Der Frühling im Weinglas
Der „Presse“-Club lud zum vierten Mal einen exklusiven Leserkreis in seine StudioRäumlichkeiten. Die Stargäste waren drei Winzerpersönlichkeiten mit ihren Weinen.
Vor kurzem strahlte der Weinfrühling ins „Presse“-Studio. Denn der „Presse“-Club hatte nunmehr zum vierten Mal zum exklusiven „Presse“-Weinsalon und dabei zu „einer entdeckungsreichen Reise von Reben und Aromen“geladen. Bei diesem genüsslichen Weinnachmittag und -abend konnten nicht nur die Weine von den drei renommierten Weingütern Heidi Schröck & Söhne aus Rust am Neusiedler See, Schmelz aus Joching in der Wachau und Hannes Sabathi aus Gamlitz in der Südsteiermark gekostet werden. Sondern die Winzer plauderten auch in gemütlicher Atmosphäre über den jungen Weinjahrgang 2023, der gerade aus den Weinkellern geholt und vielerorts in den nächsten Wochen vorgestellt wird, über die Bedeutung der Weinherkünfte und -lagen – und über die mannigfaltigen Herausforderungen und Veränderungen, die sich im Weinbau durch den Klimawandel ergeben.
Die Winzerschaft erzählte Geschichten über ihr Weinschaffen und stellte regionaltypische, aber auch spezielle Weine vor, solche, die man nicht jeden Tag bei Weinpräsentationen ins Glas bekommt.
Start in der Wachau
Die „Presse“-Weinreise zu den Reben und Aromen nahm in der Wachau ihren Anfang. Dort bewirtschaftet die Familie Schmelz seit 150 Jahren ihre Steillagen, auf denen vornehmlich Grüner Veltliner und Riesling wachsen. Als Aperitif gab es einen Gelben Muskateller Federspiel 2022, federleicht und superduftig. Als Boten des jungen Jahrgangs 2023 schenkten Weingutchef Thomas Schmelz und seine Frau Bianca auch zwei Veltliner Federspiele ein: eines von den Loibner Tal- und Berglagen und eines von der berühmten Weißenkirchener Ried Klaus.
Auch zwei Smaragd-Weine, sie gelten als höchste Wachauer Qualitätsstufe, wurden präsentiert: Einmal der enorm mineralisch würzige Veltliner von der Jochinger Ried Kollmitz; sowie der Riesling Steinriegl, einer besonderen Lage: Dort steht der Riesling auf einem Boden mit weißem Kalksilikatmarmor. Und das ist eine geologische Rarität in der Wachau. Der hohe Kalkgehalt im Boden verleiht diesem Riesling einen enorm straffen Zug, viel Spannung und Finesse. Und diesen „Steinriegl“aus dem großen Weinjahr 2021 hat Schmelz aus der Magnumflasche ausgeschenkt, wodurch sich dieser Wein extrem jugendlich zeigte – ein Wein mit Kraft und Feingefühl.
Rast in der Südsteiermark
Prickelnd ging es in der Südsteiermark weiter, wo Hannes Sabathi den Weinreigen mit einer charmant fruchtigen und lebhaften Rosé Sekt Reserve vom St. Laurent begann. Seit dem 18. Jahrhundert betreiben die Sabathis schon am Kranachberg Landwirtschaft. Seit fast 50 Jahren steht ausschließlich der Wein im Fokus – besonders die SteiermarkLeitsorte Sauvignon Blanc und die Burgundersorten, die Sabathi allesamt als Gebietsweine, Ortsweine und Riedenweine facettenreich ausbaut.
Den Vorgeschmack auf den jungen Jahrgang 2023 brachte der Winzer mit einem knackigen Welschriesling DAC-Gebietswein, einer weiteren wichtigen Sorte der Steiermark. Als Ortswein mit weichen Rundungen empfahl sich der Grauburgunder Gamlitz 2022. Das Burgunderfeeling rundete ein Chardonnay 2021 aus der Ried Jägerberg ab, einer klassifizierten 1. Lage der „STK-Weingüter“(STK steht für Steirische Terroir & Klassik), ein Wein mit viel Schmelz und Trinkfluss. Beim Sauvignon zeigte Sabathi einen ungemein kühl-aromatischen 2021er aus der nur zwei Hektar kleinen Ried Dirnbeck, Sauvignon Feeling pur. Und dann kam noch ein Wein aus Sabathis Top-Sauvignon-Lage ins Glas: dem Kranachberg, einer ausgewiesenen Großen-STK-Lage, Jahrgang 2017, um zu zeigen, was Sauvignon auch im Alter zu leisten vermag.
Finale in Rust
Die „Presse“-Weinreise ging in der Freistadt Rust zu Ende, wo die Weinbäuerin Heidi Schröck seit rund 40 Jahren Wein macht und dort als ein Leuchtturm des vinophilen Genusses gilt. Rust als kleinste Statutarstadt Österreichs mit knapp 2000 Einwohnern hat eine lange Weingeschichte – und die ist vor allem mit Süßwein, dem Ruster Ausbruch, geschrieben. Vor exakt 500 Jahren, 1524, verlieh die ungarische Königin Maria den Rustern das „R“für den Ruster Ausbruch als Gütesiegel auf den Fässern. Damit war das heute noch sichtbare „R“eines der ersten Herkunftszeichen. Und mit 500 Eimern Ruster Ausbruch, das entspricht knapp 30.000 Litern, und 60.000 Gulden in Gold erkauften sich die Ruster Bürger 1681 vom Habsburger Kaiser Leopold I. das Recht einer „königlichen ungarischen Freistadt“.
Das süße, flüssige Gold aus Rust hatte Heidi Schröck natürlich in ihrem Weinkoffer, und zwar in Form ihres 2021-er Ausbruchs vom Welschriesling, ein Wein voll Anmut und Geschmeidigkeit. Die ungarische Vergangenheit von Rust und dem Burgenland lebt auch in den ungarischen Weißweinsorten Furmint und Hárslevelü auf, die immer mehr Winzer rund um den Neusiedler See für sich wiederentdecken. Furmint hat als Süßwein Tradition, bringt aber auch trocken ausgebaut spannende Ergebnisse, wie man in Schröcks 2022-er schmecken konnte. Ebenso wie ihr charmanter „21 Buckets“-Wein aus 2021, ein reiner Hárslevelü, auch Lindenblättriger genannt, abgeleitet von der Blattform und dem Aroma. Rust steht aber auch für Rotwein. Zur Abrundung präsentierte die Weinbäuerin ihren Blaufränkisch 2022 aus der Ried Kulm und einen schäumenden Pinot Noir als Pet Nat, was für Pétillant Naturel steht und als Urform des Schaumweinmachens gilt.
Resümee der Genießer
Der „Presse“-Club hat die erlesene Schar der Weingenießer am Ende der Verkostung nach ihren Favoriten gefragt, welche Weine besonders gut angekommen sind, besonders geschmeckt haben. Bei Heidi Schröck war das der „geschichtsträchtige“Ruster Ausbruch, aber der 21-Buckets-Hárslevelü war für viele eine spannende Entdeckung. Von den Weinen von Hannes Sabathi ging der Sauvignon Blanc 2021 von der Ried Dirnbeck als Sieger hervor, obwohl sich die SteiermarkFans auch für den gereiften Kranachberg-Sauvignon und den Grauburgunder begeisterten. Allgemeinen Zuspruch erhielten die Wachauer Federspiele und Smaragde der Weinfamilie Schmelz. Wobei ein Wein herausleuchtete: der Riesling Smaragd 2021 vom Steinriegl aus der Magnum – und dieser Riesling war im Votum auch der „Wine of the Show“.