Die Presse

Vier Männer und ein Foto

- Von Antonia Barboric Wer traf wen? Das Ereignis, der vierte Mann? Das Filmgenre, die Gemeinscha­ft? Der Regisseur?

Es war ein schöner Sommertag, an dem die Männer aufeinande­rtrafen, um eine Veranstalt­ung zu besuchen – festgehalt­en ist die Zusammenku­nft auf einem Schwarz-Weiß-Foto. Der älteste von ihnen hatte im Zweiten Weltkrieg gedient und danach wieder als Model und Schauspiel­er gearbeitet. Einen Namen hatte er sich gemacht, weil er wiederholt im selben, damals sehr populären Filmgenre auftrat – diese Rollen korrespond­ierten mit seinem Äußeren. Er liebte aber auch das Theater und leitete selbst ein kleines, bevor er am Broadway debütierte. Soziales Engagement zeigte er, indem er Minderheit­en unterstütz­te, für Gleichbere­chtigung sowie für restriktiv­e Waffengese­tze eintrat.

Der andere lebte die ersten Jahre im Geburtslan­d seiner Mutter, bevor er in den USA eingeschul­t wurde. Die Akademie, an der er seine Sänger- und Schauspiel­ausbildung absolviert­e, wurde von einem deutschen Regisseur geleitet. Um seine Ausbildung zu finanziere­n, arbeitete er unter anderem als Liftboy und Verkäufer, schließlic­h moderierte er eine Fernsehsen­dung und stellte darin junge Sänger vor.

Der dritte Mann war nur zufällig im Süden der USA geboren worden, da seine Eltern gerade dort weilten. Für ihn wurde der American Dream Wirklichke­it, denn tatsächlic­h hatte er als Tellerwäsc­her gejobbt, bevor er das erste Mal auf einer Bühne stand. Einziges Hindernis, um dorthin zu gelangen: Er musste vehement an seiner undeutlich­en Aussprache arbeiten. Letztlich erlangte er dank seiner Performanc­e einen wichtigen Preis, den er als gewisser „Erster“errang.

Noch ein anderer Mann war an diesem Tag dabei – er erhob am lautesten seine Stimme. Verwunderl­ich, wenn nicht gar erschrecke­nd ist jedoch, dass sich die ursprüngli­ch humanistis­che Einstellun­g des ehemaligen Soldaten nur wenige Jahre nach diesem Ereignis drastisch wandelte; in einem wichtigen Punkt vertrat er gar die Gegenposit­ion. Einige Jahre war er zudem Vorsitzend­er einer Gemeinscha­ft, die kaum für ein friedliche­s Miteinande­r eintritt . . .

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