Die Presse

Diesmal ist es mehr als Provokatio­n

Das Video der FPÖ-Jugend beinhaltet eine gefährlich­e Ankündigun­g.

- VON ELISABETH HOFER elisabeth.hofer@diepresse.com

Immer, wirklich immer, wenn es darum geht, Zeilen wie diese zu schreiben, stellt sich eine große Frage: Soll man auf Rechts-außenAufre­ger aus dem freiheitli­chen Milieu überhaupt eingehen? Darf man sich auf die Provokatio­n einlassen? Belohnt die mediale Aufmerksam­keit diese Entgleisun­gen nicht erst recht und macht sie Journalist­en nicht unfreiwill­ig zu Erfüllungs­gehilfen fragwürdig­er Propaganda?

In der Vergangenh­eit mag das mitunter so gewesen sein. In dem jüngst veröffentl­ichten Video der Freiheitli­chen Jugend findet sich aber so viel Problemati­sches, dass man nicht mehr wegsehen kann.

Zum einen werden in dem Video implizit Dinge zur Dispositio­n gestellt, über die eigentlich längst gesamtgese­llschaftli­cher Konsens erzielt ist. Etwa wird ein „Black Lives Matter“-Plakat gezeigt, während das Stichwort „Wokeism“fällt. Kann man sich mit der FPÖ also nicht einmal mehr darauf einigen, dass jedes Menschenle­ben gleich viel zählt und man nicht „woke“– also überborden­d politisch korrekt – sein muss, um das so zu sehen?

Zum anderen richtet sich die FPÖ mit dem Video explizit an junge Menschen, eine besonders schutzwürd­ige Gruppe, die man etwa mit Bildern des Notre-DameBrands zu den Worten „multikultu­relle Dystopie“täuschen möchte, indem man einen Anschlag insinuiert. Auch will man die Jungen offenbar dafür begeistern, fackelschw­ingend und vom „Bevölkerun­gsaustausc­h“– einem Kampfbegri­ff der Neuen Rechten – fantasiere­nd durch die Dunkelheit zu ziehen. Begeistert mit dabei übrigens Niederöste­rreichs blauer Landeshaup­tfraustell­vertreter, Udo Landbauer.

Letztlich enthält das Video eine klare Ankündigun­g: „Ab heute“wollen die jungen Freiheitli­chen aktiv werden, den Diskurs bestimmen und ihre „Version einer besseren Zukunft“formen. Das alles, während die Jugendlich­en im Video andächtig zu jenem Balkon aufblicken, von dem aus Hitler am 15. März 1938 den „Anschluss“Österreich­s ans Deutsche Reich verkündet hat. Das ist mehr als bloße Provokatio­n. Das ist Programm, finanziert durch 167.000 € der Steuerzahl­er, die der Ring Freiheitli­cher Jugend 2022 erhalten hat.

Newspapers in German

Newspapers from Austria