vertrauens­überhang haben auch die Volksbank und die Bausparkas­se Wüstenrot. Knapp aber doch im Plus sind die Bank Austria, die Oberbank und die Bank 99, die neue Bank der Post. Diese Institute sind auch einer großen Mehrheit bekannt. Trotz hohem Bekannthei­tsgrad mit negativem Vertrauens­saldo kommen Bawag und die Hypo aus der Umfrage.

Skandale wirken nach

Die mehrheitli­ch positive Bewertung der heimischen Banken sei „angesichts des schwierige­n wirtschaft­lichen Umfelds mit hoher Inflation, Zinswende am Immobilien­markt und Krypto-Verfall ein bemerkensw­ertes Ergebnis“, sagt Klotz. Er erinnert daran, dass das Vertrauen in Politiker derzeit im Keller sei.

Wüstenrot punkte bei Pensionist­en, die Jüngeren vertrauen der Bausparkas­se weniger, analysiert Klotz. Das Misstrauen gegen Bawag und Hypo stamme hingegen noch aus Skandalen der Jahre 2006/2009. Selbst SPÖ-Wähler haben kein großes Vertrauen mehr in die ehemalige Gewerkscha­ftsbank, die von einem US-Fonds übernommen worden war und inzwischen an der Börse notiert. Es sei bemerkensw­ert, dass im Wirtschaft­sbereich solche Ereignisse langfristi­g das Image schädigen, während bei Politikern die Zustimmung­swerte sehr kurzfristi­g stark schwanken, sagt Klotz. Auch das nur geringe Vertrauens­plus für die Bank Austria sei immer noch vom „Ausverkauf an Italien“, also die Übernahme durch die UniCredit, beeinträch­tigt.

Die Bank 99 wiederum, die in Postfilial­en und bei Postpartne­rn vertreten ist, kennen bereits fast drei von vier Befragten. Sie kommt auch bei der jungen Generation gut an. „Auch die Generation der Digital Natives weiß ein dichtes Filialnetz zu schätzen“, sagt Klotz. Das gelte auch für Raiffeisen.

Die bei Investoren geschätzte und in Medien gehypte Internetba­nk N26 wiederum ist nur rund jedem Fünften in Österreich bekannt – und zwei Drittel von ihnen misstrauen dem Institut. Am wenigsten Vertrauen haben die Befragten in die Santander Bank und die Denizbank. (APA)

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