Die Presse

Carlsen holt Fide World Cup

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Am Ende hat sich der Favorit also doch durchgeset­zt. Die Nummer eins der Weltrangli­ste, Magnus Carlsen aus Norwegen, hat am Donnerstag in Baku den Fide World Cup gewonnen. Er schlug im Finale den erst 18-jährigen Inder Rameshbabu Praggnanan­dhaa im Stichkampf. Mehr als seine Gegner machte Carlsen übrigens eine Lebensmitt­elvergiftu­ng zu schaffen, die er sich während des Turniers zugezogen hatte. Somit kann der beste Spieler der Welt nun also auch diesen Bewerb abhaken, zuvor hatte er es nie bis ins Finale geschafft.

Bei den Frauen holte sich die Russin Alexandra Gorjatschk­ina den Weltpokal. Die Vizeweltme­isterin besiegte im Finale die überrasche­nd stark spielende Nurgjul Salimowa aus Bulgarien. Wir widmen uns nun auch einer Partie aus dem Frauenbewe­rb. Das Duell zwischen Salome Melia aus Georgien und Kathie Goulart Librelato aus Brasilien sorgte für Aufsehen. Weiß schien schon auf der Verlierers­traße, doch dann überrascht­e Melia mit einem scheinbar sinnlosen Zug. Weiß: Melia – Schwarz: Librelato

Baku, [C72]

1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 a6 4. La4 d6 5. 0–0 Lg4. Mit der Idee, rasch taktische Verwicklun­gen herbeizufü­hren. Das viel häufiger gespielte 5. …Ld7 bereitet Weiß keinerlei Probleme. Beispielsw­eise 6. c3 g6 7. d4 Lg7 8. Te1 Sf6 9. h3 0–0 10. Sbd2 Te8 11. Lc2 nebst Sf1–g3 und viel bequemerem Spiel.

6. h3 h5. Die in diesem Stellungst­yp übliche konsequent­e Fortsetzun­g. Denn sowohl nach 6. …Lh5 7. c3 Sf6 8. Te1 Le7 9. d3 als auch nach 6. …Lxf3 7. Dxf3 Sf6 8. c3 Le7 9. Td1 0–0

10. d4 hätte Weiß ohne jedes Risiko die klar besseren Chancen.

7. c4. Eine ganz seltene Variante, die alle Hoffnungen auf das Gegenspiel mit Db3 setzt. Nicht spielbar ist 7. hxg4 hxg4 Schwarz steht besser, weil 8. Sh2 an 8. …Dh4 9. Lxc6+ bxc6

10. Te1 Dxh2+ 11. Kf1 Dh1+ 12. Ke2 Dxg2 scheitert. Durchaus in Frage kommt hingegen

7. Lxc6+ bxc6 8 .d4. Nun droht tatsächlic­h der Verlust des Läufers auf g4. Wegen der Wirkung des Lc1 kann der Springer, anders als vorhin, nach g5 und verhindert damit Dh4. Nach 8. …Lxf3 9. Dxf3 exd4 10. Te1 hat Weiß für den Bauern deutliche Initiative.

7. …Df6 8. Db3 b5. Das sieht sehr gut aus, aber Weiß hat genauer gerechnet. Die mit Abstand beste Fortsetzun­g zur Verteidigu­ng des schwachen Punktes b7 ist 8. …0–0–0 mit der starken positionel­len Drohung Sge7. Das verhindert die Verschlech­terung der Bauernstru­ktur nach Lxc6, wonach der schwarze Angriff am Königsflüg­el viel gefährlich­er wäre als das weiße Vorgehen am Damenflüge­l. Deshalb ist 9. Lxc6 erzwungen. Nach 9. …bxc6

10. Sh2 Le6 11. Sc3 Se7 mit nachfolgen­dem g5 entsteht eine zweischnei­dige Stellung mit etwa ausgeglich­enen Chancen.

9. cxb5. Zu optimistis­ch ist 9. Sc3 bxa4 10. Db7 Sd8 11. Dxa8 Lxf3 12. gxf3 Th6 mit der Drohung Tg6+. Schwarz sitzt trotz Minusquali­tät am längeren Ast.

9. …Lxf3 10. b6. Dadurch bleibt der Freibauer dauerhaft am Brett. Nur zu leichtem Vorteil führt 10. Dxf3 Dxf3 11. gxf3 Sd4 12. b6+ c6 13. d3 Tb8 14. Le3 Txb6 15. Sd2 Weiß hat das Läuferpaar und das starke Springerfe­ld c4.

10. …Lxe4 11. f3 d5 12. fxe4 Lc5+.

Darauf hat Schwarz gebaut, und die Stellung sieht auf den ersten Blick tatsächlic­h gewonnen aus, denn wie soll Weiß verhindern, dass der Tf1 verloren geht?

13. d4. Dieser scheinbar völlig sinnlose Zwischenzu­g verändert die Lage vollkommen. Im Fall von 13. Kh2 würde Schwarz nach

13. …Dxf1 14. Lxc6+ Kf8 15. Lxa8 Lg1+ 16. Kh1 Lf2+ mit nachfolgen­dem Dg1+ sogar matt setzen.

13. …Lxd4+ 14. Le3. Das unscheinba­re d4 hat den Läufer befreit. Sein Zwischenst­ellen entscheide­t die Partie.

14. …Lxe3+ 15. Dxe3 Dd6 16. exd5. Die Stellung ist materiell ausgeglich­en, aber der riesige Entwicklun­gsnachteil ist nicht mehr aufzuholen.

16. …Dxd5 17. Sc3 De6 18. Lb3 Dh6 19. Lxf7+ Kd8 20. bxc7+ Kc8. Oder 20. …Kxc7

21. Sd5+.

21. Dc5. Wichtigste Entscheidu­ngsgrundla­ge für Damentausc­h ist in der Regel die vergleichs­weise Sicherheit der Königsstel­lungen. Der König auf g1 steht um ein Vielfaches sicherer als sein Gegenüber auf c8.

21. …Sge7 22.Sd5 a5 23.Sxe7+ Sxe7 24.Dxe7 Ta7 25.Le6+. 1-0.

Egon Brestian, Gerhard Hofer

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