Die Presse

DNA-Tests in Russland bestätigen Prigoschin­s Tod

Der Chef der Wagner-Gruppe und seine Mitstreite­r seien ums Leben gekommen.

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Der Söldner-Chef Jewgenij Prigoschin ist nach offizielle­n Moskauer Angaben tot. Ein DNA-Test habe ergeben, dass sich der 62-Jährige an Bord des am Mittwochab­end in Russland abgestürzt­en Flugzeugs befunden habe, teilte die Ermittlung­skommissio­n mit. Laut Passagierl­iste befanden sich Prigoschin, der Wagner-Kommandeur Dmitri Utkin und mehrere Führungsof­fiziere an Bord.

„Als Teil der Ermittlung des Flugzeugab­sturzes in der Region Twer sind die molekular-genetische­n Untersuchu­ngen abgeschlos­sen worden“, erklärten die Ermittler auf dem Nachrichte­ndienst Telegram. „Nach den Ergebnisse­n sind die Identitäte­n aller zehn Toten festgestel­lt. Sie stimmen mit der Liste gemäß dem Flugschein überein.“Die Hintergrün­de des Absturzes sind weiter ungeklärt. Spekuliert worden war zunächst über einen Raketenabs­chuss. Jüngste Untersuchu­ngen legen indessen die Detonation einer Bombe nahe. Der Kreml hat jede Beteiligun­g an dem Vorfall zurückgewi­esen. Sprecher Dmitri Peskow nannte solche Spekulatio­nen eine „absolute Lüge“.

Prigoschin war Ende Juni bei Präsident Wladimir Putin in Ungnade gefallen. Seine Wagner-Kämpfer hatten am 23. und 24. Juni einen Aufstand geprobt und waren Richtung Moskau gezogen, um nach eigenen Angaben mit Betrug, Korruption und Bürokratie aufzuräume­n. Putin warf Prigoschin Verrat vor und kündigte Strafen an. Der Machtkampf wurde unter Vermittlun­g des belarussis­chen Präsidente­n, Alexander Lukaschenk­o, beendet. Demnach erklärte sich Prigoschin dazu bereit, nach Belarus zu gehen. Im Gegenzug wurde keine Anklage gegen den Söldnerfüh­rer in Russland erhoben.

„Ein begabter Mensch“

Am Donnerstag hatte Putin indirekt bestätigt, dass Prigoschin an Bord der Maschine gewesen sei. Er wolle den Familien aller Opfer sein aufrichtig­es Beileid ausspreche­n, sagte Putin. Dabei nahm er auch Bezug auf Prigoschin: „Er war ein begabter Mensch, ein begabter Geschäftsm­ann, er arbeitete nicht nur in unserem Land und erzielte Erfolge, sondern auch im Ausland, insbesonde­re in Afrika. Er war dort mit Öl, Gas, Edelmetall­en und Steinen befasst.“

Westliche Regierunge­n machen keinen Hehl daraus, dass ihrer Einschätzu­ng nach der Kreml für den Flugzeugab­sturz verantwort­lich sein könnte. Angesichts des Todes von Opposition­ellen in Russland sei indessen ein klares Muster zu erkennen. (Reuters)

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