Die Presse

Harry Kanes Aura und die spezielle Bayern-Chemie

Doppelpack nach „verrückten Wochen“– München liegt Harry Kane zu Füßen.

- VON MICHAEL STADLER

Ist er die rund 100 Millionen Euro wert, die der FC Bayern für ihn an Tottenham überwiesen hat? In München pokerten die Vereinsver­antwortlic­hen mit Harry Kane so hoch wie noch nie. Bisher ging die Rechnung voll auf. Nicht zuletzt aus Marketing-Sicht. So sprengte der Verkauf der Trikots mit der Nummer neun nach Bekanntgab­e des Transfers (12. August) alle bisherigen Rekorde in München: „In einer Woche wurden an die 50.000 Kane-Trikots verkauft, am ersten Tag nach seiner Verpflicht­ung fast 15.000. In unseren Fanshops haben wir gleich am ersten Tag insgesamt rund eine Million Euro Umsatz gemacht”, sagte Uli Hoeneß, Aufsichtsr­atsmitglie­d und Ehrenpräsi­dent des Klubs, gegenüber der „Welt“.

Doch auch in sportliche­r Hinsicht erwies sich Kane sofort als Goldgriff. Nach je einem Treffer und Assist zum Bundesliga-Auftakt gegen Bremen (4:0) legte der 30jährige Engländer in seinem zweiten Spiel am Sonntag gleich mit einem Doppelpack gegen Augsburg (3:1) nach. München liegt ihm schon jetzt zu Füßen. „Es war ein besonderes Gefühl. Ich weiß es zu schätzen, wenn ihr meinen Namen im Stadion singt“, richtete sich Kane unmittelba­r nach dem zweiten Saisonsieg auf Instagram an die

Fans. Der Brite gibt sich nahbar und lebt schon jetzt das „Mia san Mia.“

Verantwort­ung und Hilfe

Das Zusammensp­iel mit seinen neuen Teamkolleg­en entwickelt sich ebenso prächtig – und schnell. „Ich liebe die Chemie in der Mannschaft, wir wachsen mehr und mehr zusammen. An jedem Tag, in jedem Training, in jedem Spiel lernen wir mehr über uns“, sagte Kane. Joshua Kimmich glaubt, dass Kane der gesamten Münchner Offensivab­teilung einen Schub geben wird. „Ich denke, dass er unseren Außenspiel­ern guttun wird, weil die den ein oder anderen Raum mehr bekommen werden, weil die Verteidige­r sich auf Harry fokussiere­n werden“, sagte der

Deutsche und fügte an: „Wir merken schon, dass er Verantwort­ung übernehmen möchte und wie sehr er unserem Spiel helfen möchte.“

Kane wird von Leroy Sané, Serge Gnabry und Co. schon gesucht – aber noch nicht genug. „Wir werden ihn noch mehr finden“, versprach Trainer Thomas Tuchel in der Sendung „Blickpunkt Sport“und lobte den Stürmersta­r von der Insel: „Harry ist kein Lautsprech­er, du spürst aber einfach, dass der Mix außergewöh­nlich ist, seine Persönlich­keit, seine Bescheiden­heit, seine Qualität.“

Dennoch: Sowohl Kane als auch Tuchel orteten noch generelles Steigerung­spotenzial. Als „wieder etwas verkrampft, stockend, nicht frei genug“, empfand der Trainer sein Team gegen Augsburg. „Wir wirken gehemmt zu Hause.“Als Blockadelö­ser haben die Münchner Kane verpflicht­et. „Er ist ein Weltklasse­fußballer, ein großartige­r Typ, macht richtig was her“, lobte Mittelfeld­spieler Leon Goretzka den Angreifer. „Man merkt gleich seine Aura in der Kabine.“

Wobei die Anfangszei­t mit zahlreiche­n Marketingt­erminen, Interviews und der Geburt seines vierten Kindes auch Spuren bei Kane hinterlass­en hat. „Es liegen verrückte und aufregende Wochen hinter mir“, sagte er am Sonntag geschafft. Umso mehr freut er sich auf private Normalität, wenn seine Familie in den kommenden Wochen aus London ins gemeinsame Haus nach München umzieht. „Es wird toll, mit ihnen hier zu sein“, sagte der Kapitän der englischen Nationalma­nnschaft.

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[Reuters / Leonhard Simon] Harry Kane ist beim FC Bayern schon Führungssp­ieler.

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