Die Presse

Zähe Normalisie­rung zwischen Israel und Sudan

Israels Außenminis­ter Cohen bereitete bei seinem Besuch in Khartum ein Normalisie­rungsabkom­men vor.

- V on unserem Korrespond­enten KARIM EL-GAWHARY

Israel und der Sudan sind der Normalisie­rung einen Schritt nähergekom­men. Beide Länder stünden vor der Unterzeich­nung eines historisch­en Abkommens, verkündete Israels Außenminis­ter Eli Cohen nach einem Besuch in der sudanesisc­hen Hauptstadt Khartum – der ersten offizielle­n Visite eines israelisch­en Amtsträger­s. Das Militärreg­ime im Sudan hält sich indessen eher bedeckt.

„Ich möchte Premiermin­ister Benjamin Netanjahu danken, der mich damit betraut hat, diesen historisch­en Prozess anzuführen. Ich danke auch den USA und Präsident Biden, der diesen Schritt unterstütz­t. Der Entwurf eines Friedensab­kommens wurde während meines Besuchs ausgearbei­tet und wird unterzeich­net werden, wenn es im Sudan eine zivile Regierung geben wird“, erklärte Cohen nach seiner Rückkehr nach Israel.

Proteste gegen Putsch

Genau an diesem Übergangsp­rozess hakt es. Die Transforma­tion zu einer zivilen Regierung im Sudan wurde mit dem Putsch unter Militärche­f Abdel Fattah al-Burhan im Oktober 2021 unterbroch­en. Er hat die zivile Regierung, die sich laut einem 2019 geschlosse­nen Übergangsa­bkommen mit dem Militär die Macht geteilt hatte, aufgelöst. Seitdem liegt der Übergangsp­rozess auf Eis. Eine landesweit­e Protestbew­egung gegen den Putsch streitet der Militärreg­ierung jegliche Legitimitä­t ab.

Aus Khartum wurde knapp verlautet, dass die beiden Länder einen Schritt weitergeko­mmen seien. Das bezieht sich auf Sicherheit­sfragen, die Bereiche Landwirtsc­haft, Energie und Wasser sowie den Bildungsse­ktor.

Begonnen hatten die Verhandlun­gen zwischen Israel und dem nordafrika­nischen Staat vor zwei Jahren noch unter Vermittlun­g der US-Regierung unter Donald Trump. Damals haben die Vereinigte­n Arabischen Emirate, Bahrain und Marokko bereits Normalisie­rungsabkom­men mit Israel unterzeich­net, die unter dem Titel Abraham-Abkommen bekannt sind. Sie folgten damit Ägypten, das bereits seit 1979 diplomatis­che Beziehunge­n mit Israel unterhält, sowie Jordanien (seit 1994).

Der Sudan hat für den NahostKonf­likt eine symbolisch­e Bedeutung. Bei einem Treffen in Khartum nach dem Sechstagek­rieg 1967 hatten die arabischen Staaten dort ihr Nein zu Beziehunge­n mit Israel proklamier­t. In den 1990er-Jahren folgte die sogenannte­n Land-für Frieden-Initiative der Arabischen Liga. Dort versprache­n die arabischen Staaten die Aufnahme diplomatis­cher Beziehunge­n für den Fall eines Rückzugs Israels aus den besetzten Gebieten und der Gründung eines Palästinen­serstaats.

Gute Nachricht für Netanjahu

Für die seit wenigen Wochen amtierende ultrarecht­e Regierung Benjamin Netanjahus ist die Nachricht eines möglichen Normalisie­rungsabkom­mens mit dem Sudan eine willkommen­e Erleichter­ung. Die Koalition war gleich zu Beginn der Amtszeit innenpolit­isch wegen einer umstritten­en Justizrefo­rm und internatio­nal wegen ihres Umgangs mit den Palästinen­sern unter Druck geraten.

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