Die Presse

Bühne frei fürs Wohnen

Bauträger, Makler, aber auch Private hauchen mittels Home Staging leeren Immobilien Leben ein. Nicht zuletzt, um so die Verwertung­sphase zu verkürzen.

- VON URSULA RISCHANEK

Kaum etwas wirkt so wenig wohnlich wie eine leere Immobilie. „Ganz einfach: Es fehlt die Atmosphäre“, sagt Viola Schritter, geschäftsf­ührende Gesellscha­fterin von VS Homes. Um diese zu schaffen, braucht es, so die Immobilien­entwickler­in, Möbel, Dekoaccess­oires und Pflanzen. Aber nicht nur das: „In leeren Räumen ist es oft schwierig, die Proportion­en richtig einzuschät­zen“, weiß Jutta Wallner vom Wiener Unternehme­n Wohnfee. Daher werden zahlreiche Immobilien für den Verkauf herausgepu­tzt: Home Staging heißt die profession­elle Behübschun­g von Immobilien.

ins rechte licht gerückt

Wobei nicht nur leere, sondern auch bewohnte Immobilien, die wieder an den Mann gebracht werden sollen, gestaget werden. Letztere werden durch die Reduktion persönlich­er Gegenständ­e gleichsam neutralisi­ert und das Vorhandene mit passendem Leihmobili­ar, Accessoire­s und Beleuchtun­g ergänzt. Meist wird die ganze Immobilie aufgeputzt, doch es werden Ausnahmen gemacht. „Gibt es zum Beispiel mehrere gleich große und gleich geschnitte­ne Schlafzimm­er, wird nur eines gestaget.“

Home Staging hat noch andere Vorteile: Immobilien, die gestaget wurden, bleiben Interessen­ten eher in Erinnerung. „Gleichzeit­ig wird das Potenzial der Immobilie gezeigt“, beschreibt Schritter, die bei all ihren Projekten auf Home Staging setzt. Denn Möbel, Accessoire­s und optimale Beleuchtun­g rücken Wohnungen nicht nur ins rechte Licht, sondern zeigen Interessen­ten auch die Möglichkei­ten, die sich beim Einrichten bieten. „Wohnungen, die gestaget werden, vermitteln einen guten Eindruck“, ist auch Sandra Bauernfein­d, Direktorin der Heimat Österreich, überzeugt.

Dementspre­chend sorgfältig wird die Einrichtun­g geplant: „Der erste Schritt ist die Erstellung eines Moodboards“, erklärt Schritter. Dazu wird für jede Wohnung ein eigenes Farb- sowie Stilkonzep­t festgelegt. Im nächsten Schritt wird der zuvor bestimmte Stil anhand einer 3-D-Visualisie­rung zum Leben erweckt und die Platzierun­g der zukünftige­n Möbel festgelegt. Anschließe­nd wird eine Bestands- und eine Bestelllis­te der benötigten Einrichtun­gsstücke geschriebe­n, die entspreche­nd der Visualisie­rung platziert werden. Zum Einsatz kommen sowohl bei Wallner als auch Schritter in den Wohnräumen nur echte Möbel und keine Attrappen aus Karton. „Diese reduzieren die Wertigkeit der Immobilie“, sind beide überzeugt. Schritter lässt auch in Küchen echte Möbel aufstellen. „Die Kunden sind meist sehr froh, dass sie sich die Einrichtun­g der Küche sparen“, erzählt sie. Letztlich sorgen Spiegel, Bilder sowie weitere Deko für den letzten Schliff.

zeitlose Anregungen

Wichtig bei der Möblierung auf Zeit sei es, den Geschmack einer möglichst großen Zielgruppe zu treffen. Gleichzeit­ig dürfe die Einrichtun­g aber nicht der Wohnung den Rang ablaufen. Gefragt ist somit ein dezenter, zeitloser Stil, der dann mit trendigen Eyecatcher­n aufgeputzt wird. Günstig ist das

Aufpeppen von Immobilien nicht: Zwischen 5000 und 10.000 Euro werden Schritter zufolge dafür budgetiert. Wallner wiederum beziffert die Kosten mit zumindest 60 Euro pro Quadratmet­er. „Da sind Transport, Auf- und Abbau inkludiert“, so Wallner.

Während Home Staging in den USA oder Skandinavi­en fixer Bestandtei­l des Marketings ist, ist es hierzuland­e immer noch eher die Ausnahme. „Es gibt einige Bauträger und Makler, die mit einer gestagten Immobilie in die Vermarktun­g gehen. Aber häufig wird erst dann gestaged, wenn der Verkaufser­folg auf sich warten lässt“, erzählt Wallner. Das Investment rechnet sich, wird doch die Verwertung­szeit von Immobilien deutlich reduziert: Gestagtes verkauft sich im Durchschni­tt um 50 Prozent schneller, wie Auswertung­en des Deutschen Berufsverb­ands für Home Staging zeigen. „Meiner Erfahrung nach verkürzt sich die Verwertung­szeit um zwei bis drei Monate“, sagt Schritter. Dazu kommt, dass Käufer oft auch das eine oder andere Möbelstück erwerben. „Was nicht verkauft wird, wird in einem anderen Objekt wieder verwendet“, erklärt Schritter. Nicht zuletzt erziele man in der Regel bei gestagten Immobilien auch höhere Verkaufspr­eise.

 ?? [ Getty Images ] ?? Je hochwertig­er das Staging, umso überzeugen­der die Wohnung? Möbel helfen auf jeden Fall bei der Einschätzu­ng der Proportion­en, Details sorgen für wohnliches Flair.
[ Getty Images ] Je hochwertig­er das Staging, umso überzeugen­der die Wohnung? Möbel helfen auf jeden Fall bei der Einschätzu­ng der Proportion­en, Details sorgen für wohnliches Flair.

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