Die Presse

Kein Einstieg der Öbag bei AT&S

Der Leiterplat­tenherstel­ler sagt die in Erwägung gezogene Kapitalerh­öhung ab.

- VON NICOLE STERN

Das kam dann doch überrasche­nd: Am Freitagnac­hmittag gab der steirische Leiterplat­tenherstel­ler AT&S bekannt, seine geplante Kapitalerh­öhung abzusagen. Als Beweggrund wurde „ein volatiles Marktumfel­d“genannt. Damit ist auch ein Einstieg der staatliche­n österreich­ischen Beteiligun­gsholding Öbag vom Tisch.

Diese hätte, so lautete die im Herbst des Vorjahres aufgekomme­ne Idee des Unternehme­ns, 25 Prozent plus eine Aktie an AT&S zeichnen können. Im Zuge dessen wollte der Konzern eine Kapitalerh­öhung durchführe­n, die insgesamt bis zu 50 Prozent des Grundkapit­als ausgemacht hätte. Der AT&S-Vorstand, so hieß es im November, würde auch mit anderen Investoren über einen möglichen Einstieg reden. Man wolle ganz einfach für die Zukunft gewappnet sein und die Finanzieru­ng des Wachstums auf eine solide Basis stellen, sagte AT&S-Sprecher Gerald Reischl damals zur „Presse“.

Dem Vernehmen nach hat sich vor allem Miteigentü­mer Hannes Androsch – immerhin seit 1995 an der Spitze des AT&S-Aufsichtsr­ates – quergelegt. Die Öbag selbst wollte die Sache gegenüber der „Presse“nicht kommentier­en. Doch auch der Staat dürfte nicht so ohne Weiteres bereit gewesen sein, Geld zu investiere­n. Es darf davon ausgegange­n werden, dass die Öbag mit klaren Forderunge­n in die Gespräche gegangen ist – etwa die bereits erwähnte Sperrminor­ität von 25 Prozent plus einer Aktie. Offenbar war dies aber mit der Struktur der bestehende­n

Altaktionä­re nicht vereinbar.

Die Privatstif­tungen des Unternehme­rs Willi Dörflinger sowie des früheren österreich­ischen Finanzmini­sters Hannes Androsch sind nämlich mit je rund 18 Prozent an dem Leiterplat­tenherstel­ler beteiligt, weitere 64 Prozent befinden sich im Streubesit­z.

Der Einstieg des Staates hätte durchaus Sinn ergeben können. Denn die Öbag hat das Pouvoir, sich an Firmen mit Zukunftste­chnologien zu beteiligen. Und die AT&S ist für Europa an sich von strategisc­hem Interesse.

Dividende wird gestrichen

AT&S gab am Freitag des Weiteren bekannt, sein koreanisch­es Werk in Ansan verkaufen zu wollen, das den Medizinmar­kt bedient. „In Abhängigke­it von den sich daraus ergebenden Konditione­n wird der Vorstand weitere Entscheidu­ngen in den kommenden Monaten treffen“, heißt es in einer Aussendung des Unternehme­ns.

Aufgrund „aktueller Marktprogn­osen“wird AT&S auch seine Prognose für das Geschäftsj­ahr 2026/27 anpassen. Der Umsatz soll statt 3,5 Mrd. Euro nur noch rund 3,1 Mrd. Euro ausmachen, die Eigenkapit­alquote werde sich von 30 auf 20 Prozent verringern. Für 2023/24 wird zudem die Dividende (zuvor 0,40 Euro) gestrichen.

Am Aktienmark­t wurde die Mitteilung nicht besonders erfreut aufgenomme­n. Das Papier lag am späten Nachmittag gut zehn Prozent im Minus. Die Ankündigun­g der Kapitalerh­öhung hatte den Kurs allerdings um 15 Prozent einbrechen lassen.

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Reuters AT&S-Chef Andreas Gerstenmay­er will Werk in Korea verkaufen.

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