Der Einkehrschwung wird teurer
Tourismus. Eine gute Buchungslage macht den Touristikern Hoffnung auf einen Winter wie damals. Doch die Preise explodieren, für viele wird der Skiurlaub zum verzichtbaren Luxus.
Viel mussten sich die heimischen Skilift-Betreiber anhören, als sie in den vergangenen beiden Wintern trotz coronabedingter Lockdowns darauf pochten, die Skigebiete offen zu halten. Für Flachländer im Osten kaum vorstellbar, spielt der Wintertourismus vor allem im Westen des Landes aber eine enorme volkswirtschaftliche Rolle – Tirol und Salzburg verzeichneten im letzten vollen Winter vor der Pandemie Nächtigungszahlen weit jenseits der 40 Millionen. Allein in Tirol sichert der Tourismus rund 50.000 Menschen ihren Lebensunterhalt.
Die pandemiebedingten Einschränkungen, die im Winter 2020/21 die Übernachtungen um mehr als 90 Prozent einbrechen ließen, scheinen nun endgültig vorbei. Für nur noch 30 Prozent der Österreicher stellt Corona diesen Winter ein potenzielles Reisehemmnis dar, heißt es in der am Dienstag präsentierten Tourismusanalyse des Wirtschaftsforschungsinstitutes (Wifo).
Trotzdem scheint die Reiselust diesen Winter bei vielen gedämpft zu sein. Hauptgrund ist der aktuelle Preisauftrieb, der insbesondere der Gastronomie und Hotellerie zu schaffen macht. „Mit Ausnahme weniger großer Ketten ist die Beherbergungsbranche sehr kleinteilig strukturiert. Die meisten Betriebe sind familiengeführt und haben eine geringe Eigenkapitalsquote. Sie haben oft keine andere Wahl, als die Preissteigerungen bei Energie und Vorleistungen unmittelbar weiterzugeben“, sagt Wifo-Ökonomin Anna Burton. Die teils deutlichen Preissteigerungen seien wegen der strukturellen Gegebenheiten in der Branche also kaum zu umgehen.
Laut Wifo wollen rund zwei Drittel aller, die im Winter vor der Pandemie noch verreist sind, dieses Jahr wegen der Teuerung
auf einen Winterurlaub verzichten – vor allem Haushalte mit geringeren Einkommen.
Apre`s-Ski als möglicher Verlierer
Rund die Hälfte der Österreicher will sich in ihrem Winterurlaub nicht einschränken und ist bereit, die gestiegenen Preise durch höhere Ausgaben zu kompensieren. Die andere Hälfte der Befragten will preisbereinigt weniger als noch in früheren Jahren ausgeben. Das könnten im aktuellen Winter Skihütten und Schirmbars sowie Restaurants und die Nachtgastronomie zu spüren bekommen. Damit sei zu erwarten, dass Tourismusbetriebe und Destinationen, die sich auf höherpreisigen Qualitätstourismus spezialisiert haben, besser über die Runden kommen werden als Betriebe mit Fokus auf das preisbewusste Gästesegment, konstatieren die Wirtschaftsforscher.
Tageskarten sind in den großen Skigebieten kaum noch unter 60 Euro erhältlich.
Ausrüstung und Verpflegung sind dabei freilich noch nicht eingerechnet. Für viele wird der Skiurlaub zum verzichtbaren Luxus.
Der Betrieb von Skigebieten ist enorm energieintensiv. Die Seilbahnen brauchen 1,2 Prozent des gesamten in Österreich verbrauchten Stroms, dazu kommen künstliche Beschneiung und energiefressende Pistengeräte. Die Kosten der Seilbahnbetreiber sind für die bevorstehende Wintersaison also besonders hoch, nicht alles können sie durch gestiegene Ticketpreise decken. Umsatz und Wertschöpfung könnten diesen Winter daher stärker leiden als die Zahl der Nächtigungen und Ankünfte.
Trotz des aktuellen Tauwetters und obwohl einige Skigebiete wegen Schneemangels erst später in die Saison gestartet sind, ist die Buchungslage bis nach Weihnachten überraschend positiv. Über die Saison könnte man erstmals fast wieder das Vor-CoronaNiveau erreichen, prognostiziert das Wifo.