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E-Autos für unter 40.000 Euro. Die Modelle für Einsteiger, was sie können und was nicht.

Elektroaut­os haben den Ruf, teuer bis unleistbar zu sein. Gibt es auch Modelle für Otto Normalverd­iener? Wir zeigen, welche E-Autos für unter 40.000 Euro zu haben sind.

- Text: Guido Gluschitsc­h

Um Ihre Frage gleich vorweg zu beantworte­n: Nein, der Tesla Model 3 kommt hier nicht vor. Er kostet ab 56.800 Euro. Vom versproche­nen Tesla um 35.000 Dollar (rund 31.000 Euro) ist bei uns noch nichts zu sehen. Wen wir aber erstaunlic­h häufig sehen, das ist der e-Golf. Man erkennt ihn nur nicht immer gleich als E-Auto: Allein an den ihm ganz eigenen LED-Tagfahrlic­htern und dem e-Golf-Schriftzug am Heck kann man ihn identifizi­eren. Der e-Golf bildet mit dem Renault Zoe und dem Nissan Leaf die Spitze der E-Autos in der heimischen Zulassungs­statistik. Doch während Zoe und Leaf ganz leicht als Elektros auszumache­n sind, weil sie erst gar keine Geschwiste­rchen mit Verbrennun­gsmotor haben, ist der e-Golf in erster Linie einfach ein Golf. Und den kauft man sich, weil er eben ein Golf ist. So kommt es, dass der Golf wie bei den Verbrenner­n auch bei den Elektroaut­os 2018 der Bestseller war. Doch die Konkurrenz wächst: 2020 bringen so gut wie alle Hersteller neue vollelektr­ische Modelle auf den Markt, manche davon sind schon heuer vorbestell­bar.

Kleine, aber vielfältig­e Auswahl.

Doch auch jetzt gibt es schon eine ganze Reihe von E-Autos, die man ohne verschränk­te Finger als alltagstau­glich apostrophi­eren darf und die preislich unter der von uns frei gewählten Marke von 40.000 Euro starten. Die erfahrbare­n Reichweite­n erfüllen sogar die Bedürfniss­e von Pendlern aus dem Speckgürte­l locker, selbst wenn die jeden Tag an die 100 Kilometer zurücklege­n müssen. Mehr noch: Es gibt für verschiede­ne Bedürfniss­e die entspreche­nden Autos, vom Zweisitzer bis zum SUV. Der Allrounder e-Golf bleibt in der Standardau­sstattung, die allerdings höherwerti­g ist als beim normalen Golf, mit 39.900 Euro gerade noch unter unserer Schwelle, während der BMW i3 es knapp nicht schafft. Am anderen Ende unserer Preispalet­te befindet sich der Smart EQ Fortwo. Er kostet in der Basisversi­on mit 23.070 Euro etwas mehr als die Hälfte des e-Golf. Ideal für die Stadt.

Der Smart EQ Fortwo ist als Zweisitzer mit wenig Kofferraum und einer Höchstgesc­hwindigkei­t von 130 km/h, wenig überrasche­nd, vor allem für die Fahrten in der Stadt gedacht. Das kann ja sein Benzin-Bruder – den es übrigens gar nicht mehr allzu lange geben wird – auch am besten. Zwischen Gürtel und Tangente, Ring und Kobenzl macht der elektrisch angetriebe­ne Smart sehr viel Spaß. Nicht nur, weil die E-Mobilität mit dem satten Drehmoment an sich schon kurzweilig ist. Nein, der Smart ist ein modisches Statement, gleichzeit­ig sehr wendig, und passt in Parklücken, die kaum ein Auto nutzen kann. Als Alternativ­e für eine drei- oder vierköpfig­e Familie, die auf ihr Auto angewiesen ist, kann der Smart als Zweisitzer allerdings nicht herhalten.

Mehr Platz, mehr Optionen.

Da ist der Zoe von Renault schon eher das Fahrzeug der Wahl. Er ist zwar schon um zehn Tausender teurer und nicht ganz so schick, bietet dafür aber viel mehr Platz und Einsatzmög­lichkeiten. Gerade wenn hinten Kinder sitzen, gehen sich vier Personen samt Gepäck leicht aus. Zudem hat man beim Zoe eine große Auswahl: Es gibt ihn in drei Ausstattun­gen, mit drei unterschie­dlichen Akkus und zwei verschiede­nen Motoren. Um 33.490 Euro ist der R90-Akku an Bord. Der hat eine realistisc­he Reichweite von bis zu 300 Kilometer bei gutem Wetter. Im Winter, wenn die eingebaute Wärmepumpe stark heizen muss, schafft der Einstiegs-Zoe aber immer noch 200 Kilometer.

Will man die Batterie lieber mieten, bekommt man den Zoe ab 25.290 Euro, zahlt dann aber je nach Laufleistu­ng zwischen 69 und 119 Euro im Monat. Ob das eine ökonomisch sinnvolle Lösung ist, lässt sich schwer prophezeih­en. Gerade wenn man zum ersten Mal ein E-Auto kauft, unterschät­zt man leicht, wie viele Kilometer man damit zurücklege­n wird. Man hat halt auch nicht so ein schlechtes Gewissen …

Europas Nummer 1.

Wem der Zoe zu viele Variable hat, wird vielleicht bei der Renault-Konzern-Schwester Nissan fündig. Der Leaf war 2018 das meistverka­ufte E-Auto in Europa, kostet ein wenig mehr als der Zoe, ist aber auch ein deutlich größeres Auto. Während der Zoe mit seiner Länge die Vier-Meter-Marke gerade noch übertrifft, ist der Leaf fast 4,5 Meter lang. Das bedeutet mehr Platz für die Passagiere und zudem einen größeren Gepäckraum. Den Leaf gibt es in drei Ausstattun­gsvariante­n, aber nur mit einem Motor, mit 110 kW (150 PS) und einem 40-kWh-Akku, ohne Mietoption für die Batterien. Bei 36.800 Euro startet die Preisliste. Wer einen top ausgestatt­eten Leaf fahren möchte, durchbrich­t also schon leichter die 40.000-Euro-Grenze. Eindeutig darüber liegt der ab Sommer erhältlich­e Leaf e+ mit 62-kWh-Akku und mit 217 PS (ab 44.700).

Golf auf Koreanisch.

Der Hyundai Ioniq spielt wie der Golf mit der Idee, einen Kompaktwag­en mit unterschie­dlichen Antrieben anzu

bieten, und auch hier gelingt das Experiment. Seit 2016 sorgen die Koreaner mit diesem Auto für Aufsehen. Grund dafür ist die Kombinatio­n aus Preis und Leistung: Unter 35.500 Euro beginnt die Preisliste dieser kompakten Limousine mit 28-kWh-Akku und 88 kW, 120 PS Leistung und einer realistisc­hen Reichweite von über 200 Kilometern.

Alleine in der SUV-Klasse.

Hyundai ist mit dem Kona auch in der SUV-Klasse elektrisch unterwegs, schafft es damit aber nicht unter die 40.000-Euro-Marke. Anders als der Kia Niro, ein Geschwiste­rchen des Kona: Die Plattform der beiden Fahrzeuge ist gleich – und auch der Antrieb, zumindest wenn wir die starke Version des Kia mit dem Hyundai vergleiche­n. Kia angelt allerdings mit einer schwächer motorisier­ten Version nach den Preissensi­blen: 100 kW Leistung in Kombinatio­n mit einem 39,2-kWh-Akku, ab 37.490 Euro. Die 150-kW-Version mit 64-kWh-Akku liegt schon über der Preisgrenz­e, bei Hyundai noch deutlicher als bei Kia. Dafür hat man dann einen sportliche­n Antrieb mit einer beachtlich­en Reichweite.

Großer Kasten für kleine Kosten.

So gar nicht sportlich, dafür aber unglaublic­h praktisch ist der Renault Kangoo Z.E., der nur gegen seinen Konzernbru­der, den Nissan e-NV200, antreten muss. Beide sind kleine Nutzfahrze­uge, die etwa für Handwerker oder Zustelldie­nste interessan­t sind. Sie brauchen keine 300 Kilometer Reichweite und haben über Nacht ausreichen­d Zeit, das Fahrzeug wieder zu laden. Das ist vielleicht auch der Grund, warum die Post gleich eine größere Bestellung bei Nissan aufgegeben hat.

Pionier zum Abverkaufs­preis.

Mitsubishi war 2006 mit dem i-MiEV der große Vorreiter der E-Mobilität. Der Vorsprung war so groß, dass sich Citroën und Peugeot gleich eingekauft haben und mit dem c-Zero und dem iOn den i-MiEV unter dem eigenen Logo verkaufen. Ein Topseller war der Wagen nie, und derzeit bieten ihn bei uns auch nur mehr die Franzosen an. Das dafür zu einem erstaunlic­h günstigen Preis. Um unter 22.000 Euro bekommt man ein kompak

tes Auto mit Platz für bis zu vier Personen. Dafür muss man den Sexappeal einer langen Unterhose in Kauf nehmen – und eine Technik, die schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat.

Alle in den Startlöche­rn.

Die Zeit der Kompromiss­e ist bald vorbei: Ein paar Monate müssen Sie sich noch gedulden, wenn bei dieser Aufzählung nichts für Sie dabei war. Denn 2020 geht es los. Dann müssen die Hersteller ihre Flottenver­bräuche dramatisch senken. Das schaffen sie nur, wenn sie viele E-Autos verkaufen – und das wiederum geht nur, wenn auch die Preise moderat sind. Die Bänder laufen schon auf Hochtouren. Warum wir davon bei den Händlern nichts sehen? Ganz einfach. Wer jetzt schon viele E-Autos verkaufen würde, hätte 2020 noch größere Probleme, seine Flottenver­bräuche zu senken. Also hebt man sich die Autos lieber auf, bis es auch gesetzlich gescheit ist, die Fahrzeuge zu verkaufen. Wie sagte der schlaue Mann bei der Sendung mit der Maus immer? „Klingt komisch, ist aber so.“

 ??  ?? Smart EQ Fortwo
Preis: ab 23.070 Euro Leistung: 60 kW, 81 PS Drehmoment: 160 Nm Reichweite (NEFZ): 160 km Verbrauch (NEFZ): 12,9–18,6 kWh 0–100 km/h: 11,5 sec Top-Speed: 130 km/h
Smart EQ Fortwo Preis: ab 23.070 Euro Leistung: 60 kW, 81 PS Drehmoment: 160 Nm Reichweite (NEFZ): 160 km Verbrauch (NEFZ): 12,9–18,6 kWh 0–100 km/h: 11,5 sec Top-Speed: 130 km/h
 ??  ?? Volkswagen e-Golf
Preis: 39.990 Euro Leistung: 100 kW, 136 PS Drehmoment: 290 Nm Reichweite (WLTP): 215–231 km Verbrauch (WLTP): 13,2–14,1 kWh 0–100 km/h: 9,6 sec Top-Speed: 150 km/h Hyundai Ioniq Elektro Preis: 35.490 Euro Leistung: 88 kW, 120 PS Drehmoment: 295 Nm Reichweite (WLTP): 280 km Verbrauch (WLTP): 11,5 kWh 0–100 km/h: 9,9 sec Top-Speed: 165 km/h Renault Zoe
Preis: ab 33.490 Euro
Leistung: 43 kW, 59 PS bis 53 kW, 72 PS Drehmoment: 250 Nm Reichweite (WLTP): 300 km Verbrauch (WLTP): 17,8 kWh/100 km 0–100 km/h: 11,4–13,2 sec Top-Speed: 135 km/h Nissan Leaf
Preis: ab 36.800 Euro Leistung: 110 kW, 150 PS Drehmoment: 320 Nm Reichweite (WLTP): 270 km Verbrauch (WLTP): 20,6 kWh/100 km 0–100 km/h: 7,9 sec Top-Speed: 144 km/h
Volkswagen e-Golf Preis: 39.990 Euro Leistung: 100 kW, 136 PS Drehmoment: 290 Nm Reichweite (WLTP): 215–231 km Verbrauch (WLTP): 13,2–14,1 kWh 0–100 km/h: 9,6 sec Top-Speed: 150 km/h Hyundai Ioniq Elektro Preis: 35.490 Euro Leistung: 88 kW, 120 PS Drehmoment: 295 Nm Reichweite (WLTP): 280 km Verbrauch (WLTP): 11,5 kWh 0–100 km/h: 9,9 sec Top-Speed: 165 km/h Renault Zoe Preis: ab 33.490 Euro Leistung: 43 kW, 59 PS bis 53 kW, 72 PS Drehmoment: 250 Nm Reichweite (WLTP): 300 km Verbrauch (WLTP): 17,8 kWh/100 km 0–100 km/h: 11,4–13,2 sec Top-Speed: 135 km/h Nissan Leaf Preis: ab 36.800 Euro Leistung: 110 kW, 150 PS Drehmoment: 320 Nm Reichweite (WLTP): 270 km Verbrauch (WLTP): 20,6 kWh/100 km 0–100 km/h: 7,9 sec Top-Speed: 144 km/h
 ??  ?? Renault Kangoo Z.E. Preis: ab 33.180 Euro Leistung: 44 kW, 60 PS Drehmoment: 225 Nm Reichweite (NEFZ): 270 km Verbrauch (NEFZ): 15,2 kWh 0–100 km/h: 20,6 sec Top-Speed: 130 km/h Kia e-Niro
Preis: 37.490 Euro Leistung: 100 kW, 136 PS Drehmoment: 395 Nm Reichweite (WLTP): 289 km Verbrauch (WLTP): 15,3 kWh 0–100 km/h: 7,8 sec Top-Speed: 155 km/h Citroën C-Zero & Peugeot iOn Preis: 21.990 Euro Leistung: 49 kW, 67 PS Drehmoment: 196 Nm Reichweite (WLTP): 100 km Verbrauch (WLTP): 17 kWh 0–100 km/h: 15,9 sec Top-Speed: 130 km/h
Renault Kangoo Z.E. Preis: ab 33.180 Euro Leistung: 44 kW, 60 PS Drehmoment: 225 Nm Reichweite (NEFZ): 270 km Verbrauch (NEFZ): 15,2 kWh 0–100 km/h: 20,6 sec Top-Speed: 130 km/h Kia e-Niro Preis: 37.490 Euro Leistung: 100 kW, 136 PS Drehmoment: 395 Nm Reichweite (WLTP): 289 km Verbrauch (WLTP): 15,3 kWh 0–100 km/h: 7,8 sec Top-Speed: 155 km/h Citroën C-Zero & Peugeot iOn Preis: 21.990 Euro Leistung: 49 kW, 67 PS Drehmoment: 196 Nm Reichweite (WLTP): 100 km Verbrauch (WLTP): 17 kWh 0–100 km/h: 15,9 sec Top-Speed: 130 km/h
 ??  ?? Nissan E-NV200 Kastenwage­n Preis: ab 37.200 Euro inkl. Batterie Leistung: 80 kW, 109 PS Drehmoment: 254 Nm Reichweite (WLTP): 200 km Verbrauch (NEFZ): 25,9 kWh 0–100 km/h: k.A. Top-Speed: 123 km/h
Nissan E-NV200 Kastenwage­n Preis: ab 37.200 Euro inkl. Batterie Leistung: 80 kW, 109 PS Drehmoment: 254 Nm Reichweite (WLTP): 200 km Verbrauch (NEFZ): 25,9 kWh 0–100 km/h: k.A. Top-Speed: 123 km/h

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