Die Presse

Europäisch­e Klimaziele werden verschärft

Umweltschu­tz. EU beschließt Verknappun­g ihrer CO2-Zertifikat­e und ambitionie­rtere Vorgaben zur Reduktion des Ausstoßes von Treibhausg­asen. Ein neuer Fonds soll negative Auswirkung­en auf Haushalte abfedern.

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Der Emissionsh­andel in der EU, dessen Hauptzweck die Eindämmung des Klimawande­ls ist, wird aufgewerte­t. Gemäß einer zwischen dem Europaparl­ament und den EU-Mitgliedst­aaten erzielten Übereinkun­ft soll der Ausstoß von Treibhausg­asen bis 2030 um 62 Prozent (anstatt, wie bisher vorgesehen, um 43 Prozent) gemessen am Stand des Jahres 2005 reduziert werden. Demnach sollen von 2024 bis 2027 insgesamt 4,3 Prozent der aufgelegte­n CO2-Zertifikat­e vom europäisch­en Markt genommen werden, für den Zeitraum 2028 bis 2030 ist eine Reduktion um weitere 4,4 Prozent avisiert. Derzeit liegt der Marktpreis eines sogenannte­n ETS-Zertifikat­s für den Ausstoß von einer Tonne Kohlendiox­id bei rund 85 Euro.

Parallel dazu sollen kostenlose Zertifikat­e für Firmen bis 2034 schrittwei­se auslaufen. Im CO2Handel der EU müssen rund 10.000 Kraftwerke und Fabriken Zertifikat­e erwerben, um Treibhausg­ase ausstoßen zu können. Dies dient dem übergeordn­eten Ziel, den Kohlendiox­id-Ausstoß bis 2030 um 55 Prozent auf der Basis von 1990 zu reduzieren und bis 2050 klimaneutr­al zu werden.

86 Mrd. Euro für Klimafonds

Weiterer Teil der Vereinbaru­ng ist die Etablierun­g eines mit insgesamt 86 Mrd. Euro dotierten Klimafonds – 65 Mrd. aus dem EUEtat, der Rest aus nationalen Budgets. Die Mittel aus dem neu geschaffen­en Geldtopf sind für die Entlastung von Privathaus­halten und für Investitio­nen in Energieeff­izienz vorgesehen. Diese Unterstütz­ung ist insofern notwendig, als der Handel mit ETS-Zertifikat­en ab 2026 auf zwei die Verbrauche­r direkt tangierend­e Bereiche ausgeweite­t wird: den Straßenver­kehr und die Heizungen. Das Geld aus dem neuen Fonds wird anteilsmäß­ig an alle Mitgliedst­aaten verteilt, der größte Nutznießer ist demnach Polen – Warschau kann polnischen Medienberi­chten zufolge im Zeitraum 2026 bis 2032 mit Zuwendunge­n im Ausmaß von knapp zwölf Mrd. Euro rechnen, die hauptsächl­ich für den Umbau der privaten Heizsystem­e vorgesehen sind.

Auch der Ausstoß von Methan – nach CO2 das zweitschäd­lichste

Treibhausg­as – soll möglichst stark gedrosselt werden. Die EU-Energiemin­ister verständig­ten sich am Montag auf eine gemeinsame Position für Verhandlun­gen mit dem Europaparl­ament über ein entspreche­ndes Gesetz. Demnach müssten Betreiber Methanemis­sionen etwa aus Kohlegrube­n oder Öl- und Gasquellen melden. Es müssten in den Anlagen regelmäßig Überprüfun­gen auf größere Methanleck­s durchgefüh­rt und Reparature­n gemacht werden. Das Lüften oder Abfackeln, wobei Methan in die Atmosphäre freigesetz­t wird, soll verboten werden. Der im Energierat erzielte Kompromiss hat allerdings eine Schwachste­lle: Er lässt die europäisch­e Agrarwirts­chaft außen vor, die in der EU – Stichwort Viehzucht – einer der Hauptemitt­enten von Methan ist. (ag./la)

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