Der Analytische Biochemiker verfolgt Veränderungen in Ökosystemen zurück bis zu kleinsten mikrobiologischen Prozessen, die dafür verantwortlich sein können.
Was genau ich bin, weiß ich eigentlich nicht“, sagt Matthias Pilecky von der Uni für Weiterbildung Krems (UWK) lachend. Tatsächlich ist die Liste seiner Projekte ein buntes Sammelsurium: Gerade ist er zurück aus Mexiko, wo er nordamerikanische Monarchfalter untersucht hat, um deren Futterorte auf ihrer Wanderung über den Kontinent herauszufinden. Promoviert hat der gebürtige Niederösterreicher mit dem Nachweis von Sepsis auslösenden Bakterien. Sein aktueller Schwerpunkt am Wassercluster Lunz liegt wiederum auf der Rolle von Omega-3-Fettsäuren für die Entwicklung von Nervensystemen.
„Der Kern meiner Arbeit ist die chemische Analyse von molekularbiologischen Vorgängen in Organismen. Ob Fisch, Insekt oder Mensch – es sind immer die gleichen Prozesse“, erklärt Pilecky. „Die Anatomie des jeweiligen Nervensystems ist eine komplett andere, aber wie Signale übertragen werden, welche Moleküle dafür notwendig sind, funktioniert nach dem gleichen Grundprinzip.“
in Umwelt- oder biologischen Proben analysiert werden kann. Nach dem Studium arbeitete er sechs Jahre lang im Bereich der medizinischen Diagnostik. Erst durch eine freie Doktoratsstelle bei einem universitären Partner landete Pilecky in der Forschung. Im Zuge seiner Promotion an der Uni in Krems entwickelte er verbesserte Methoden, um Bakterien bei einer Blutvergiftung (Sepsis) rasch nachweisen zu können. Das ist essenziell
aus und wie beeinflusst das wiederum Verhalten, Reproduktion und biologischen Erfolg von Spezies?
Derzeit beschäftigt er sich mir Omega-3Fettsäuren, dem „Schmiermittel“für Nervensysteme, damit der Transport von Signalen nicht ins Stocken gerät. „Tiere können Omega-3-Fettsäuren nicht selbst herstellen, das können nur bestimmte Algen. Sie müssen sie über die Nahrungskette aufnehmen“, erklärt Pilecky. Fehlen darin sofort nutzbare Omega-3-Fettsäuren, weil etwa das Wasser besagten Algenarten zu warm geworden ist, kann sich das Nervensystem von Fischen schlechter ausbilden und sie nehmen zum Beispiel Licht weniger wahr: „Die Tiere werden zur leichten Beute oder zu schlechten Jägern. Das ändert das ganze Ökosystem.“
Nach wie vor haben es Sprachen dem zweifachen Vater (5 und 8 Jahre) und Marathonläufer – er hat schon mehrere Ironman bestritten – angetan. Und so nahm er ein Kooperationsprojekt mit der Uni von Ostfinnland in Joensuu 2022 zum Anlass, um die Landessprache zu erlernen („Mittlerweile kann ich Autoreparaturen verhandeln“). Langweilig wird Pilecky in seiner Freizeit nicht so schnell, hält ihn nicht zuletzt sein Ältester gern mit bohrenden naturwissenschaftlichen Fragen auf Trab, die selbst den Forscherpapa ins Schwitzen bringen.