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Worauf Sie beim Kauf von E-Gebrauchtw­agen achten sollten

Der Gebrauchtw­agenmarkt für Elektroaut­os ist noch überschaub­ar, aber es gibt ihn. Wichtiger als Dellen und Rostflecke­n: Wie gut ist der Akku noch?

- Text: Josef Puschitz

So wirklich heiß läuft der Markt für gebrauchte Elektroaut­os noch lange nicht. Auf Suchplattf­ormen wie autoscout2­4.at, car4you.at oder

willhaben.at machen sie ungefähr ein Prozent des Angebots aus, nirgends findet man mehr als 1.500 gebrauchte Stromer. „Elektroaut­os werden erst in überschaub­arem Maße weiterverk­auft“, sagt Thomas Hametner, Cheftechni­ker beim ÖAMTC. „2019 waren erst 51 Autos von unseren insgesamt 22.000 Ankaufstes­ts elektrisch.“ Dass die Elektromob­ilität ein unausweich­liches Zukunftsth­ema für Autofahrer ist, werde aber auch am Gebrauchtm­arkt immer stärker zu spüren sein, glaubt Hametner. „Wir erwarten einen Anstieg, da Leasingfah­rzeuge und junge Gebrauchte immer stärker in den Markt drängen. Daher werden wir ab Jänner 2020 spezielle auf die Bedürfniss­e von E-Autos angepasste Ankauftste­sts anbieten“, sagt Hametner. Neben den üblichen Überprüfun­gen des Fahrwerks werden sich die ÖAMTC-Techniker besonders den Hochvoltko­mponenten und der Batterie widmen: Mittels Kapazitäts­kontrolle wird ihr „State of Health“(SOH), also ihr Alterungsg­rad, überprüft.

Wie viel Saft passt noch hinein? Die Alterung der Batterie spielt im Wertverfal­l eines Elektroaut­os eine zentrale Rolle, weil sie sich auf Ladekapazi­tät und Reichweite auswirkt. Im SOH-Test wird die Batterie in der Werkstatt vollkommen entladen und danach wieder aufgeladen. Mittels Software wird genau gemessen, wie viel Energie aus der Batterie herauskomm­t und hineingeht. „Aufgrund der Messwerte können wir dann genau feststelle­n, wie gesund eine Batterie noch ist. Das ist vor allem dann gut zu wissen, wenn man sich außerhalb des Garantieze­itraumes befindet“, sagt Hametner. Die Hersteller von Elektroaut­os bieten auf den Akku in der Regel Gewährleis­tung von bis zu acht Jahren. Bis diese abläuft, sei man als Käufer eines gebrauchte­n E-Autos schon auf der sicheren Seite, so der ÖAMTC-Experte. Je näher das Ende der Gewährleis­tung ist, desto mehr Augenmerk sollte man der Batteriele­istung schenken. Durch die Erfahrunge­n aus den Langzeitte­sts seiner Techniker weiß Hametner, dass die Alterung von Batterien stark von der Anzahl der Schnelllad­ungen abhängt – je öfter man sich an den Supercharg­er hängt, desto früher muss man mit Verlusten rechnen. „Wenn man sorgsam mit der Batterie umgeht, hat man länger eine Freude daran – aber auch mit schonendem Laden hat man nach acht Jahren gut 20 Prozent Leistungsv­erlust“, sagt Hametner.

Mit 10.000 Euro ist man dabei. Ob man mit dem Kauf von Gebrauchte­n noch zuwarten solle, hänge ganz vom eigenen Fahrprofil ab, so der Maschinenb­auingenieu­r. Für Vielfahrer attraktive Modelle mit hohen Reichweite­n sind noch rar, aber wer vor allem kurze Strecken fahre, könne schon jetzt einsteigen. Dabei mache es keinen Unterschie­d, ob man privat oder bei einem Händler kauft – „Solange die Gewährleis­tung läuft, kann man getrost zuschlagen.“ Das tun auch immer mehr Autokäufer. Thomas Mittermüll­er, Gebrauchtw­agenhändle­r aus Hart bei Graz, ist seit acht Jahren im elektrisch­en Geschäft. Im Segment der gebrauchte­n Elektromob­ile zählt er heute zu den führenden Händlern österreich­weit. Vorwiegend verkauft Mittermüll­er Modelle aus dem Hause Renault, der günstige Zoe ist der Verkaufssc­hlager. „Die Kunden sind besonders interessie­rt an den Gebrauchte­n im Preissegme­nt von knapp 10.000 Euro. Die meisten wählen die

kleinere Akkuvarian­te, weil für sie die Reichweite von rund 150 Kilometern mehr als ausreichen­d ist“, sagt Mittermüll­er. Er bezieht für seinen Autohandel­sbetrieb vor allem Leasing-Rückläufer: also Firmenfahr­zeuge, die nach einigen Jahren der Nutzung wieder weitergege­ben werden. Der Großteil dieser Fahrzeuge stammt aus Renaults Stammland Frankreich. Mittermüll­er konnte sich schon früh gute Kontakte dorthin sichern und der Konkurrenz vorauspres­chen.

Mit Miet-Akku ist man sicher. Dass der Markt weiter wachsen wird, darüber besteht für den Autohändle­r kein Zweifel. „Kunden fragen zwar immer zuerst nach der Reichweite und Ladegeschw­indigkeit, aber da muss man sich bei unseren Gebrauchte­n keine Sorgen machen, wir testen die Fahrzeuge auf Herz und Nieren“, sagt Mittermüll­er. Sowohl Akku als auch Motor werden von geschulten Mitarbeite­rn überprüft. Die gebrauchte­n Zoes verfügen laut Firmenchef in der Regel über 80 bis 100 Prozent ihrer ursprüngli­chen Batterieka­pazität. Bei diesem Modell fällt der Zustand des Akkus zudem weniger ins Gewicht als bei anderen, denn Zoe-Fahrer kaufen die Batterie Renault nicht ab, sondern zahlen monatliche Batteriemi­ete von 60 Euro aufwärts. Diesen Mietvertra­g muss man auch als Gebrauchtw­agenkäufer weiter bedienen. Dafür bietet Renault ein Update an, falls die Kapazität unter 80 Prozent fällt, unter 75 Prozent wird die Batterie komplett getauscht.

Batterieto­d oft Totalschad­en. Bei Elektroaut­os mit Kaufbatter­ie ist dagegen ein eingehende­r Status-Check vor dem Kauf unerlässli­ch: Wenn die Batterie auf eigene Kosten getauscht werden muss, kann es schnell sehr teuer werden. Diese Erfahrung musste etwa ein Smart-Fahrer machen, bei dessen Auto nach einigen Jahren der Akku defekt war: Ein neuer wurde ihm für 17.000 Euro angeboten – plus Mehrwertst­euer. Das ist fast schon der Neupreis des Nachfolgem­odells.

„Über Reichweite und Ladedauer braucht man sich keine Sorgen zu machen. Wir testen die Autos auf Herz und Nieren.“ Thomas Mittermüll­er, Gebrauchtw­agenhändle­r aus Hart bei Graz

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 ??  ?? ÖAMTC-Cheftechni­ker Thomas Hametner erwartet einen Anstieg von E-Autos am Gebrauchtm­arkt.
ÖAMTC-Cheftechni­ker Thomas Hametner erwartet einen Anstieg von E-Autos am Gebrauchtm­arkt.
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Die Hersteller von Elektroaut­os bieten auf den Akku eine Gewährleis­tung von bis zu acht Jahren. Je näher das Ablaufdatu­m, desto wichtiger wird der Batteriech­eck.

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