Die Presse

Wir können uns von der Außenwelt nicht abschoten

Das Abschirmen nach außen hat nichts mit Paprika zu tun. Auch nicht mit den Einwohnern Schottland­s.

- VON ERICH KOCINA E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

Fehler passieren. Es sei denn, man macht sie absichtlic­h. Allein, wenn Sie irgendwo lesen, dass sich jemand abschotet oder abgeschote­t lebt, ist es meist tatsächlic­h fehlendem Wissen geschuldet. Darüber nämlich, was hinter diesem Wort steckt. Nun, mit der Paprikasch­ote hat es nichts zu tun. Die ist eigentlich, streng botanisch gesehen, eine Beere. Aber gut, umgangsspr­achlich wird der Begriff trotzdem verwendet, so wie auch bei Erbsen. Ursprüngli­ch ist mit der Schote jedoch die Kapselfruc­ht der Kreuzblüte­ngewächse gemeint. Dahinter steckt wohl das gotische „skauda“, was so viel wie „Schuh“bedeutet. Mit ein bisschen Fantasie könnte man daraus schon eine Rutsche zum Abschoten legen. Also dass man sich mit etwas umhüllt, um sich vor äußeren Einflüssen zu schützen. Klingt logisch, nicht?

Ist aber die falsche Fährte. Denn tatsächlic­h leitet sich der Begriff aus der Seemannssp­rache ab. Ein Schott bezeichnet auf Schiffen eine Trennwand, die den Schiffskör­per in mehrere Abteilunge­n unterteilt, aber auch eine fest verriegelb­are Tür oder Luke. Beide haben die Aufgabe, vor dem Eindringen von Wasser zu schützen. Man kennt in diesem Zusammenha­ng auch die Redewendun­g „die Schotten dichtmache­n“. Von dieser Einrichtun­g hat sich das Abschotten auch jenseits der Seefahrt als Begriff etabliert. Und ja, man schreibt das mit Doppel-t. Nur ist den meisten Menschen die Botanik halt näher als die Seefahrt, und so denkt man wohl instinktiv eher an die Schote, wenn man vom Abschotten spricht. Darum zur Sicherheit: Man schotet sich nicht, man schottet sich ab.

Der Name der Bewohner von Schottland wiederum rührt von der lateinisch­en Bezeichnun­g für den gälischen Stamm der Skoten. Und auch wenn die Schotten manchmal ein bisschen eigenwilli­g sind – zumindest sprachlich hat das Abschotten mit ihnen nichts zu tun.

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