Nutzen von KI für Wahl der Therapie noch begrenzt
Bei Therapieempfehlungen schnitt KI schlechter ab als menschlicher Arzt.
Je genauer die genetischen Merkmale eines Tumors klassifiziert werden können, desto komplexer ist die Aufgabe, die jeweils ideale Therapie zu finden. Dies geschieht im Rahmen von Tumor Boards, in denen Experten aus verschiedenen medizinischen Bereichen gemeinsam anhand der aktuellen Studienlage entscheiden, welche Therapien den größten Erfolg versprechen. Forschende an der Charité in Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin haben nun untersucht, ob generative künstliche Intelligenz (KI) wie Chat GPT bei diesem Prozess unterstützen kann.
Dazu wurden zehn molekulare Tumorprofile fiktiver Patienten erstellt. Dann haben ein spezialisierter Arzt und vier Large Language Models ihre Therapieempfehlungen abgegeben, die dann von den Mitgliedern des molekularen Tumor Board der Charité zur Bewertung präsentiert wurden – ohne dass diese wussten, woher die jeweilige Empfehlung stammt. Fazit: Die KI-Modelle waren prinzipiell in der Lage, personalisierte Therapieoptionen zu geben, kamen aber an die Fähigkeit menschlicher Experten nicht heran. „Allerdings gab es vereinzelt überraschend gute Therapieoptionen, die durch die künstliche Intelligenz identifiziert wurden“, berichtet Manuela Benary, Bioinformatikerin an der Charité, die auch mangelnde Reproduzierbarkeit als Herausforderung für den KI-Einsatz nennt.
Dennoch sieht Damian Rieke, einer der beteiligten Ärzte an der Charité, die Einsatzmöglichkeiten von KI in der Medizin grundsätzlich optimistisch: Verbesserte KIModelle könnten in Zukunft auch bei komplexen Diagnose- und Therapieprozessen stärker unterstützen – solang Menschen die Ergebnisse kontrollieren und letztlich entscheiden.