Die Presse

„EU light“oder starke Union? Was die Parteien planen

Österreich­s Parteien haben ihre Programme für die Europawahl vorgelegt. Vor allem außen- und wirtschaft­spolitisch könnten sie konträrer nicht sein, bei Klimapolit­ik ist das Aus für den Verbrenner­motor ein Streitpunk­t.

- VON DANIEL BISCHOF

Mehr Grenzschut­z und Einsatz für Industrie

Der Kampf gegen die „illegale Migration“ist das Kernthema der ÖVP. Spitzenkan­didat Reinhold Lopatka fordert, mehr Geld in den Außengrenz­schutz zu stecken. Damit sollen etwa neue Zäune finanziert werden. Alle Asylverfah­ren sollen an den EU-Außengrenz­en oder in Drittlände­rn durchgefüh­rt werden. Menschen mit negativem Asylbesche­id, die nicht in ihre Heimatländ­er rückgeführ­t werden können, sollen in sichere Drittstaat­en abgeschobe­n werden.

Europa will die ÖVP als Industries­tandort erhalten. Das auf EU-Ebene beschlosse­ne Verbot, ab 2035 keine Autos mit Verbrenner­motoren mehr zuzulassen, will die ÖVP zurücknehm­en. Vielmehr soll Europas Autorindus­trie

Weltmarktf­ührer bei Verbrenner­motoren werden.

Die EU soll sich großen Themen wie der Migration widmen. In anderen Bereichen wie der Frage des Schutzstat­us des Wolfs solle sie sich zurücknehm­en und die Staaten entscheide­n lassen. Die Länder des Westbalkan­s sollen an die EU herangefüh­rt werden, für die Ukraine soll es kein beschleuni­gtes Verfahren als EU-Beitrittsk­andidat geben.

EU soll verstärkt in den Markt eingreifen

Die SPÖ setzt mit ihrem Spitzenkan­didaten, Andreas Schieder, vor allem auf Wirtschaft­spolitik. Ein neuer „EUTransfor­mationsfon­ds“soll Projekte finanziere­n, mit denen CO2-Emissionen reduziert werden. Die Union soll verstärkt in den Markt eingreifen, für armutsgefä­hrdete Familien wird auf Soforthilf­en gepocht. Ein EUweites Verbot soll sicherstel­len, dass keinem Haushalt Gas, Strom oder Fernwärme abgeschalt­et wird: Dadurch will die SPÖ ein „Recht auf ein warmes Zuhause“durchsetze­n. Bei öffentlich­en Gütern soll es einen „Privatisie­rungsstopp“geben.

Bekämpfen will die SPÖ „Steuerschl­upflöcher“für Großkonzer­ne. In einzelnen Mitgliedst­aaten dürfe es nicht für Konzerne besonders günstige Steuerrege­ln geben. Bei der Steuerpoli­tik soll die EU daher das Einstimmig­keitsprinz­ip im Europäisch­en Rat abschaffen. Asylberech­tigte sollen in der EU solidarisc­h verteilt werden. In EU-Asylzentre­n sollen Anträge außerhalb Europa gestellt und bearbeitet werden können. Privatjets sollen auf europäisch­en Flughäfen verboten werden.

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