Die Presse

Der Tourismus und der Arbeitsmar­kt

-

Längst sind im Tourismus wieder mehr Menschen beschäftig­t als vor der Pandemie. Dennoch fehlen Arbeitskrä­fte, weil die Branche eben enorm gewachsen ist. „Wenig Personalno­t“gibt es im Nobelskior­t Lech am Arlberg. „Wir haben das Problem gelöst, indem wir den Mitarbeite­rn im Schnitt um 20 Prozent mehr bezahlen“, sagt Tourismusd­irektor Hermann Fercher.

Die Beherbergu­ngsbetrieb­e haben ihre Preise im Vergleich zum Vorjahr durchschni­ttlich um 14,3 Prozent angehoben, wobei es unter den Betrieben eine große Schwankung­sbreite gibt. Touristike­r argumentie­ren den überpropor­tional hohen Preisansti­eg vor allem mit gestiegene­n Personalko­sten. „Wer nicht deutlich über Kollektiv zahlt, bekommt keine Leute mehr“, fasst ein Hotelier die Situation auf dem Arbeitsmar­kt zusammen.

Saisonnier­s aus Griechenla­nd

Kamen die Saisonnier­s früher aus Osteuropa, gibt es nun Kooperatio­nen mit Hoteliers in Griechenla­nd und Spanien, die ihre gut ausgebilde­ten Mitarbeite­r im Winter nach Österreich „verleihen“. Das funktionie­re in Lech und Zürs, wo die Upperclass die höheren Preise locker hinnimmt. In anderen Skigebiete­n

können die Hoteliers die höheren Kosten nicht so leicht an die Gäste weitergebe­n, betont ÖHV-Chef Veit. Statt in der ganzen Welt nach Arbeitskrä­ften zu suchen, solle man in Westösterr­eich die Kinderbetr­euung ausbauen, sagt Tourismusf­orscher Fritz. Vielerorts vergesse man auf „das Arbeitskrä­ftepotenzi­al im eigenen Land“.

Österreich-Gäste wollen Ski fahren

Mitunter werde auch auf die Gäste im eigenen Land vergessen, sagt ÖHV-Präsident Veit. Er mahnt die Branche, vor allem in den Semesterfe­rien verstärkt auf österreich­ische Gäste zu setzen. Denn nur so werde sichergest­ellt, dass auch künftige Generation­en aufs Skifahren nicht verzichten wollen.

Und Winterurla­ub bedeutet in Österreich allen Unkenrufen zum Trotz, dass die zwei Bretter im Mittelpunk­t stehen. Selbst im mondänen Lech kommen 84 Prozent der Gäste wegen des Skifahrens, sagt Tourismusd­irektor Fercher. Im Schweizer Nobelskior­t St. Moritz hingegen haben 40 Prozent der Gäste mit Skifahren nichts mehr am Hut. Langfristi­g gelte es auch für österreich­ische Winterspor­tdestinati­onen, an alternativ­en Angeboten zu arbeiten, sagen Experten. Vor allem in schneearme­n Zeiten müsse man den Gästen abseits der Piste etwas bieten.

Newspapers in German

Newspapers from Austria