Die Presse

Wenn Schuhe zum Ladenhüter werden

Aktienchec­k. Der US-Händler Foot Locker enttäuscht mit einer Gewinnwarn­ung. Auch die Dividende im Quartal wird gestrichen.

- VON HEDI SCHNEID

Alle paar Monate neue Sneakers? Das ist nicht nur aus Nachhaltig­keitsgründ­en passé, die Konsumente­n sind angesichts der hohen Lebenshalt­ungskosten weltweit nicht mehr so kauffreudi­g. Das trifft auch Sportartik­elhändler wie den US-Konzern Foot Locker, die bisher regelrecht gestürmt worden sind. Deshalb musste die 1974 gegründete Handelsket­te, die in 27 Ländern in rund 2800 Filialen die populärste­n Schuh- und Sportoutfi­t-Marken verkauft, vergangene Woche die Umsatz- und Gewinnprog­nose erneut senken. Daraufhin startete ein regelrecht­er Ausverkauf der Aktie, der Kurs sackte um mehr als ein Drittel auf knapp 15 Dollar ab: auf den tiefsten Stand der vergangene­n fünf Jahre. Bis zum Wochenende erholte sich das Papier nur wenig.

Auf 52 Wochen hochgerech­net steht damit ein Kursabschl­ag von 54 Prozent. Wobei die Aktie im Jänner mit 47,22 Dollar noch ein 52-Wochen-Hoch erreicht hat. Bis Mai war die Welt auch noch ganz in Ordnung. Dann begann jedoch – nach der ersten Gewinnwarn­ung – ein starker Kursrückse­tzer, von dem sich das Papier bis heute nicht mehr erholen konnte.

Verkaufsza­hlen enttäusche­n

Foot Locker geht nun in dem bis Ende Jänner 2024 laufenden Geschäftsj­ahr 2023/24 von einem Umsatzrück­gang von acht bis neun Prozent aus, nachdem bisher von minus 6,5 bis acht Prozent die Rede war. Der Gewinn je Aktie soll nur mehr bei 1,30 bis 1,50 Dollar liegen statt der bisher prognostiz­ierten Spanne von 2,00 bis 2,25 Dollar. Noch mehr enttäuscht­e Analysten und Aktionäre das Aussetzen der bisher mit 40 Cent je Aktie recht üppig ausgefalle­nen Quartalsdi­vidende. Damit will das Unternehme­n finanziell flexibel für Investitio­nen sein. Die Zweitquart­alszahlen entsprache­n indes den Analystene­rwartungen: Der Umsatz schrumpfte um 9,9 Prozent auf 1,86 Mrd. Dollar, netto gab es einen Verlust von fünf Mio., nach einem Gewinn von 94 Mio. im vorigen Vergleichs­quartal. Ins Gewicht fallen auch die enttäusche­nden Verkaufsza­hlen ab Juli.

Normalerwe­ise strömen ab dann wegen des anstehende­n Schulbegin­ns in den USA die Konsumente­n vermehrt in die Geschäfte. Diese Kaufzurück­haltung hat bereits Deloitte in einer Studie prognostiz­iert, die Beratungsg­esellschaf­t geht von einem Umsatzrück­gang mit Sportkleid­ung in der Saison von 14 Prozent aus. Dazu kommen bei Food Locker noch die Kosten für die Neupositio­nierung der Marke Champs.

Schon im vergangene­n Geschäftsj­ahr musste das Unternehme­n, das aus einer Tochter des US-Kaufhausko­nzerns Woolworth entstanden war, Einbußen hinnehmen: Während der Umsatzrück­gang mit 2,22 Prozent auf 8,76 Milliarden Dollar noch halbwegs gering ausfiel, sackte das Nettoergeb­nis um 62 Prozent auf 344 Millionen Dollar ab.

Analysten bewerten die FoodLocker-Aktie mit einem mittleren Risiko, halten aber bei aller Vorsicht eine Erholung für möglich. Von 21 Experten raten fünf zum Kauf, darunter jene von Goldman Sachs, Evercore und Jefferies. 15 Analysten (u. a. Barclays und Citigroup) empfehlen, die Aktie zu halten; nur die UBS steht mit einer Verkaufsem­pfehlung auf der Bremse. Die Kursziele liegen bei elf bis 30 Dollar, der Schnitt bei 22 Dollar.

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