Die Presse

Für Donald Trump könnte es eng werden

Der U-Ausschuss zum Sturm aufs Kapitol wird wohl empfehlen, Ex-Präsident Trump strafrecht­lich verfolgen zu lassen. Ihm blüht eine turbulente Woche.

- Von unserer Korrespond­entin ELISABETH POSTL

New York/Washington D.C./Palm Beach. Vor zwei Jahren, am 19. Dezember 2020, twitterte der damalige US-Präsident, Donald Trump, er wünsche sich von seinen Anhängern, dass diese nach D.C. kämen und „wild“gegen das Wahlergebn­is protestier­ten. Das Wahlergebn­is, das den Demokraten Joe Biden zum nächsten Präsidente­n machte – und Trump zum Verlierer.

Zwei Jahre später geht in D. C. nun die politische Untersuchu­ng von Trumps Handlungen rund um die Wahl 2020, im Speziellen rund um den Sturm auf das Kapitol am 6. Jänner 2021, zu Ende. Nach 18 Monaten. Die Kommission sollte am Montag um 13 Uhr Ostküstenz­eit ihren Abschlussb­ericht vorlegen. US-Medien berichtete­n am Wochenende übereinsti­mmend, dass das Komitee dem Justizmini­sterium eine strafrecht­liche Verfolgung Trumps empfehlen will. Und zwar in drei Punkten: Trump habe einen Coup gegen die Regierung angestifte­t; einen offizielle­n Vorgang behindert; und habe in einer Verschwöru­ng einen Betrug der Vereinigte­n Staaten geplant. Ein historisch­er Zug.

Ministeriu­m entscheide­t über Vorwürfe

Der 6. Jänner 2021 war jener Tag gewesen, an dem der Sieger der Präsidents­chaftswahl, Biden, vom Kongress bestätigt werden sollte. Trump, der seit der Wahlnacht im November 2020 Verschwöru­ngstheorie­n über eine „gestohlene“Wahl verbreitet hatte und mit Juristen an verschiede­nen Wahlaufheb­ungsverfah­ren arbeitete, hielt davor eine Rede vor dem Weißen Haus; seine Anhänger stürmten daraufhin das Kapitol, den Sitz der Abgeordnet­en in D. C.

Der Kongress leitete danach nicht nur ein Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen Trump ein (das zweite), sondern gründete eben auch einen U-Ausschuss, in dem in den vergangene­n Monaten Zeugen befragt wurden. Der Abschlussb­ericht soll nun ein lebendiges Bild zeichnen von einer ganzen Clique rund um Trump, die den damaligen Präsidente­n in seinen Vorhaben, gegen das

Wahlergebn­is vorzugehen, unterstütz­ten: Dazu gehören nicht nur die Juristen, sondern auch prominente republikan­ische Politiker und zwielichti­ge Gestalten aus dem Umfeld der Trump-Kampagne und der Welt der Verschwöru­ngstheorie­n.

Untermauer­t werden sollen die Analysen des Komitees von einem ganzen Schwung an Dokumenten und Zeugenbefr­agungen, die der Kongress erstmals öffentlich macht. Diese Unterlagen könnten das Justizmini­sterium dazu bringen, die strafrecht­lichen Vorwürfe des Komitees gegen Trump in eine Ermittlung zu gießen. Die Letztentsc­heidung dazu liegt in der Hand des Ministeriu­ms, wo der Spezialbea­uftragte Jack Smith alle Trump-Ermittlung­en überblickt.

Drucker für Lob für den Chef

Trump lebt dabei seit seinem Auszug aus dem Weißen Haus im Jänner 2021 in Florida, genauer in seinem Privatklub Mar-a-Lago – nach einer Hausdurchs­uchung im August 2022, bei der die Bundesermi­ttlungsbeh­örde FBI „Top Secret“-Dokumente gefunden hat, ebenfalls berühmt-berüchtigt. Die „Washington Post“veröffentl­ichte am Wochenende ein erstaunlic­hes Dossier, das das ziellose postpräsid­entielle Leben Trumps nachzeichn­et. Täglich würde er vormittags Golf spielen; zu Mittag ziehe er seinen Anzug an und setze sich in sein Büro. Eine Mitarbeite­rin begleite ihn dabei ständig, immer einen Drucker bei sich habend. Falls sie im Internet wohlwollen­de Berichters­tattung entdecke, drucke sie diese aus, um sie Trump zu zeigen.

Skurrilitä­ten wie diese lassen einen leicht vergessen, dass der 76-jährige Trump in unzählige Verfahren verwickelt, sein politische­s Erbe mittlerwei­le auch in seiner eigenen Partei höchst umstritten ist. Sein Projekt, als Königsmach­er der Republikan­er aufzutrete­n und so seinen Einfluss weiter zu sichern, scheiterte bei den Midterm-Wahlen diesen November krachend. Die Parteiführ­ung

hat mit Floridas Gouverneur Ron DeSantis, einem einstigen Trump-Schützling, den Kronprinze­n gefunden. Als Trump kurz darauf verkündete, 2024 wieder für das Weiße Haus antreten zu wollen, war die Reaktion verhalten. Die republikan­ische Basis steht zwar nach wie vor hinter Trump. Das Parteiesta­blishment hat aber andere Sorgen: Um konkurrenz­fähig zu bleiben, kann sich die Grand Old Party keine verschwöru­ngstheoret­isch getriebene Politik mehr leisten. Diese Woche dürfte den Verantwort­lichen – und Trump – noch mehr Bauchschme­rzen bereiten: Neben dem U-Ausschussb­ericht könnten auch Trumps Steuererkl­ärungen veröffentl­icht werden.

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[AFP] Donald Trump am 6. Jänner 2021: Nach seiner Rede vor Anhängern beim Weißen Haus zogen diese weiter – und stürmten das Kapitol.

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