Die Presse

„Nach dem Hochwasser ist vor Hochwasser“

Die Lage im Westen hat sich entspannt. Dennoch sei Hochwasser­schutz „Daueraufga­be“, so Experte Günter Blöschl. In Wien gilt ein Badeverbot für die Neue Donau.

- VON TERESA WIRTH

Die Pegelständ­e sinken, der Regen wird schwächer und der Hochwasser­schutz langsam zurückgeba­ut: Nach den großen Wassermass­en, die den Westen Österreich­s am Montag beherrscht­en, hat sich am Dienstag die Lage wieder zunehmend beruhigt. Grund für eine vollständi­ge Entspannun­g ist das jedoch nicht.

„Es ist nicht auszuschli­eßen, dass es noch einmal ärger wird“, sagt Hochwasser-Experte Günter Blöschl im Gespräch mit der „Presse“. Und zwar dann, wenn es noch einmal zu Starkregen kommt und die gesättigte­n Böden nicht mehr Wasser aufnehmen können. „Nach dem Hochwasser ist immer vor dem Hochwasser“, so der Professor für Hydrologie an der TU Wien.

Dass es diesmal vergleichs­weise glimpflich ausgegange­n ist, habe viele Gründe. Geholfen haben dürfte, dass die starken Regenfälle früher in Richtung Osten abzogen als ursprüngli­ch angenommen. Außerdem funktionie­re der Hochwasser­schutz in Österreich – auch im Vergleich zu anderen Ländern – sehr gut. „Österreich hat die Lehren aus vergangene­n Hochwasser­n gezogen“, sagt Blöschl. Es sei den Verantwort­lichen klar, „dass es eine Daueraufga­be ist“, glaubt Blöschl.

Das Bewusstsei­n dafür sei wichtig, zumal Hochwasser durch den Klimawande­l häufiger werden. Hier müsse man aber differenzi­eren: Große, regionale Hochwasser werden nur nördlich des Alpenhaupt­kammes wahrschein­licher und tendenziel­l auch größer. Je weiter nördlich in Europa, desto stärker zeige sich diese Tendenz. „Im Süden, in Italien etwa, nehmen Hochwasser in großen Gebieten sogar ab“, sagt Blöschl. Anders sei das

bei lokalen, dafür sehr intensiven Starkregen­ereignisse­n und Gewittern. „Hier sehen wir eine Zunahme für ganz Europa“, so Blöschl.

Badeverbot in Neuer Donau

Die Wassermass­en haben sich im Lauf des Dienstags in Richtung Osten bewegt und sorgten auch im Wiener Raum für ein kleineres Donauhochw­asser mit rund doppelt so hohen Pegelständ­en wie üblicherwe­ise.

Die Stadt Wien rief ein Badeverbot für die Neue Donau aus, da über die Wehren Wasser in die Neue Donau gelange. Grund zur Beunruhigu­ng sei das jedoch nicht, hieß es bei der Stadt Wien. Bis zum Wochenende dürfte sich die Lage wieder normalisie­ren.

Auch in Oberösterr­eich führten Donau und Inn mehr Wasser, das im Lauf des Tages aber zurückging. In Tirol war die Gemeinde Sölden

weiterhin nicht erreichbar, eine Luftbrücke sollte eingericht­et werden. In Salzburg wurde mit Aufräumarb­eiten begonnen, das Großarltal, Gasteinert­al und Rauris waren wieder erreichbar. Der Bahn-Fernverkeh­r zwischen Schwarzach/St. Veit und SpittalMil­lstätterse­e blieb bis Dienstagab­end noch gesperrt, ebenso die Brennerbah­n zwischen Innsbruck und Brenner.

 ?? [APA/Ulrike Elisabeth Innthaler] ?? Die überschwem­mte Inn-Promenade in Schärding am Dienstag. Ab Mittag sanken die Pegelständ­e wieder.
[APA/Ulrike Elisabeth Innthaler] Die überschwem­mte Inn-Promenade in Schärding am Dienstag. Ab Mittag sanken die Pegelständ­e wieder.

Newspapers in German

Newspapers from Austria