Weichenstellung im Land der Könner und Neider
2024 warten nicht nur Olympia und Fußball-EM, es ist auch das Wettkampfjahr für rot-weiß-rote Sportfunktionäre.
Österreichischen Sportfunktionären eilen für gemeinhin Unterstellungen voraus. Die einen wittern parteipolitischen Anschub, wenn neue Positionen vergeben werden. Selbstherrlichkeit und Macht werfen dazu notorische Kritiker, womöglich selbst mit ihrer Bewerbung gescheitert, gern ein. Dabei, so trüb ist die Situation im „Land der Haxlsteller und Hacklwerfer“nicht. Man sieht auch Innovation.
2024, im Jahr der Sommerspiele und der Fußball-EM, werden hierzulande wichtige Stellen neu vergeben. Auffällig wird die – dank demokratisch legitimierter Prozesse – gezeigte Eintracht.
Als Vorstände von „Leistungssport Austria“wurden Herbert Houf und Werner Kuhn von der Mitgliederversammlung (Ministerien Sport und Gesundheit, Sport Austria) installiert. Die Finanzkompetenz eines Steuerberaters (einst Segelverband, ÖOC-Vorstand) und Ex-Bankmanagers sowie versierten Geschäftsführers (Rapid) sollen sicherstellen, dass das in der Südstadt ansässige LSA-Institut (vormals IMSB) Ansehen und oft hinterfragten Ruf als „High Performance Center“erfüllt. Es gilt, Übergänge zu meistern, Ausschreibungen zu konzipieren und Finanzen zu wahren.
Am 23. Jänner endete die Bewerbungsfrist für den Job als Leiter der Sektion II im Ministerium Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport. Philipp Trattner, einst von Heinz-Christian Strache (FPÖ) dafür geholt, gilt als eloquenter Experte. Er bewarb sich erneut, alle Hearings sind gehalten – der Ball liegt nach der bis Anfang Mai fälligen Übermittlung aller Erkenntnisse bei Sportminister Werner Kogler. Man hört, dass der Grünen-Politiker an Trattner festhalten wolle. Ausschreibungen im Sinne der Transparenz – und Qualifikation – hatten in Koglers Ära Hochsaison. Welch Farbenspiel und Personenpoker nach der anstehenden Nationalratswahl startet?
Der Posten des Generalsekretärs im Österreichischen Olympischen Comité ist via Deloitte ausgeschrieben, der seit 2010 mit Können, Ergebnissen und
Auftreten polarisierende Peter Mennel soll nach dem Paris-Event abtreten, der Nachfolger da bereits „eingeschult“sein. Die Bewerberzahl mutet Erzählungen zufolge „massig“an, soll Dachverbandsoptionen wie interne ÖOC-Lösungen bergen und schon zwei Absagen (Verband, Olympiazentrum) für den mit 150.000 Euro dotierten Job kennen. Er ist Schnittstelle für internationale Kontakte, landesweiten Zusammenhalt und wurde durch Wahlquerelen wie die von der Staatsanwaltschaft weiterhin geprüfte Strafanzeige gegen Mennel (wegen Untreue) sowie das Präsidium (Beihilfe; in beiden Fällen gilt die Unschuldsvermutung) ins Licht gerückt.
Was Protokolle oder Einvernahmen erzählen, existente oder fehlende Beschlüsse bedeuten? Wer glaubt an wen, vor allem wem? Wer folgt 2025 Karl Stoss als ÖOC-Präsident? Eine Olympionikin wurde jedenfalls sehr oft genannt.
An der Wiederwahl von Hans Niessl, so der SPÖ-Grande im Herbst erneut als Topkandidat für Sport Austria antritt, bestünde jedenfalls kein Zweifel.
Es lebe der Sport! Ob Ehrenamt oder Hauptberuf, es braucht Willen, Kraft und Vision, um etwas zu bewirken.