Die Presse

Ein Mutterfail und Helene Fischer

Über unerwünsch­te Nebenwirku­ngen beim Zähneputze­n.

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER bernadette.bayrhammer@diepresse.com

Bei uns wohnt seit einiger Zeit ein kleines Monster. Es sieht ein bisschen aus wie ein rotes Coronaviru­s, wohnt auf Kuchen und Lutschern und hackt wie ein Berserker mit seinem Hammer auf unseren Zähnen herum, wenn nicht ordentlich geputzt wird.

Könnte kleinen Kindern ein bisschen Angst machen, meinen Sie? Ich schäme mich eh ein bisschen dafür. Noch mehr geschämt habe ich mich aber für das Loch im Zahn, das ich unlängst entdeckt habe: Es war kein Chiasamen, keine verkeilte Haferflock­e, es war tatsächlic­h Karies! Absoluter Mutterfail! Die Zahnärztin (selbst Mutter) hat den Ernst der

Lage schnell erkannt, also den Ernst meiner Lage: Es sei ja nur ein Zahn, nichts am Herzen, das könne man reparieren. (Eine Umarmung hätte ich auch noch genommen! Danke jedenfalls!)

Damit das trotzdem nicht wieder passiert, gibt es jetzt aber Hackibacki, und auch der hat leider unerwünsch­te Nebenwirku­ngen. Für die Zähne putzende Instanz jedenfalls. Während das kleine Monster nämlich mit Videobegle­itung aus dem Mund geschrubbt wird, krallt es sich unerbittli­ch in den Ohren fest. Eine Dosis pro Tag reicht, um die übrigen 23 Stunden und 57 Minuten das Gefühl zu haben, die Schallplat­te sei hängengebl­ieben. Ich warne Sie: Wenn Ihnen irgendetwa­s anderes übrig bleibt, nicht draufklick­en! Zumal man schnell sein muss mit dem Stoppdrück­en, sonst gibt es nämlich gleich das nächste Video aus der Serie: ähnlich simpel gestrickt, ähnlich penetrant, ähnlich catchy. Quasi Helene Fischer für Zweijährig­e.

Da lobe ich mir den Elefanten, der in die Disco geht, zu dem das Kind übrigens ultrasüß tanzt und der bei unserer diesjährig­en Spotify-Bilanz mit großer Sicherheit auf Platz eins landen wird. Gefolgt von gefühlt 30 weiteren Kinderlied­ern, bis irgendwann eine schwächeln­de Florence auftaucht, ein bisschen Muse und Bilderbuch. Ah, und Mareike Fallwickls Wut, die bleibt als Hörbuch. Die könnte man übrigens der näheren und weiteren Umgebung nahelegen, genauso wie ihr neues Buch. So als Muttertags­wunsch.

Newspapers in German

Newspapers from Austria