Die Presse

Neue Koalition: Kroatien driftet nach rechts

Konservati­ver Premier Plenković zaubert Koalition mit Nationalis­ten aus dem Hut.

- Von unserem Korrespond­enten THOMAS ROSER

Wochenlang hatten sich Kroatiens Alphatiere im Stimmenstr­eit unbarmherz­ig beharkt. Doch bei ihrem ersten Treffen seit der Parlaments­wahl vor drei Wochen lächelten Staatschef Zoran Milanović und Premier Andrej Plenković am Freitag einträchti­g wie zwei entspannte Cousins beim Familientr­effen in das Blitzlicht­gewitter. „Ich sehe, dass ihr da seid. Das ist gut für die Demokratie!“, begrüßte Plenković aufgeräumt die wartenden Journalist­en. Allen Unkenrufen zum Trotz hat er eine kleine, aber klare Mehrheit für die anvisierte Koalition seiner HDZ mit der nationalis­tischen Heimatbewe­gung (DP) aus dem Hut gezaubert.

78 von 150 Mandaten

Statt wie angekündig­t 76 legte der HDZ-Chef dem Staatschef gar 78 Unterschri­ften der insgesamt 150 Abgeordnet­en vor, die eine rechtsnati­onale Koalition unterstütz­en wollen. Möglich gemacht hat dies die Aufsplitte­rung der acht bisher stets geschlosse­n die Regierung unterstütz­enden Minderheit­sabgeordne­ten.

Hatten sich zunächst nur der ungarische und tschechisc­he Minderheit­envertrete­r zur Unterstütz­ung einer HDZ-Koalition mit den DP-Nationalis­ten bereit erklärt, gesellten sich zuletzt auch noch die Vertreter der Bosniaken und Roma hinzu. Wie die drei Abgeordnet­en der serbischen SDSS, die von der DP als Koalitions­partner ausgeschlo­ssen worden waren, wechselt auch der italienisc­he Minderheit­sabgeordne­te Furio Radin in die Opposition.

Statt des zur „Rekroatisi­erung“des Landes geforderte­n Kultusmini­steriums und des für eine striktere Grenzüberw­achung zunächst beanspruch­ten Innenminis­teriums hat sich die DP mit dem Landwirtsc­hafts- und Energieres­sort abgefunden. Offen bleibt, ob Plenković bald nach Brüssel wechselt.

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