HGM-Direktion: Zurück an den Start!
Die Bestellung der Direktion des Heeresgeschichtlichen Museums muss gestoppt werden.
Der durch Medienberichte bekannt gewordene Stand des Bestellungsprozesses für die Direktion des Heeresgeschichtlichen Museums (HGM) zeigt einmal mehr, dass das grundlegendste Problem des HGM seine Zugehörigkeit zum Verteidigungsministerium ist.
Was öffentlich bislang kaum bekannt war: Die Auswahl für den Dreiervorschlag (ausschließlich männliche Kandidaten) trifft eine fast ausschließlich aus Berufsoffizieren und Ministerialjuristen zusammengesetzte Begutachtungskommission des Bundesministeriums für Landesverteidigung (BMLV). Diese besteht aus zwei von Ministerin Claudia Tanner (ÖVP) bestimmten Dienstgebervertretern sowie aus einem vom Zentralausschuss/Personalvertretung/ BMLV entsandten Vertreter und einem durch die Gewerkschaft GÖD. Diese Kommission hatte die „Eignung“der Bewerber zu beurteilen, obwohl ihren Mitgliedern jede wissenschaftlich-museologische Fachkenntnis fehlt.
Jahrelang jede Kritik ignoriert
Das Ergebnis ist ein Dreiervorschlag, wobei sich der bisherige Direktor des HGM, Christian Ortner, an aussichtsreicher Stelle befindet. Jener Direktor also, gegen den aktuell Mobbingvorwürfe laut wurden, der aber vor allem jahrelang jede Kritik am Museum ignorierte und sich in Interviews gegen jede Reform des HGM positionierte, und das obwohl die Kritik an diesem Museum vom Rechnungshof ebenso detailreich ausformuliert wurde wie von renommierten Museologen bzw. Museologinnen und Historikern bzw. Historikerinnen, die das Ministerium mit einer gründlichen Begutachtung des Museums beauftragt hatte.
Es stellt sich die Frage: Wie konnte Ortner die Begutachtungskommission davon überzeugen, den vom Ministerium mehrfach glaubhaft angekündigten Reformprozess zu befürworten und umzusetzen?
Die Beteuerungen des BMLV, man meine es mit der Reform ernst, werden mit diesem Dreiervorschlag jedenfalls ad absurdum geführt. Vielmehr drängt sich der Eindruck auf, dass es bei der Ausschreibung nur vordergründig um die Suche nach dem/der Bestqualifizierten ging, während hinter den Kulissen die Durchsetzung genehmer Kandidaten aus dem eigenen Umfeld betrieben wurde – etliche renommierte österreichische und deutsche Bewerber wurden nicht einmal zum Hearing eingeladen.
Ausschreibung verzögert
Rückblickend lässt auch die Abwicklung des Verfahrens diese Vermutung plausibel erscheinen: Die Ausschreibung wurde trotz vehementer Kritik jahrelang hinausgezögert, dann folgte eine sehr plötzliche Ausschreibung im Sommer, die auffällig kurze Bewerbungsfrist und die sehr aufwendigen Unterlagen, die verlangt wurden, erscheinen im Rückblick wie ein systematisches Vorgehen zumindest einiger Akteure im Ministerium – was zugleich auf tiefgehende Unstimmigkeiten im Ressort schließen lässt.
Der Ausschreibungsprozess hat sich zur Farce entwickelt. Wenn Ministerin Tanner den Reformprozess ernst meint, dann muss der laufende Bestellungsprozess gestoppt und die HGMDirektion neu ausgeschrieben werden. Sonst wird sich ein Verdacht weiter erhärten: Das HGM ist nicht reformierbar und bleibt ein „Verteidigungsmuseum“bestimmter Kreise im Bundesheer. Dass damit das Ansehen des Hauses, des Ministeriums und auch Österreichs international Schaden nimmt, scheint dabei keine Rolle zu spielen.
Elena Messner, Kulturwissenschaftlerin, an der Universität Wien, Lehrbeauftragte an der Universität Klagenfurt, Gründungsmitglied von |hgmneudenken. Gem. mit Peter Pirker gab sie 2021 den Sammelband „Kriege gehöre ins Museum. Aber wie?“(Edition Atelier) heraus.