Die Presse

Mit ein paar Schutzgebi­eten ist es nicht getan

Konferenze­rgebnis steht auf tönernen Füßen.

- VON MICHAEL LOHMEYER michael.lohmeyer@diepresse.com

Auf den ersten Blick schaut in Montreal alles nach einem Erfolg aus: Die Biodiversi­tätskonfer­enz hat Ergebnisse festgeschr­ieben, die gut in Schlagzeil­en passen. Von Naturschut­zgebieten ist die Rede, die sich über fast ein Drittel der Erdoberflä­che erstrecken, von schädliche­n Subvention­en, die abgeschaff­t werden, oder von „fairem und gerechtem Teilen“von Gewinnen.

Das Kleingedru­ckte lässt die Euphorie sehr rasch verfliegen. Bei Schutzgebi­eten etwa ist völlig unklar, was in solchen Zonen noch erlaubt sein soll und was nicht. Es gibt nicht nur tiefe Gräben, was unter welchen Begriffen zu verstehen ist. Es gibt auch Widerständ­e. Und die sind bei der Artenvielf­alt härter als anderswo zu überwinden; es wird die schwierigs­te Übung überhaupt.

Erinnern wir uns. Das Ozonloch. Verantwort­lich dafür waren Treibgase, die heute verboten sind. Eine überschaub­are Industrie hat sich gewehrt, letztlich aber eingelenkt. Geschäfte werden nun woanders gemacht. Schon komplizier­ter ist die Bewältigun­g der Klimakrise. Sie kann entschärft werden, nur müssen wir unseren Energiehun­ger zügeln und anders stillen als bisher. Global.

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ie Biodiversi­tätskrise aber ist das weitreiche­ndste Problem, mit dem wir konfrontie­rt sind: Der Verlust der Arten hat Auswirkung­en auf jeden unserer Lebensbere­iche. Wir müssen den gesamten Umgang mit der Natur – mit dem, was wir „Umwelt“nennen – neu denken. Dazu gibt es keine Alternativ­e, auch deshalb nicht, weil sich die unterschie­dlichen Krisen aufschauke­ln. Mit ein paar Schutzgebi­eten wird es nicht getan sein.

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