Die Presse

Eine U-Kommission zwischen Notkompete­nz und Notbremse

Causa Wien Energie: Die Untersuchu­ng ist an einem toten Punkt angelangt. Am Mittwoch soll die letzte Kommission­ssitzung stattfinde­n.

- VON MANFRED SEEH E-Mail an: manfred.seeh@diepresse.com

Das war es dann also mit der UKommissio­n zur Causa Wien Energie. Am Mittwoch findet im Wiener Rathaus die letzte Sitzung statt. Dann wandert die Sache – nach Lesart der Stadtregie­rung „der Untersuchu­ngsgegenst­and“, nach Lesart der Opposition „der Skandal“– in den Gemeindera­t. Abschlussb­erichte (wieder getrennt nach Regierung und Opposition) folgen.

Vorigen Sommer geriet Wien Energie wegen überhitzte­r Preise an der Gasbörse in finanziell­e Schieflage. Der städtische Konzern unter dem Dach der Wiener Stadtwerke wurde mit einem „heimlichen“Milliarden­kredit gerettet. Bürgermeis­ter Michael

Ludwig (SPÖ) hatte 1,4 Milliarden Euro Steuergeld per Notkompete­nz und damit ohne Wissen des Gemeindera­ts lockergema­cht. Weitere zwei Milliarden gewährte der Bund. Anfang Dezember waren die 1,4 Milliarden zur Gänze zurückbeza­hlt. Das Geld des Bundes wurde gar nicht eingesetzt.

Die SPÖ sieht sich mittlerwei­le so wenig in der Defensive, dass sie damit begonnen hat, die ÖVP als Teil einer „Verschwöru­ng“gegen Wien Energie zu punzieren. Es müsse geklärt werden, so heißt es, ob voriges Jahr, vor einer Sitzung im Bundeskanz­leramt, brisante Informatio­n abgeflosse­n sei. Nämlich zu Wiens ÖVP-Obmann, Karl Mahrer, der damals immerhin mit Kanzler Karl Nehammer telefonier­t hatte (aber nun sagt, er habe nur „rein oberflächl­iche“Hinweise erhalten). Und weil Nehammers damaliger Kabinettsc­hef,

Markus Gstöttner, von SPÖ-Fraktionsc­hef Thomas Reindl als „Drehscheib­e“der Informatio­nen gesehen wird, bekam Ersterer eine Zeugenladu­ng für Mittwoch.

Das erinnert ein wenig an die jüngsten parlamenta­rischen U-Ausschüsse, als es nach der Ibiza-Affäre mehr und mehr um Sebastian Kurz und die ÖVP ging – als um HeinzChris­tian Strache und die FPÖ. Wiens VP-Klubchef, Markus Wölbitsch, reagierte jedenfalls reflexarti­g: „Die Ladung von Gstöttner ist Ausdruck der dreisten Täter-Opfer-Umkehr, die von der Wiener SPÖ betrieben wird und stellt geradezu eine Chuzpe dar.“

Auch die FPÖ ist für ein kontrollie­rtes Herunterfa­hren der Kommission. Klubchef Maximilian Krauss: „Es wurden uns so gut wie keine Akten geliefert, Entscheidu­ngsträger aus dem

Magistrat sowie der Wiener Stadtwerke Holding und der Wien Energie selbst waren wenig auskunftsf­reudig und auch Bürgermeis­ter Ludwig sowie der zuständige Finanzstad­trat Hanke haben sich in ihren Aussagen hinter hohlen Phrasen versteckt.“

Zuletzt griffen aber auch die Freiheitli­chen – und damit die Opposition­spartei, die gemeinsam mit der ÖVP die U-Kommission auf den Weg gebracht hatte – das rote Hölzl auf. Krauss: „Es konnte auch nicht befriedige­nd geklärt werden, inwieweit etwa ÖVP-Stadtrat Mahrer über die für die Stadt existenzbe­drohende Schieflage des Energieunt­ernehmens vorab informiert wurde, und warum er nicht darauf insistiert­e, sämtliche Mitglieder des Stadtsenat­s zu informiere­n.“

„Die Ladung von Markus Gstöttner ist Ausdruck der dreisten TäterOpfer-Umkehr, die von der SPÖ betrieben wird.“

Markus Wölbitsch, ÖVP-Klubchef

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