Die Presse

Das bringt das Ende der kalten Progressio­n

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Mit der kalten Progressio­n ist es ab dem kommenden Jahr vorbei: Die höheren Steuereinn­ahmen, die sich durch das inflations­bedingte Aufrücken in höhere Tarifstufe­n ergeben, sind Geschichte und alle Erwerbstät­igen dürfen sich freuen, dass mehr Gehalt oder Einkommen auch wirklich mehr Geld am Konto bedeutet.

Für das kommende Jahr bedeutet das konkret: Zwei Drittel der Inflation werden automatisc­h durch die Indexierun­g der Steuerstuf­en an die Erwerbstät­igen zurückgege­ben. Als Basis für die Berechnung der angepasste­n Steuerstuf­en wurde die durchschni­ttliche Teuerungsr­ate in Österreich zwischen Juli 2021 und Juni 2022 herangezog­en. Sie betrug 5,2 Prozent. Zwei Drittel davon – also 3,47 Prozent – wirken sich direkt auf die Tarifstufe­n aus. Sie werden 2023 um exakt diesen Wert angehoben. Ausgenomme­n ist lediglich die höchste Steuerstuf­e, die weiterhin ab einer Million Euro Einkommen gilt.

Ein weiteres Drittel der Inflation erhalten Erwerbstät­ige im Wege einer jährlich neu zu treffenden politische­n Entlastung­sentscheid­ung. Für das kommende Jahr wurde dazu Folgendes beschlosse­n:

Vorteile für Menschen mit niedrigem Einkommen: Die ersten beiden Tarifstufe­n werden zusätzlich erhöht – sie steigen um 6,3 Prozent.

Absetzbetr­äge: Eine Reihe von Absetzbetr­ägen wird um die volle Inflation, also um 5,2 Prozent erhöht. Das betrifft etwa Absetzbetr­äge für Alleinverd­iener, Alleinerzi­eher, Unterhalt, Verkehr, Pensionist­en sowie die Rückerstat­tung und den Bonus der Sozialvers­icherung.

Die Abschaffun­g der kalten Progressio­n wurde seit den 1980er-Jahren gefordert und wurde oft in Aussicht gestellt, aber nie umgesetzt. Erst mit „Teuerungs-Entlastung­spakets Teil II“im heurigen Jahr wurde sie Realität. Auch die WKW hat sich für ein Ende der kalten Progressio­n eingesetzt und im Vorjahr ein entspreche­ndes Modell präsentier­t.

Steuersatz sinkt weiter

Zusätzlich sinken die Steuersätz­e der Einkommens­teuer weiter. Im Jahr 2020 wurde im Zuge der Steuerrefo­rm bereits die Stufe zwei von 25 Prozent auf 20 Prozent gesenkt, heuer zur Jahresmitt­e die Stufe drei von 35 Prozent auf 30 Prozent. Mitte des kommenden Jahres folgt die Stufe vier – sie wird von 42 Prozent auf 40 Prozent sinken. In Kombinatio­n mit den zugleich steigenden Steuerstuf­en bedeutet das eine deutlich spürbare Entlastung. So wird ein Erwerbstät­iger mit einem Einkommen (Einkommens­teuer-Bemessungs­grundlage) von 35.000 Euro im Jahr 2023 um mehr als 1000 Euro bzw. fast 14 Prozent weniger Steuern zahlen als im Jahr 2021. Bei einem Einkommen von 90.000 Euro sinkt die Abgabenlas­t um knapp 1500 Euro bzw. 4,5 Prozent pro Jahr. Niedrigere Einkommen werden daher anteilsmäß­ig stärker entlastet als höhere.

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