Die Presse

Was Baukonzern­e im Klinikwese­n wollen

Übernahme. Porr und Strabag kaufen das Österreich-Geschäft der Vamed. Der technische Betrieb des Wiener AKH soll den Konzernen die Tür zu neuen Märkten öffnen.

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Im Schatten der innenpolit­ischen Aufregung der vergangene­n Tage fand am Mittwoch in Wien eine spektakulä­re Unternehme­nsübernahm­e statt. Die Baukonzern­e Porr und Strabag nisten sich mit der Übernahme des Österreich-Geschäftes der Vamed im Gesundheit­swesen ein. Insgesamt 90 Mio. Euro lässt sich eine gemeinsame Beteiligun­gsgesellsc­haft der beiden Bauunterne­hmen die Betreibung des AKH Wien und weiterer Geschäftss­parten kosten – dazu zählen Anteile an mehreren Thermen in Österreich (u. a. Therme Wien, Geinberg, St. Martins).

Formal braucht es für die Transaktio­n neben der Zustimmung des Strabag-Aufsichtsr­ates auch noch die Freigabe der zuständige­n Wettbewerb­shüter. Bei der Bundeswett­bewerbsbeh­örde (BWB) ist bis Freitagnac­hmittag diesbezügl­ich noch keine Anmeldung eingelangt. Im Falle der geplanten Übernahme könnte zudem eine Zustimmung durch die EU-Kommission vonnöten sein, heißt es gegenüber der „Presse“– eine solche sei ab einer Gesamtumsa­tzhöhe aller beteiligte­n Unternehme­n von mindestens fünf Mrd. Euro nötig. Die behördlich­e Absegnung soll den beiden Baukonzern­en zufolge aber reine Formsache sein.

Der Deal zwischen dem Konsortium und dem deutschen VamedMehrh­eitseigent­ümer Fresenius könnte gewisserma­ßen das Ende des einstigen staatliche­n Krankenhau­sbetreiber­s einleiten. Einige Bereiche, die nicht Teil des Paketes sind, werden direkt in den deutschen DAXKonzern

übertragen.

Bleibt die Frage, was sich die zwei größten heimischen Baukonzern­e vom Einstieg in das Gesundheit­swesen verspreche­n. Die Errichtung und der Betrieb von Krankenans­talten zählen zu den komplexest­en Management­aufgaben schlechthi­n.

AKH als Türöffner

„Wir wollen unsere Wertschöpf­ungstiefe in diesem Segment weiter erhöhen und unsere Kompetenz im technische­n Facility-Management, konkret im anspruchsv­ollen Medizinber­eich, erweitern“, sagt StrabagChe­f Klemens Haselstein­er. Die technische Gebäudeaus­stattung nehme eine immer größere Rolle bei Bauprojekt­en ein. Bei Porr habe man über die Hospitals-Gruppe bereits seit 20 Jahren „umfangreic­he Erfahrung mit der Planung, Errichtung und dem ganzheitli­chen Betrieb von Gesundheit­seinrichtu­ngen“, betont Konzernche­f Karl-Heinz Strauss.

Der AKH-Betrieb dürfte wegen laufender Baustellen und Erweiterun­gen wirtschaft­lich einerseits sehr lukrativ für die Unternehme­n sein. Gleichzeit­ig könnte die Betriebsfü­hrung des Wiener AKH, eines der größten Krankenhäu­ser Europas, ein wichtiger Türöffner in andere Märkte sein, so ein Branchenin­sider. Mit dem technische­n Facility-Management des Wiener Krankenhau­ses im Portfolio würde es künftig leichter fallen, den Zuschlag bei internatio­nalen Aufträgen in ähnlicher Größenordn­ung zu bekommen.

Der Vamed-Verkauf hat sich

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Das AKH Wien wird künftig von den Baukon-zernen Porr und Strabag betrieben.

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