Wahrscheinlichkeit für EZB-Zinspause steigt
Die Konjunkturaussichten in der Eurozone trüben sich zunehmend ein.
Jackson Hole. Die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) sind wegen der sich eintrübenden Konjunkturaussichten Insidern zufolge zunehmend besorgt. Die Wahrscheinlichkeit einer Zinspause nehme zu, auch wenn die Debatte noch nicht abgeschlossen sei, sagten mehrere mit den Diskussionen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.
Die EZB hat im Kampf gegen die Inflation seit Sommer 2022 bereits neun Mal in Folge die Zinsen angehoben – zuletzt im Juli um einen Viertelprozentpunkt. Der am Finanzmarkt wichtige Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder erhalten, liegt inzwischen bei 3,75 Prozent – das höchste Niveau seit 23 Jahren. Für die nächste Zinssitzung am 14. September hat sich die EZB bislang alle Optionen offen gelassen.
Erhöhung unwahrscheinlich
Gespräche mit acht Währungshütern in Europa sowie am Rande des Notenbank-Symposiums in Jackson Hole deuten inzwischen darauf hin, dass sich die Stimmung ändert. In den vergangenen sechs Wochen waren mehrere wichtige Konjunkturindikatoren hinter den Erwartungen zurückgeblieben. „Die Zahl der Stimmen, die für eine Pause plädieren, nimmt mit dem Eintreffen von Daten zu“, sagte einer der Insider. Mehrere Euro-Wächter merkten an, sie sähen die Wahrscheinlichkeit zwischen einer Anhebung und einer Pause inzwischen gleichmäßig verteilt. Eine kleinere Zahl von Währungshütern sah eine Pause dagegen als wahrscheinlicher an. Keiner der Währungshüter hielt eine Anhebung für das wahrscheinlichste Resultat – selbst wenn dies ihre bevorzugte Option ist. Vor sechs Wochen wurde dagegen noch eine Anhebung als das wahrscheinlichste Szenario angesehen.
Alle Insider stimmten überein, dass selbst bei einer EZBZinspause klar gemacht werden müsse, dass die Arbeit der Notenbank noch nicht getan sei. Zuletzt lag die Teuerung bei 5,3 Prozent und damit über dem Inflationsziel von zwei Prozent. (Reuters)