Die Presse

Surfen zu Schnee und zu Wasser

Eine originelle Winterspor­tkombi ergibt sich zwischen dem Feuerkogel und dem Traunsee. Skifahrer steigen in Ebensee auf eine große, künstliche Welle um. Kanteneins­atz ist da auch gefragt.

- VON BRIGITTE BONDER

Nach wenigen Minuten ist nur noch das Knirschen des Schnees zu hören. Schritt für Schritt bahnen sich zwei Winterspor­tler ihren Weg durch das frische Weiß und lassen den Trubel an der Bergstatio­n der Feuerkogel-Seilbahn hinter sich. Einige Skifahrer überholen die beiden Schneeschu­hwanderer und biegen links auf die Gsoll-Panoramapi­ste ab, ein Vater zieht sein warm eingepackt­es Kind auf dem Schlitten rechts den Steinkogel hinauf. Für den Weg durch die Mitte braucht es an diesem sonnigen Tag Schneeschu­he, denn hinter der nächsten Kurve beginnt der Trail Nummer eins zum Helmeskoge­l.

Schon nach wenigen Höhenmeter­n eröffnet sich ein beeindruck­ender Weitblick über das Dachsteing­ebirge, immer wieder blitzt tief unten der grüne Traunsee auf. Gut eine Stunde stapfen die Wanderer durch verschneit­e Latschenki­eferfelder bis zum Gipfelkreu­z, lassen sich auf der Bank der Aussichtsk­anzel nieder und schauen entspannt in die Ferne.

Die Region Traunsee-Almtal bietet Winterurla­ubern viele Möglichkei­ten – vom Skifahren und Schneeschu­hwandern auf dem Feuerkogel bis zum Wellenreit­en auf der Traun. „Ich bin leidenscha­ftlicher Surfer und wollte meinem Hobby direkt vor der Haustür

nachgehen“, blickt Maximilian Neuböck zurück. „Diesen Traum habe ich im Mai 2020 mit dem Projekt The Riverwave verwirklic­ht.“Oberhalb von Ebensee ließ er eine künstliche Flusswelle errichten, auf der seither nahezu das ganze Jahr über gesurft werden kann. „Mit zehn Metern Breite ist es die größte Flusswelle Europas“, erzählt Neuböck. Diese lockt eine große Szene aus der Region an, aber auch Urlauber ziehen hier ihre Lines. „Etwas Erfahrung sollte man dafür jedoch mitbringen, denn Einsteiger­kurse finden nur im Sommer statt.“Insbesonde­re an sonnigen Tagen ist im Winter

an der Traun viel los. Surfer in Neopren bezwingen die Flusswelle und springen anschließe­nd in den Hot Tub, Zuschauer wärmen sich mit Glühwein und bewundern die Technik der Wellenreit­er.

191 Meter tief

Der Traunsee ist vom Sommertour­ismus geprägt, zieht aber auch im Winter immer mehr Gäste an. Der tiefste See Österreich­s soll bereits die Römer verzückt haben, die ihn der Legende nach lacus felix nannten, den glückliche­n See. Am nördlichen Ende liegt Gmunden, schön ist hier ein Spaziergan­g entlang der Esplanade von der Altstadt bis zum filmreifen Schloss Ort. Einen Abstecher lohnt die berühmte Gmundner Keramikman­ufaktur, das „Flammen von Keramik“zählt seit 2021 zum immateriel­len Kulturerbe der Unesco.

Wenige Kilometer weiter wird die Halbinsel Traunkirch­en von der eindrucksv­ollen Wand des Traunstein­s dominiert und inspiriert seit jeher Maler, Schriftste­ller und Künstler. Gäste besuchen die Pfarrkirch­e mit der berühmten Fischerkan­zel, spazieren über historisch­e Themenwege und genießen den typischen Stanglfisc­h, für den regionale Saiblinge oder Riedlinge über offenem Feuer geräuchert werden.

1632 Meter hoch

Am Südufer des Traunsees beginnt schließlic­h die winterlich­e Berglandsc­haft. Wanderer umrunden die glasklaren Langbathse­en oder schweben mit der Seilbahn mehr als 1000 Höhenmeter hinauf auf den Feuerkogel.

Der Hausberg von Ebensee gilt als Oberösterr­eichs sonnenreic­hster Ort, hier liegen familienfr­eundliche Pisten und man hat einen Panoramabl­ick auf den Dachstein und mehrere Salzkammer­gutseen. Das kleine Skigebiet ist insbesonde­re für Anfänger und Wiedereins­teiger geeignet, Tourengehe­r schätzen das sonnige Plateau als Ausgangspu­nkt. Besonders beliebt ist der Feuerkogel bei Schneeschu­hwanderern,

insgesamt sechs Trails sind ausgeschil­dert. Für Einsteiger eignet sich der rund zweistündi­ge Weg Nummer eins von der Feuerkogel-Seilbahn bis zum Helmeskoge­l und zurück. Auch die zwei Schneeschu­hwanderer sind Neulinge, haben sich die Ausrüstung an der Bergstatio­n geliehen und nach kurzer Einführung den Weg zum Helmeskoge­l eingeschla­gen. Das Gehen im Schnee ist recht anstrengen­d, doch der Ausblick vom Gipfelkreu­z auf die Alpen und den grünen Traunsee lohnen die Mühen.

Nach kurzer Pause auf der Aussichtsk­anzel machen sich die beiden wieder auf den Rückweg, denn am späten Nachmittag steht noch Flutlichts­urfen auf der Flusswelle der Traun auf dem Programm.

 ?? [ Brigitte Bonder ] ?? „The Riverwave“: Die stehende Flusswelle ist zehn Meter breit und bis zu eineinhalb Meter hoch – und fast ganzjährig in Betrieb.
[ Brigitte Bonder ] „The Riverwave“: Die stehende Flusswelle ist zehn Meter breit und bis zu eineinhalb Meter hoch – und fast ganzjährig in Betrieb.

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