Wer mit Kraft und Beschleunigung angeben möchte, ist hier richtig
Nein, um Umweltschutz geht’s da wirklich nicht – aber wer sagt, dass protzige Autos nach Benzin stinken müssen? Wer mit PS und Beschleunigung angeben möchte, sollte diese E-Modelle nicht übersehen.
Für einen Haudrauf wie Burt Reynolds wäre ein Renault Zoe nix gewesen. Mit einem Nissan Leaf hätte er sich nie blicken lassen. Und ein e-Golf hätte ihm vielleicht ein mildes Lächeln abgerungen. Sie erinnern sich, Burt Reynolds bretterte 1981 mit Dean Martin, Samy Davis Jr., Roger Moore und Sarah Fawcett beim Cannonball-Rennen von der US-Ostküste nach Kalifornien. Und man weiß bis heute nicht, wer die Hauptrolle spielte, die Schauspieler oder deren Autos. Mit den ersten ernstzunehmenden E-Mobilen dagegen zeigte man viel mehr an, dass einem Umweltanliegen wichtiger sind als der Neid des Nachbarn oder die schnellste Fahrt ans andere Ende des Kontinents. Aber mittlerweile sieht die Sache schon wieder anders aus. Die etablierten Hasen wie Porsche haben sich von Elon Musk antreiben lassen. Der verstand es als einer der Ersten, dass man E-Antriebe auch in Sportwagen einbauen kann. Er nahm die Hülle eines Lotus, pflanzte Akkus und E-Motoren unter die schnittige Schale, und fertig war der 215 kW starke Tesla Roadster. Ja, das Auto hatte noch seine Kinderkrankheiten und war, was die Fertigung betrifft, nicht unbedingt das, was sich ein Europäer als teuren Sportwagen unterjubeln lassen will. Aber heute sind die Hersteller schon einige Schritte weiter. E-Motoren sind eine bunt blühende Spielwiese für Elektrotechniker und eigentlich prädestiniert für leistungsstarke Autos. Der große Vorteil ist nämlich, dass die starken Motoren kaum mehr kosten als die kleinen. Und wenn man ein starkes E-Auto schonend fährt, benötigt es auch nicht viel mehr Strom als ein schwachbrüstiges, während ein Verbrenner mit großem Hubraum immer recht durstig ist. Zu allem Überfluss bietet ein E-Antrieb die Möglichkeit, dass man das Antriebssystem für kurze Zeit stark überlasten kann. Das kann man sich so vorstellen, als würde ein Fiat Uno (der war auch in den 80er-Jahren, falls Sie grad überlegen) zwar immer noch 75 PS haben, aber beim Beschleunigen kurz auch mit über 300 PS aufwarten.
Jaguar setzte 2018 mit dem i-Pace in der Klasse der performanten E-Autos eine Richtmarke. Nicht genug damit, dass er einen 294 kW starken Allradantrieb hat, hat Jaguar auch noch die Mode der coupéartigen SUV vorweggenommen und einen beeindruckend modernen und soliden Innenraum verbaut. Auf den vergisst man gern, wenn man den i-Pace bewegt. Die Wucht, mit welcher der Wagen nach vorne schiebt, wenn man das Gaspedal berührt, ist sensationell. Wie es Jaguar gleichzeitig geschafft hat, eine derartige Agilität in diesem Auto unterzubringen, müssen wir noch herausfinden. Da werden wir bei Magna in Graz, wo der i-Pace vom Band läuft, nochmal nachfragen. Jedenfalls ist er ein Kurvenfresser, sodass es schade wäre, ihn wie beim Cannonball-Rennen nur von Küste zu Küste am Highway zu bewegen.
Die Wucht, mit welcher der Wagen nach vorne schiebt, wenn man das Gaspedal berührt, ist sensationell.
Da wäre der i-Pace aber ohnehin nicht Favorit, denn beim schnellen Laden sind ihm inzwischen andere Modelle voraus. Und das würde bei einem Wettbewerb über viele Tausend Meilen doch entscheidend sein. Wie schnelles Laden in einem protzigen E-Auto funktioniert, das zeigt Audi mit dem e-tron. Die 95 kWh große und fast 700 Kilogramm schwere Batterie des Audi, die für über 400 Kilometer Reichweite (WLTP) gut ist, lässt sich mit 150 kW Gleichstrom in nur einer halben Stunde zu 80 Prozent laden. Danach wird es für den Strom ein bisserl eng im Akku und das Schlichten der Ladung dauert länger. Aber nach 300 Kilometern Bretterei hat man sowieso wieder Lust auf eine kurze Pause. Bis zu 200 km/h schnell ist der e-tron, und er beschleunigt im besten Fall in unter sieben Sekunden von 0 auf 100 km/h – mit einem Gewicht von mehr als 2,5 Tonnen. Das sind schon beachtliche Werte. Doch die verblassen schon fast, wenn man das Auto vor sich hat. Der e-tron ist ein wirklich beeindruckender SUV, groß, edel, sportlich und sehr nobel. Gleich drei Bildschirme informieren den Fahrer und unterhalten den Beifahrer – falls der nicht wegen der wilden Beschleunigung schon ausgestiegen ist. Dabei könnte es weitaus schlimmer kommen. Im Porsche Taycan nämlich, der 2020 auf den Markt kommt. Damit sind wir bei einem luxuriösen viersitzigen Wagen, der so sportlich ist, wie es sich für einen Porsche gehört. Wir reden von einer Spitzenleistung von 560 kW, also 760 PS im Taycan Turbo S. Die sind gut genug, um den Wagen in 2,8 Sekunden von 0 auf 100 zu beschleunigen. Geht man es etwas ruhiger an, reicht die Ladung des Akkus für rund 400 Kilometer (WLTP). Beeindruckend am Taycan ist zudem, dass Porsche hier auf 800 Volt Systemspannung setzt. Noch wilder treibt es Rimac . Der kroatische Autobauer bringt seinen Concept 2 sogar in unter zwei Sekunden von null auf hundert. Vier E-Motoren mit einer Systemleistung von 1.914 PS beschleunigen den Rimac auf bis zu 412 km/h. 150 Autos wollen die Kroaten bauen. Preis: 1,7 Millionen – für ein Auto, nicht für alle. Wem das noch zu wenig exklusiv ist, der sollte sich um den
VW ID.R bemühen. Was kein leichtes Unterfangen sein wird, denn Volkswagen verkauft den Rennwagen gar nicht, stellte damit aber schon mehrere Rekorde auf. Etwa beim legendären
Bergrennen am Pikes Peak in Colorado.
Da war der ID.R der erste Wagen, der in unter acht Minuten im Ziel war. Seit Juni er ist auch das schnellste E-Auto auf der Nürburgring-Nordschleife, die er mit einem Schnitt von 205 km/h bewältigte. Mit einer Leistung von 500 kW (680 PS) beschleunigt er in 2,25 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Fast schon gemächlich nimmt sich dagegen der
Mercedes-Benz EQC aus, der in 5,1 Sekunden auf 100 km/h ist. Dafür kann man ihn um 75.500 Euro tatsächlich kaufen. Er ist die Antwort von MercedesBenz auf e-tron und i-Pace. Der elegante, rein elektrisch angetriebene SUV hat eine Leistung von über 400 PS, einen Allradantrieb und eine Reichweite von 471 Kilometer nach NEFZ.
Mercedes-Benz hat mit dem GLC F-Cell aber auch gleich eine weitere E-Alternative im SUV-Segment im Köcher, nämlich einen Plug-in-Hybrid. Die Batterien kommen dabei auf eine Reichweite von rund 50 Kilometern, 4,4 Kilogramm Wasserstoff liefern via Brennstoffzelle den Strom für mehr als 400 weitere Kilometer. Klingt praktisch für einen Wettbewerb wie das Cannonball-Rennen, wo kurze Tankstopps eine entscheidende Rolle spielen können. Beim Tritt aufs Gaspedal wäre Burt Reynolds Freude aber schnell wieder vorbei, denn mit 210 PS hängt man bestenfalls E-Golf und Zoe ab. Ausschau halten sollte er nach dem Wagen aber dennoch: Eines der wenigen Exemplare des GLC F-Cell, die schon unterwegs sind, fährt nämlich die Hamburger Polizei.