Neue Segel für die Neue Donau
Freizeit. Auf der Neuen Donau gibt es ab Montag Wingfoil-Kurse. Damit hat die nächste Wasser-Trendsportart die Stadt erreichen. Ganz ungefährlich ist sie für Fortgeschrittene allerdings nicht.
Noch ist an der Neuen Donau nichts zu sehen, aber im Hintergrund wird schon intensiv am Aufbau gearbeitet. Ab kommenden Montag sperrt neben dem Vienna City Beach Club wieder das Wassersportcenter Wien auf. Dann wird es dort wieder eine Surfstation mit einer Fülle an Stand-up-Paddelboards und Kajaks geben. Heuer kommen allerdings noch Surfboards und Segel dazu: Die Wassersportcenter bietet das erste Mal WingFoil-Kurse an, ebenso verleiht es Material. Damit hat die Trendsportart nun auch für Anfänger die Stadt erreicht.
Dahinter steht Mario Lach, der schon vor zehn Jahren den ersten Stand-up-Paddle-Verleih im Wiener Gänsehäufel aufgemacht hat. Lach kennen manche in der Szene auch, weil er jahrelang der sportliche Leiter des Surfweltcups war, der damals noch im burgenländischen Podersdorf stattfand. Mittlerweile hat er sich komplett auf das Anbieten von Wassersportarten konzentriert. Seine Wing-Foil-Station direkt in Neusiedl am See gibt es schon seit zwei Jahren. Nun expandiert er nach Wien.
Beim Wingfoilen handelt es sich um eine neue Wasser-WindsportArt. Sie kommt mit weniger (und kompakterem) Material als Windsurfen aus und braucht beim Starten (und im Wasser) nicht so viel Platz wie Kitesurfen. Außerdem – und das ist wichtig – bei Weitem nicht so viel Wind, weswegen sie gerade auf Binnengewässern beliebt ist. Sie ist allerdings aufgrund des Boards – dem Foil – auch nicht zu unterschätzen, was die Gefahr betrifft. Wer darauf steht, sollte genau wissen, was er tut, sonst kann man sich – oder andere – schnell selbst verletzen.
Ein Gefühl wie Schweben
Beim Wingfoilen – oder Wingsurfen wie man auch dazu sagt – hat man ein aufblasbares Segel in der Hand, mit dem man steuert. Das Foil wiederum ist eine Art kurzes Board, an dessen Unterseite eine Art Mast mit Flügeln hängt. Diese führen dazu, dass sich das Board bereits bei geringer Geschwindigkeit aus dem Wasser hebt. Und dem Nutzer ein Gefühl wie Schweben verleiht.
Lach bietet ab Montag nun Anfängerbeziehungsweise Schnupperkurse für das Wingsurfen oder Wingfoilen an. Freilich auch Kurse für Fortgeschrittene und Privatcoaching auf der Neuen Donau. Anfänger beginnen ihre Kurse allerdings an Land. Denn zuerst müssen die Nutzer lernen, mit dem Wing umzugehen. Danach geht es mit einem Board ins Wasser. Allerdings werden auch hier die Anfänger noch nicht auf ein Foil gestellt, sondern dürfen zuerst mit „einer Art Standup-Paddle-Board“probieren, sagt Lach. Das hat seinen Grund. Das Schwert beziehungsweise die Tragflächen des Foils sind scharf. Wer es nicht unter Kontrolle hat, der kann sich und andere beim Surfen schnell verletzen.
Nur mit Schutzweste
Auch aus diesem Grund lerne man erst „im Level zwei“, das Foil zu benutzen. Dafür gibt es dann auch eine Aufprallweste und einen Helm. Bereit dafür ist, wer „ein gutes Verständnis für den Schirm hat“, sagt Lach. Anfänger, die schnuppern möchten, müssen sich aber über scharfe Kanten noch keine Gedanken machen. Sie sollen erst einmal sorglos den Sport ausprobieren und ein Gefühl bekommen, „ob es einem gefällt oder nicht“. Grundsätzlich habe man beim Wingsurfen schnell erste Erfolgserlebnisse, sagt Lach. Auch ein Grund, warum es immer beliebter wird.
Und warum es wichtig ist, auf andere Wasserteilnehmer zu achten. Auf der Neuen Donau gibt es keine getrennten Zonen für Wassersportler und Schwimmer. Etwas, das in Ländern mit Meerzugang gang und gäbe ist. In Wien sehe man bei der Stadt auf der Neuen Donau noch „keinen Bedarf, weil es derzeit ein gutes Verhältnis gibt“, sagt Lach.
Dass sich das ändern kann, zeigt die Alte Donau, wo über die Jahre der Wasserverkehr mit allen möglichen Booten, Boards und Sportgeräten so zugenommen hat, dass die Stadt nun überlegt, die Befahrungsordnung neu aufzustellen und Nummernschilder für Boote einzuführen („Die Presse“berichtete).
Nicht auf der Alten Donau
Die Alte Donau empfiehlt Lach auch ausdrücklich nicht zum Wingfoilen. Weil dort die Algen zu hoch wachsen und „weil dort viele Schwimmer sind, das ist viel zu gefährlich“. Auch auf der Neuen Donau werden die Kurse deswegen in der Nähe der Kaisermühlenbrücke abgehalten, wo sich eine „inoffizielle Wassersportzone“etabliert habe. Damit ist sie weit genug vom Vienna City Beach Club oder der Piratbucht entfernt, wo mehr Schwimmer im Wasser sind. Grundsätzlich, sagt Lach, seien Schwimmer aber dann, wenn es für viele Wassersportler interessant wird, oft gar nicht im Wasser: wenn der Wind geht.
Foils nur für Fortgeschrittene
Material, insbesondere Foils, werden übrigens auch nur an Menschen verliehen, die bereits Kurse absolviert oder Erfahrung haben. Ob jemand eine Ahnung habe, „sehe man ohnehin sofort beim Handling des Materials“. Dass es genügend Menschen geben wird, die den Verleih in Anspruch nehmen, ist wahrscheinlich. In den vergangenen Jahren ist die WassersportCommunity auf der Neuen Donau deutlich gewachsen, wie die vielen Kitesurfer, Wingsurfer und Windsurfer zeigen, die an windigen Tagen dort im Wasser sind. Für die Anfänger ist dieser Wind gar nicht unbedingt gewünscht. Die können auch schon „bei einer leichten Brise“ins Wasser, sagt Lach. Damit sie ohne Stress ein Gefühl für die neue Wassersportart mitten in der Stadt entwickeln können.