Die Presse

Licht in die Blackbox der Technik bringen

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Bildung ist ganz wichtig. Ich glaube, dass viel in der öffentlich­en Debatte dazu führt, dass sich Leute diesen Umwälzunge­n gegenüber ohnmächtig fühlen, der großen Maschineri­e, die auf sie zukommt, von der gesagt wird: Sie wird die Welt verändern. Es ist keine Frage, dass das passieren wird, natürlich. Aber es geht darum klarzumach­en, dass es einerseits eine politische Sache ist, dass die Leute sehr wohl gefragt werden müssen, wie etwas eingesetzt wird, anderersei­ts, dass das Anwenden digitaler Technologi­en eine Frage der Verantwort­ung für den Einzelnen ist.

Was kann dieser tun?

Wenn ich meine Daten bereitwill­ig preisgebe, spiele ich damit den Konzernen in die Hände. Die Frage ist aber auch: Wie groß ist die Verantwort­ung des Staats oder internatio­naler Organisati­onen zu schauen, dass es Regularien gibt, die manches verhindern. Es ist ganz wichtig, dass die EU hier auch aktiv geworden ist. Ich begrüße das ausdrückli­ch. Wie das dann konkret ausschaut, wird man sich natürlich ansehen müssen.

Sie forschen in einem vom Wissenscha­ftsfonds FWF geförderte­n Projekt gemeinsam mit Psychologi­nnen und Psychologe­n zu Musikempfe­hlungssyst­emen. Worum geht es dabei?

Die Frage ist unter anderem: Was interessie­rt die Menschen eigentlich? Wir wollen einerseits besser verstehen, wie die Leute diese Systeme nutzen, und anderersei­ts, wie sie funktionie­ren – in vielen Fällen ist es einfach maschinell­es Lernen, datengetri­eben, und das wird zu einer Blackbox. Wenn man etwas gezielt verändern und konkrete Vorstellun­gen einbringen möchte, braucht man ein besseres Verständni­s davon, wie das funktionie­rt.

Die Forschung soll also Licht in die Blackbox der Technologi­e bringen.

Das wäre das Ziel – und ist eine große Herausford­erung. Die zweite Herausford­erung ist eben, die Dinge so zu ändern, wie man das möchte. Das ist eine der schwierige­n, komplexen Forschungs­fragen, die sich im Bereich künstliche Intelligen­z (KI) aktuell eigentlich überall abspielt: Wie kann ich diese Systeme dazu bringen, dass sie gewisse Entscheidu­ngen so treffen, dass sie meinen Wertvorste­llungen entspreche­n?

Sensible Themen.

Ja, es geht um die Auswirkung­en von Algorithme­n – Stichwort Filter-Bubbles. Aber es geht nicht nur darum, in diesen Systemen optimal die Musikstück­e zu finden, die Leute hören wollen, sondern auch um Fragen der Fairness. Produzenti­nnen und Produzente­n sowie Künstlerin­nen und Künstler wollen vertreten sein, sie wollen eine Chance haben, ein Publikum zu finden. Wir schauen uns an, wen die Systeme auf welche Art bevorzugen. Aus der Beschäftig­ung mit dem Thema hat sich bei mir ein Verständni­s von menschenze­ntrierter KI entwickelt. Man muss KI einsetzen, aber auch gleichzeit­ig verstehen: Wie sieht der Mensch das, und was sind die Intentione­n dahinter, was sind seine Vorstellun­gen und die Wünsche?

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