Konzerthaus: Intensität mit Julia Hagen
Pianist Anton Gerzenberg gelang im Zyklus „Mittagsmusik“mit Cellistin Julia Hagen eine fesselnde Stunde.
Kurzfristig entstand zu Beginn der Eindruck, der herrliche Schubert-Saal könnte für die beiden Musizierenden beinahe zu eng werden, derart voluminös breiteten sich die Klänge des Ruggieri-Cellos und des C.-Bechstein-Konzertflügels aus. Doch der gewölbte Plafond mit seinem Blumendekor bot genügend Raum und das Ohr fand sich zusehends drein.
Einmal gefangen, kam man nicht mehr los von der Unbedingtheit, mit der Julia Hagen und Anton Gerzenberg ans Werk gingen. Beide noch knapp nicht 30, besitzen sie bereits ausgeprägte, selbstbewusste Interpretationszugänge. Die Wettbewerbserfolge (Gerzenberg gewann 2021 etwa den ersten Preis beim Concours Géza Anda in Zürich) bereichern den Erfahrungsschatz und festigen die Persönlichkeit, die im musikalischen Elternhaus ihre Grundstruktur erhalten hat.
Im jüngst erlebten Zusammentreffen erschien Julia Hagen als die etwas extrovertierter Agierende, während Anton Gerzenberg mit souveräner Kontrolle und innerer Glut beeindruckte. In Sergej Rachmaninoffs Sonate in g-moll, op. 19, klang das Klavier trotz dichtester Textur nie trüb oder verwaschen, sondern immer klar und abgezirkelt. Das Werk – entstanden im Sommer 1901 unmittelbar nach dem berühmten Zweiten Klavierkonzert – passt ideal zu Hagen und Gerzenberg.
Ein exquisites Brummen
Am bekanntesten ist wohl der zweite Satz, das Allegro scherzando, mit seinem einprägsamen Gestus. Die Bogenhand der vor ihm Sitzenden von der Tastatur aus genau im Blick, ein kurzes Über-dieSchulter-Schauen in Richtung Flügel: Die Kommunikation der Ausführenden klappt wunderbar. Julia Hagens Cello klingt in den unteren Lagen absolut fantastisch. Ein exquisites Brummen voller Resonanz, gesättigt und stark.
Zwei Cello-Sonaten hat Johannes Brahms geschrieben. Hagen und Gerzenberg präsentierten die spätere, F-Dur op. 99, wobei der dritte Satz, das „Allegro passionato“, den nachhaltigsten Eindruck hinterließ. Ende Februar wird Gerzenberg gemeinsam mit seinem Bruder Daniel bei einem Abend, den seine Mutter, Lilya Zilberstein, mit Martha Argerich gestaltet, Smetana zu acht Händen spielen.