Wohnräume kühlen ohne Klimaanlage
Mit fortschreitender Klimaerwärmung wird die Kühlung von Häusern und Wohnungen immer wichtiger. An Hitzetagen und in tropischen Nächten müssen gerade im Altbau noch Haushaltstricks herhalten.
Kühler Wohnraum an heißen Tagen ist für viele Wohnungssuchende ein Hauptkriterium, gerade in Städten. Beim Neubau wird der Klimawandel längst berücksichtigt, bei älterem Bestand lautet oft der erste Gedanke: Klimaanlage einbauen. Allerdings ist das bei vielen Altbauten aus baurechtlichen oder städtebaulichen Gründen gar nicht oder nur schwer möglich. Abgesehen davon raten Experten von Alleingängen ab. „Gebäudekühlung sollte zentral für ein ganzes Gebäude gelöst werden, Einzellösungen sind wegen der Gefahr, den Außenraum mit Lärm und Abwärme zu beeinträchtigen, nicht anzuraten“, sagt Klimaaktiv-Experte Felix Wimmer.
Effektiv lässt sich Hitze in Innenräumen mit Außenrollos minimeren, „diese können bis zu 80 Prozent des Wärmeeintrags verhindern“, weiß Wimmer. Aber auch hier stößt man im Bestand schnell auf eine Hürde: Für die nachträgliche Montage von Außenrollos ist die Zustimmung des Vermieters einzuholen. „Es helfen auch Innenrollos, der Effekt ist aber wesentlich geringer, liegt bei zehn bis 20 Prozent“, weiß Burkhard Hölzl, Fernkälte-Experte bei Wien Energie.
So bleiben für die Kühlung von Bestandswohnungen oder nicht gedämmten bzw. gekühlten Neubauwohnungen wohl nur noch Haushaltstricks übrig. „Wichtig ist, die Wärmeabgabe in der Wohnung so gut wie möglich zu reduzieren. Nicht nur Personen geben Wärme ab, sondern auch elektrische Geräte – selbst im Stand-by-Modus. Also sollte man alles, was man nicht ad hoc braucht, vom Strom nehmen“, rät Hölzl.
Wärme nach draußen leiten
Ein probates Mittel, die Temperatur im Sommer im erträglichen Bereich zu halten, sind Ventilatoren. „Richtig angebracht, sodass keine Zugluft entsteht, und etwa im Zusammenhang mit Wasser, reduziert die Verdunstungskälte die Temperatur“, erklärt Hölzl. Ventilatoren kühlen zwar nicht die Luft selbst, die Luftbewegung sorgt aber zumindest für ein kühles Gefühl auf der Haut. Eine gute Möglichkeit wäre auch, „in der Nacht mit Ventilatoren oder Querlüftung die Wärme ganz gezielt nach draußen zu leiten.“
Pflanzen nehmen auch Wärme auf und wirken wie natürliche Luftbefeuchter, da sie rund 90 Prozent des Gießwassers wieder an die Luft abgeben. „Der Kühleffekt ist aber nicht so groß, das hat eher einen psychologischen Effekt“, erklärt Wimmer. Bis zu einem gewissen Grad speichern auch Textilien Wärme, man könnte also etwa Teppiche entfernen, die Wirkung ist aber minimal.
Um die Raumtemperatur mithilfe von Verdunstungskälte zumindest kurzfristig zu senken, kann man feuchte Betttücher vor das offene Fenster spannen, allerdings sollte das eher abends oder nachts passieren, um die Luftfeuchtigkeit nicht zu sehr in die Höhe zu treiben.
Wimmer weist außerdem darauf hin, dass unsere Lebensgestaltung nicht an die gestiegenen Sommertemperaturen angepasst sei: „Da kann man sich vieles von südlichen Ländern abschauen, die damit seit Jahrzehnten konfrontiert sind: etwa andere Arbeitszeiten oder die Einhaltung einer Siesta, wie sie im Süden üblich ist“, um die heißesten Stunden des Tages zumindest entspannter zu gestalten.
Hitzeinseln minimieren
Natürlich ist auch zeitgemäße Stadtplanung gefragt, denn „die Wohnungstemperaturen sind letzlich abhängig von den Umgebungstemperaturen“, erläutert Hölzl. „Alles, was die Hitzeinseln der Stadt minimiert und damit auch unsere Wohnungen weniger aufheizt, wäre so schnell wie möglich umzusetzen: Bäume, Grünflächen, Fließtreppen oder Bachstrecken, Vertikalbegrünung, Dachbegrünung“, zählt Wimmer auf. Dennoch meinen beide Experten, dass langfristig ohne Kühlzufuhr auf technischer Basis wohl keine angenehmen Raumtemperaturen möglich sein werden. „Bis 2050 werden voraussichtlich drei Viertel der Wohnungen Kühlbedarf haben, vor allem in den Städten“, so Wimmer. „Immerhin hat Wien bereits mehr Kühlgradtage als Rom vor 30 Jahren.“