Moskaus Geschäft mit Uran
Neben Ungarn ist auch Frankreich weiterhin von russischen Lieferungen für seine Atomkraftwerke abhängig.
Ungeachtet der beschlossenen EUSanktionen und Plänen zur Reduzierung der Energieabhängigkeit von Russland bleibt in mehreren Ländern eine hohe Abhängigkeit im Bereich der Nuklearenergie bestehen. Neben Ungarn werden auch zahlreiche weitere EU-Länder von russischen Unternehmen mit Uran beliefert. Bulgarien, die Slowakei und Tschechien sind sogar völlig von diesen Lieferungen abhängig.
Auch Frankreich, das in großem Maße von Nuklearenergie abhängig ist, bezieht weiterhin einen Gutteil des Urans aus Russland. Das hat nun die Umweltorganisation Greenpeace angeprangert. Sie fordert „die Kündigung aller Verträge zwischen der französischen Atomindustrie und (dem russischen Unternehmen) Rosatom und seinen Filialen“, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Erklärung. Nach Angaben der Organisation waren am Vormittag desselben Tags Dutzende Fässer mit angereichertem Uran und zehn Container mit natürlichem Uran aus Russland im Hafen von Dünkirchen angekommen. Diese Ladung sei auf einen Zug und mehrere Lastwagen umgeladen worden. Sie transportierten das Uran laut Greenpeace ins französische Pierrelatte oder in die Brennelementefabrik in Lingen im Emsland. Das französische Energieunternehmen EDF äußerte sich nicht dazu. Das Atomunternehmen Orano (früher Areva) erklärte lediglich, dass die Transporte kein Material und keine Anlagen des Unternehmens beträfen. Orano bestätigte allerdings, noch bis Oktober aufbereitetes Uran nach Russland transportiert zu haben. Grundlage dafür sei ein Vertrag von 2020 gewesen, in dem es um insgesamt 1150 Tonnen Uran ging. „Als der Krieg begann, gab es noch keine Sanktionen. Wir haben uns entschieden, diesen Vertrag zu erfüllen“, so ein Orano-Sprecher.
In der EU hatte sich insbesondere Ungarn dagegen ausgesprochen, dass die Sanktionen auf russische Nuklearunternehmen ausgeweitet werden. Ungarns Außenminister, Péter Szijjártó, bezeichnete EU-Beschlüsse in diesem Bereich sogar als „rote Linie“für sein Land.