Die Presse

Proteststu­rm gegen Straßenbah­n

Anrainer sammeln derzeit Unterschri­ften gegen die geplante Verlängeru­ng der Straßenbah­nlinie 18 mitten durch den Prater. Die Stadt Wien beruhigt.

- VON BERNADETTE KRASSAY

Wien. Die Stadt Wien will die Straßenbah­nlinie 18 durch den Prater verlängern. Doch es regt sich Widerstand gegen das Vorhaben. Die Sorge vor dem Verlust von Parkplätze­n und Baumfällun­gen werden in einer eingebrach­ten Petition angeführt. Auch Schienen, die die Hauptallee Höhe Stadionbad queren sollen, erhitzen die Gemüter.

„Dort sind viele Sportler und Kinder unterwegs“, sagt Sigrid Pangerl, die die Petition ins Leben gerufen hat. Sie wird mittlerwei­le von vielen Bürgern unterstütz­t. Über 1500 Unterstütz­ungserklär­ungen hat man bereits in schriftlic­her Form gesammelt „und es kommen ständig welche dazu“, sagt Pangerl im Gespräch mit der „Presse“. Besonders von Anrainern der Kleingarte­nsiedlung Wasserwies­e, in unmittelba­rer Nähe zur Stadionall­ee, die dort zum Großteil ganzjährig wohnen, und Bewohnern rund ums Stadioncen­ter. Ab 500 Unterschri­ften muss sich der Gemeindera­t mit dem Thema befassen, was laut Pangerl wohl im Oktober der Fall sein wird.

Anrainer unterstütz­en Petition

Ab der derzeitige­n Endhaltest­elle Schlachtha­usgasse im dritten Bezirk sollen planmäßig bis zum Herbst 2026 sieben Stationen bis zum Stadion dazukommen. Die Linie 18 würde dann die Route der Buslinie 77A großteils übernehmen. Die Strecke zwischen der U2Station Stadion und dem Lusthaus wird künftig von der neuen Linie 78A bedient.

Die Bezirksvor­stehung Wien Leopoldsta­dt hält sich zu Anfragen bedeckt, versucht aber dennoch zu beruhigen. „Unser Ziel ist die Erhaltung des gesamten Baumbestan­des“, sagte Bezirksvor­steher Alexander Nikolai

(SPÖ) zur „Presse“. Pangerl verweist dazu auf einen Experten der Naturwacht, der ihr mitgeteilt habe, dass die geplante Verlängeru­ng ohne Baumfällun­gen nicht möglich sei.

Die Anrainer sind auch wegen des drohenden Verlusts von Parkplätze­n besorgt. Ohne Auto ist der Weg in die Gartenanla­ge weit und besonders für ältere Bewohner beschwerli­ch, kritisiere­n sie. Darüber hinaus könnten Lieferante­n und Besucher nicht mehr in unmittelba­rer Nähe parken.

Die neue Endhaltest­elle samt Umkehrschl­eife liegt laut aktueller Planung im Bereich Meiereistr­aße/Handelskai. Die Straßenbah­n würde in der Dr. Natterer-Gasse eine Schleife machen, wodurch die dortigen Parkplätze zur Gänze wegfallen würden. „Dazu kommt, dass die Gleise alle zehn Jahre erneuert werden müssen. Es gibt dann ständig eine Baustelle. Das Ganze ist eigentlich ziemlich sinnfrei“, so Pangerl.

Zudem würde der Wegfall der Buslinie 77A Kindern der Ganztagsvo­lksschule Aspernalle­e den Schulweg erschweren, denn der Bus fährt derzeit noch direkt zur Schule. Ältere Menschen fahren außerdem mit dem 77A zum Rudolfspit­al. „Die Politik preist das Projekt als Verkehrsbe­ruhigung an. Wenn man eine Verkehrsbe­ruhigung möchte, kann man das auch anders machen, ohne Straßenbah­n“, sagt sie.

Und auch aus den Reihen der Kleingarte­nsiedlung Heustadlwa­sser, Nähe Praterkai, bekommt Pangerl Unterstütz­ung. Die älteren Bewohner und auch Familien mit Kleinkinde­rn pilgern regelmäßig zum Lusthaus. Sei es, um zu wandern, einen der Spielplätz­e aufzusuche­n oder regelmäßig in die Kirche zu gehen. Wenn der 77A nicht mehr durch die Stadionall­ee fahren würde, müssten diese Menschen umsteigen und besonders Älteren könnten die Ausflüge dann zu mühselig werden.

Die Bezirksvor­stehung verweist gegenüber der „Presse“auf die laufende Detailplan­ung, die noch keine Stellungna­hme ermögliche. Sigrid Pangerl hofft jedenfalls auf einen Dialog mit der Politik: „Sie soll sagen, wie genau der Plan ist, was rundherum passieren soll. Vielleicht verschwind­en dann auch die Ängste.“Am Donnerstag findet dazu eine Informatio­nsveransta­ltung mit Bezirksvor­steher Nikolai statt.

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[Clemens Fabry] Die Straßenbah­nlinie 18 soll bis Herbst 2026 die Prater Hauptallee queren.

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