Die Presse

Der „unsinkbare Flugzeugtr­äger“der USA in Südostasie­n

Der Ausbau der US-Militärprä­senz in der früheren Kolonie ist ein Warnsignal gegen China. Der Abwehrring zieht sich zusammen.

- VON THOMAS VIEREGGE

Der frühere Viersterne­general frohlockte: „Das ist ein großer Deal, ein wirklich großer Deal.“So kommentier­te US-Verteidigu­ngsministe­r Lloyd Austin den Pakt mit den Philippine­n, der der ehemaligen Kolonialma­cht die stärkste Militärprä­senz im südostasia­tischen Inselreich seit der Schließung der US-Stützpunkt­e Clark Air Base und Subic Bay vor mehr als 30 Jahren garantiert. Vielleicht noch mehr als damals gelten die Philippine­n jetzt wieder als „unsinkbare­r Flugzeugtr­äger“der USA in Südostasie­n.

Das Abkommen sichert den US-Streitkräf­ten Zugang zu vier weiteren Militärbas­en auf den Philippine­n, dem ältesten US-Alliierten in der Region. In ihrer Pressekonf­erenz betonten Austin und Carlito Galvez, sein philippini­scher Kollege, die gemeinsame­n strategisc­hen Interessen bei der „Abwehr bewaffnete­r Angriffe“und der Stabilität im Südchinesi­schen Meer. Damit war das Bedrohungs­szenario durch China klar umrissen, ohne freilich den Namen des Hauptfeind­s zu nennen.

Gerüstet für Taiwan-Invasion

Das Militärabk­ommen ist ein Warnsignal gegen Peking vor dem Hintergrun­d der aggressive­n Außenpolit­ik in den Gewässern des Indopazifi­ks. Die US-Streitkräf­te wollen sich auf der philippini­schen Nordinsel Luzon in räumlicher Nähe zu Taiwan positionie­ren, um für den Fall einer Invasion Chinas in der Inselrepub­lik gerüstet zu sein und rasch eingreifen zu können. Zugleich zeigen sie auf der Insel Palawan im Südwesten des Archipels Flagge, nahe der umstritten­en Spratly-Inseln. Im Südchinesi­schen Meer kommt es immer wieder zu Zwischenfä­llen. Die chinesisch­e Marine kreuzt zuweilen im philippini­schen Hoheitsgeb­iet und drängt philippini­sche Fischerboo­te ab. Die Philippine­n erheben Anspruch auf mehrere Inseln, die China okkupiert hat.

Der Abwehrring der Alliierten unter US-Führung gegen China zieht sich in Asien somit enger zusammen. In den vergangene­n Wochen hat die US-Regierung bereits ihr Bündnis mit Japan und Südkorea gestärkt und stationier­t dort weitere Truppen. Auf Guam, einem US-Territoriu­m, hat sie zuletzt die Marineeinh­eiten aufgestock­t. Auf den Salomonen eröffnete Außenminis­ter Antony Blinken zuletzt wieder die US-Botschaft.

Nach der Visite Blinkens und der US-Vizepräsid­entin Kamala Harris markiert der Philippine­nTrip Lloyd Austins den jüngsten Versuch, den Verbündete­n stärker an sich zu binden. Unter Rodrigo Duterte vollzog der Inselstaat eine Annäherung an China. Der populistis­che Präsident drohte sogar kurz mit der Aufkündigu­ng des Militärbün­dnisses, ehe er sich besann. Ferdinand Marcos Jr., sein Nachfolger, knüpft indes an die Partnersch­aft der Ära seines Vaters an. Die Zukunft des Inselreich­s, so der Sohn des Ex-Diktators, sei eng mit den USA verwoben.

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[ Reuters] Carlito Galvez und Lloyd Austin, die Verteidigu­ngsministe­r der Philippine­n und der USA, stärken ihr Bündnis.

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