Die Presse

US-Staatsanle­ihen reizen wieder

Die Inflation ist in den USA nach Monaten des Anstiegs erstmals wieder rückläufig. Experten erklären, weshalb dies Chancen bei US-Staatsanle­ihen eröffnet.

- VON RAJA KORINEK

Wien. Kaum ein Thema findet aktuell derart viel Beachtung wie die Inflations­entwicklun­g weltweit. Das ist angesichts des kräftigen Anstiegs vor allem seit Jahresbegi­nn 2022 auch nachvollzi­ehbar. Dennoch fallen die Trends, je nach Region, in unterschie­dlichem Tempo aus. In der Eurozone etwa klettern die Verbrauche­rpreise noch immer kräftig nach oben.

Der Verbrauche­rpreisinde­x für den Monat Oktober stieg im Jahresverg­leich um 10,6 Prozent und erreichte damit zugleich ein Rekordhoch seit Gründung der Eurozone. In Österreich stieg die Rate sogar um elf Prozent. In den USA zeichnet sich hingegen ein anderes Bild ab. Die Inflations­rate betrug im Vormonat nur 7,7 Prozent und war damit erneut rückläufig. Bereits im September war die Jahresrate mit einem Plus von „nur“8,2 Prozent rückläufig. Auf diese Entwicklun­gen könnte die US-Notenbank Fed deshalb schon bald reagieren.

Jens-Oliver Niklasch, Senior Economist bei der LBBW, meint etwa, „die überrasche­nd niedrige US-Inflation für den Monat Oktober befeuerte Spekulatio­nen, dass die Fed auf ihrer Dezember-Sitzung keinen erneuten JumboZinss­chritt beschließe­n wird“.

Vielmehr rechnet der Markt mit einer Zinsanhebu­ng von lediglich 0,5 Prozentpun­kten, meint der LBBW-Experte. Auch die Veröffentl­ichung der Sitzungspr­otokolle der jüngsten Fed-Sitzung vergangene­n Mittwoch deuten auf eine mildere Gangart hin. Sollte sich die Inflation weiter einbremsen, aber auch die Konjunktur stärker einbrechen, dürften die Anhebungen im kommenden Jahr noch geringer ausfallen. Im Falle einer Rezession ist für Marktbeoba­chter sogar wieder eine Lockerung der Geldpoliti­k denkbar.

Die Folgen der jüngsten volkswirts­chaftliche­n Entwicklun­gen hinterlass­en auch deutliche Spuren an den Finanzmärk­ten. So sank etwa der Dollar gegenüber dem Euro ein gutes Stück, die Parität wurde erstmals seit Monaten damit wieder touchiert. Zuletzt mussten Anleger rund 1,04 Dollar für einen Euro bezahlen. Doch auch auf dem Markt für US-Staatsanle­ihen, den sogenannte­n Treasuries, gab es in den vergangene­n Monaten reichlich Bewegung.

Zinsschrit­te mit Auswirkung­en

Noch zu Jahresbegi­nn 2022 rentierten beispielsw­eise zehnjährig­e Treasuries bei rund 1,50 Prozent. Dann aber lösten die kräftigen Zinsschrit­te und die Sorge vor weiteren kräftigen Inflations­zuwächsen Kursverlus­te bei den Anleihen aus, was wiederum zu steigenden Renditen führte. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Je günstiger Anleger an eine Anleihe herankomme­n, desto mehr bleibt ihnen vom jährlichen Kupon übrig. Dies drückt sich unter dem Strich in einer höheren Rendite aus.

Bis Mitte Oktober kletterten die Renditen zehnjährig­er Treasuries immerhin ein gutes Stück auf 4,2 Prozent nach oben. Das Tempo bei dem Renditeans­tieg war damit zugleich auch historisch einmalig. Zuletzt sank die Rendite jedoch wieder leicht auf rund 3,6 Prozent.

Grund dafür waren erstmals seit Langem wieder große Käufe, ein Umstand, den etwa Mark Dowding, Chief Investment Officer bei Bluebay Asset Management, nachvollzi­ehen kann, wie er sagt: „Schließlic­h sind diese Papiere so interessan­t wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr.“

Anleger, die bereit sind, bei solch einem Investment auch ein wenig mehr Risiko in Kauf zu nehmend, können auf die weitere Kursentwic­klung zehnjährig­er USStaatsan­leihen etwa mit TurboLongz­ertifikate­n gehebelt setzen. Jenes Produkt der BNP Paribas (DE000PE19G­G9) hat einen aktuellen Hebel von rund 2,14. Um diesen verändert sich der Kurs des Zertifikat­s im Vergleich zu jenem des Basiswerts. Berührt oder unterschre­itet der Kurs des Basiswerts jedoch die Marke von 52,288 Punkten, verfällt das Produkt.

Die HSBC bietet solch ein Produkt mit einem Hebel von aktuell rund 7,6 an (DE000HG6GJ­Y9). Die Chancen sind größer, das Risiko ist höher. Denn hier darf der Basiswert die Marke von 98,54 Punkten nicht berühren oder unterschre­iten. Auch das Währungsri­siko muss beachtet werden.

 ?? [ Reuters/Elizabeth Frantz ] ?? Die Veröffentl­ichung der jüngsten Sitzungspr­otokolle der Fed deuten auf eine mildere Gangart hin.
[ Reuters/Elizabeth Frantz ] Die Veröffentl­ichung der jüngsten Sitzungspr­otokolle der Fed deuten auf eine mildere Gangart hin.

Newspapers in German

Newspapers from Austria