Jetzt kann sich Trump auch noch mit Jane Fonda vergleichen
Donald Trump wurde mit einem Polizeifoto bedacht. Was seine Gegner ersehnten, könnte ihm nutzen: Promi-Mug-Shots sind in den USA Kult.
Viel Aufhebens wurde darum gemacht, dass Donald Trump sich im Zuge der jüngsten Anklage gegen ihn die Anfertigung eines sogenannten Mug Shots – also eines erkennungsdienstlichen Polizeifotos – gefallen lassen musste. Doch der Trommelwirbel mündete am Freitag in einen enttäuschenden Tusch: Das Bild, das in die Datenbank des Bezirksgefängnisses von Fulton County in Atlanta, Georgia, eingespeist wurde, unterscheidet sich nur unwesentlich von anderen Trump-Porträts. Ernst und unbeeindruckt blickt der 77-Jährige in die Kamera, Anzug, Krawatte und Überkämmfrisur sitzen wie eh und je. Markant ist am Schnappschuss nur das Emblem des Sheriff’s Office im linken oberen Eck.
Das hatten sich Trump-Gegner, die der Aufnahme freudig entgegenfieberten, wohl anders vorgestellt. Sie hofften auf ein Bild, das den Ex-Präsidenten entwürdigt, in zerrauftem, entgeistertem Zustand zeigt. Und ihn so endgültig als das punziert, was sie in ihm sehen: ein kriminelles Element, das an der Spitze der USA nichts verloren hat. Im Netz kursieren seit Längerem Fahndungsfoto-Fakes dieser Art, bisweilen aufgeputzt mit diversen „verbrecherischen“Accessoires: einem kleinen Schild mit Aktenzeichen oder Markierungen zur Größenvermessung im Hintergrund.
Trump selbst hingegen, ein Mythenstricker par excellence, stellt es sich eher so vor: Sein Mug Shot wird zum Verkaufsschlager und ein Teil der amerikanischen Popkultur. Er will das Bild in seinen Präsidentschaftswahlkampf integrieren und stellte es bedeutungsschwanger auf X (vormals Twitter) – sein erster Post nach einer langen Sperre auf der Plattform. Auf TShirts kann das Porträt bereits käuflich erworben werden, unter dem Bild prangt trotzig der Schriftzug: „Never surrender!“(„Gib niemals auf!“).
Die Instrumentalisierung war absehbar. Mug Shots sind in den USA Kult: Eine reizvolle Outlaw-Aura im Geiste von Bonnie und Clyde umweht diese Symbole einer hoch kriminalisierten Gesellschaft. Manche Polizeifotos von Prominenten wurden sogar zu Protestikonen umfunktioniert. Etwa eines von Jane Fonda aus 1970, auf dem sie die linke Hand kämpferisch nach oben streckt. Es ging um die Welt, hängt heute in Ateliers und Wohnungen und gilt als Sinnbild für Fondas Rebellion gegen den Vietnam-Krieg. Verhaftet wurde die Schauspielerin damals in Cleveland, mit dem Vorwurf, sie würde Drogen schmuggeln. Doch verärgerte ihr Aktivismus bekanntlich die Nixon-Regierung. CIA und FBI waren ihr auf den Fersen.
So – gleichwohl unter völlig anderen Vorzeichen – will sich nun auch Trump inszenieren: als ein heroischer Dissident, der staatlichen Häschern selbst in Gewahrsam die Stirn bietet. Angesichts der bedingungslosen Loyalität vieler seiner Anhänger könnte ihm das durchaus gelingen.