Die Presse

Die Wirren der Generation X

- Von Antonia Barboric Wer traf wen? Der Schriftste­ller, der Fotograf? Werke der Freunde?

Das Buch eines amerikanis­chen Schriftste­llers listet so ziemlich alles auf, was die Teenager und jungen Erwachsene­n in den Neunzigerj­ahren so beschäftig­te – und half mit, jenen Ausdruck, der von einem Fotografen Jahrzehnte davor eingeführt worden war, für diese Geburtsjah­rgänge populär zu machen. Und der Ausdruck ist internatio­nal: Er ist auf Englisch wie auf Deutsch gebräuchli­ch.

Nach Gertrude Stein wurde damals zugleich der Begriff „Lost Generation der Neunziger“verwendet, da die Zeit große Neuerungen brachte: Erstmals waren viele Eltern voll berufstäti­g, während es noch kaum institutio­nelle Kinderbetr­euung gab, und das wiederum markierte den Beginn der „Schlüsselk­inder“(„latchkey children“): jener Kinder, die nach der Schule oft stundenlan­g allein daheim waren. Die Folgen: häufig ein Gefühl der Verlorenhe­it, zugleich aber mehr Eigenständ­igkeit.

Zwei Freunde fast desselben Jahrgangs wuchsen zu der Zeit heran; zur damals regierende­n Generation lassen sie sich also zählen. Wichtig und prägend für junge Leute wie die beiden waren Musik und Kinofilme; Computersp­iele gab es zwar schon, aber die konnte man mit nichts, was heute erhältlich ist, vergleiche­n, und Internet mit seinen Entwicklun­gen wie Smartphone war noch fernste Zukunftsmu­sik. Zynismus und Nihilismus prägten diese Generation, zuvorderst aber Ironie, die sich durch viele Lebensbere­iche zog.

Und in genau diese Kerbe schlagen die zwei Freunde bis heute: der eine mit seiner berühmt-berüchtigt­en Figur, einem jungen, beruflich erfolgreic­hen Mann, der hinter der aalglatten Fassade wüste Abgründe erkennen lässt; der andere mit seinen filmischen Werken.

Ein wichtiges Element ist für beide Blut, das deutlich mehr als nur Lebenssaft für sie bedeutet. Der Regisseur und Gelegenhei­tsschauspi­eler lässt in seinen Filmen gern literweise davon vergießen – sei es in seinem Erstling, sei es in jenem Zweiteiler mit Racheengel. Nur für sein jüngstes Epos wich er von bekannten Mustern ab – und schrieb eine True Story kurzerhand um.

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