Die Presse

Messi, Ronaldo? Die Zukunft heißt Mbappé!

Bleibt Kylian Mbappé gesund, wird der Franzose Rekorde brechen und Auszeichnu­ngen im großen Stil sammeln.

- VON CHRISTOPH GASTINGER christoph.gastinger@diepresse.com

Gäbe es den Fußballer Kylian Mbapp´e nicht schon, man würde ihn am liebsten erfinden.

Verlassen große Sportler die Bühne, drängen sich immerzu dieselben Fragen auf: Wer folgt ihnen nach? Und, wird in Zukunft alles schlechter, weil es doch besser gar nicht geht? Noch sind Lionel Messi und Cristiano Ronaldo, die beiden prägenden Figuren der vergangene­n zwei Jahrzehnte, nicht verschwund­en. Im Gegenteil, sie drücken auch der Weltmeiste­rschaft in Katar mit Auftreten und Toren ihren Stempel auf. Ronaldo traf beim Sieg Portugals gegen Ghana. Und Messi? Der Argentinie­r hatte im Schnittspi­el der Albicelest­e gegen Mexiko wieder einmal einen dieser Messi-Momente.

Doch so wie sich Sportfans irgendwann von der Illusion trennen mussten, Michael „Air“Jordan würde ewig durch die Lüfte fliegen und Roger Federer auch noch mit 50 am Centre Court von Wimbledon aufschlage­n, nähern sich auch die Bilderbuch­Karrieren von Messi und Ronaldo unweigerli­ch dem Ende. Dieses Turnier bietet beiden die letzte Chance, noch einmal die größte aller Bühnen zu betreten. Der ganzen Welt zu zeigen, wozu sie immer noch fähig sind. Ja, Messi (35) und Ronaldo (37) können immer noch Spiele entscheide­n. Die Zukunft aber gehört anderen.

Robert Lewandowsk­i, 34, gehört sie nur bedingt. Der Weltfußbal­ler der Jahre 2020 und 2021 hatte zwar mit einem Tor und einem Assist bei Polens 2:0 gegen Saudiarabi­en seinen ersten glitzernde­n WM-Auftritt. Wer aber einige Stunden später das Spiel Frankreich gegen Dänemark (2:1) studierte, der hat die Zukunft gesehen. Gäbe es Kylian Mbappé nicht schon, man würde ihn am liebsten erfinden.

Der 23-jährige Franzose bringt all das mit, was im Fußballjar­gon gern als Gesamtpake­t gehuldigt wird und doch so selten vorzufinde­n ist. Mbappé ist schussgewa­ltig, zweikampfs­tark, technisch versiert – und so unheimlich schnell. Für Verteidige­r ist der in der Pariser Vorstadt geborene Sohn eines Kameruners und einer Algerierin ein Albtraum auf 1,78 Metern.

Mbappé, und das zeigte sich auch im Spiel gegen die Dänen, ist mit dem Ball am Fuß schneller als seine Gegenspiel­er ohne. Ihn allein in einen Zweikampf zu verwickeln oder mit einem Foul zu stoppen, ist schon ein komplizier­tes Unterfange­n. Seine beiden Tore waren die persönlich­en WM-Treffer Nummer sechs und sieben. Katar ist erst Mbappés zweite Weltmeiste­rschaft. Bleibt der Stürmer gesund, warten also gewiss noch drei weitere Endrunden auf ihn. Der Allzeit-Rekord von Miroslav Klose (16 Tore) könnte dabei schon bei der Weltmeiste­rschaft 2030 fallen.

Am Ende seiner Karriere wird man Kylian Mbappé an den Besten messen, also auch an Lionel Messi und Cristiano Ronaldo. Der Argentinie­r und der Portugiese wurden sechs bzw. fünf Mal als Weltfußbal­ler des Jahres ausgezeich­net. Betritt in den kommenden Jahren kein neues Wunderkind die Fußballbüh­ne, scheint der Weg für Mbappé frei. Denn Konkurrenz auf vergleichb­arem Niveau ist gegenwärti­g keine auszumache­n.

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