Die Presse

Ein neuer niederländ­ischer Volkstribu­n

Neo-Partei. Der frühere christdemo­kratische Abgeordnet­e und Aufdecker Pieter Omtzigt tritt mit einer neuer Partei bei der Wahl im November an. Er könnte die politische Landschaft grundlegen­d verändern.

- Von unserem Korrespond­enten

Das breite politische Spektrum der Niederland­e ist um eine neue Partei reicher. Ihr Name: Nieuw Sociaal Contract (NSC) – Neuer Sozialer Vertrag. Ihr Gründer: Pieter Omtzigt. Der 49-Jährige wird bei den Parlaments­wahlen Ende November als Spitzenkan­didat antreten. Die Meinungsum­fragen sagen ihm gute Chancen voraus.

Die Gründung der neuen Partei, obzwar erwartet, ist dennoch eine Sensation. Denn der ehemalige Christdemo­krat Omtzigt gilt als einer der populärste­n Politiker des Landes. Nach einem heftigen Streit mit der Parteispit­ze der Christdemo­kraten (CDA) verließ Omtzigt vor zwei Jahren die Regierungs­partei in der Viererkoal­ition unter Premier Mark Rutte, um fortan als unabhängig­er Abgeordnet­er im Parlament in Den Haag zu sitzen. Bei der letzten Wahl im Jahr 2021 erhielt Omtzigt mehr als 300.000 Erststimme­n.

Demoskopen prognostiz­ieren nun sogar, dass Omtzigt mit seiner NSC aus dem

Stand heraus bei der Neuwahl stärkste Partei werden und fast ein Drittel der 150 Abgeordnet­ensitze erobern könnte. Die größte Partei, Ruttes Partei für Freiheit und Demokratie (VVD), hält derzeit 34 Mandate. Omtzigt könnte somit der ebenfalls neuen Bauern-Bürger-Bewegung (BBB), die bei den Regionalwa­hlen im März zur stärksten Kraft aufgestieg­en ist, den Rang ablaufen.

Reformidee­n

Omtzigt dürfte mit seiner NSC das politische Kräftefeld entscheide­nd verändern. Doch er betonte: „Ich will nicht Ministerpr­äsident werden. Ich will weiter im Parlament als Abgeordnet­er arbeiten.“Im September will Omtzigt seine Kandidaten­liste und das Parteiprog­ramm präsentier­en. Die Kernpunkte stehen fest: eine effektive und transparen­te Verwaltung, Wohnungsba­u und soziale Sicherheit für die Bürger, Verbesseru­ng und Vertiefung der internatio­nalen Zusammenar­beit, Gründung eines obersten Verfassung­sgerichts und eine Reform des Wahlrechts.

Außerdem will der Ökonom Omtzigt Reformen in der Eurozone durchsetze­n, um den Euro stabiler und härter zu machen. Eine Zusammenar­beit mit den beiden rechtspopu­listischen Parteien, der Freiheitsp­artei PVV des Geert Wilders und des Forums für Demokratie FvD des Thierry Baudet, schließt Pieter Omtzigt kategorisc­h aus. Auch mit der Bauern-Bürger-Bewegung will er nicht kooperiere­n.

Den Christdemo­kraten, die ihn in die Partei zurückhole­n wollten, hat er mit der Neugründun­g eine knallharte Absage erteilt – sie ist eine Art CDA 2.0. Den Niederländ­ern imponiert seine Hartnäckig­keit und sein Gerechtigk­eitssinn. Er hat sich als Aufdecker mit dem Stil eines Volkstribu­ns einen Namen gemacht – und so 2021 die Regierung Rutte III gestürzt.

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[Websitecda.nl] Parteigrün­der Pieter Omtzigt.

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