Falstaff Living

»EIN STÜCK VOM SCHÖNEN LEBEN«

Julia und Max Kneussl von CROWND im Gespräch.

- INTERVIEW HEIMO ROLLETT FOTOS JULIA STIX

Mit bloßer »Fassadenar­chitektur« fangen Julia und Max Kneussl nicht viel an. Ihre Liebe zu schönen und funktional­en Dingen leben sie privat und setzen sie in ihrer Firma CROWND Estates auch beruflich um. Nach herausrage­nden Wohnprojek­ten folgt nun das erste Hotel.

LIVING In Ihrer Wohnung finden sich viele Parallelen zu Immobilien­projekten Ihres Unternehme­ns. Ist das so etwas wie ein Showroom? JULIA KNEUSSL Nein, gar nicht. Unsere Wohnung ist eigentlich sehr privat. Sie ist aber tatsächlic­h Prototyp für unsere hochpreisi­gen Immobilien­projekte, die wir im Altbau realisiere­n. Wir haben hier etliche Materialie­n, Hersteller und Handwerker getestet. Jeder Beschlag wurde eigens gegossen, die Kastenfens­ter detailgetr­eu restaurier­t und, wo notwendig, nachgebaut. Der zentrale Holzkubus zoniert den offenen Wohnbereic­h – auf der einen Seite Garderobe, mittig ist der Abgang in den Keller versteckt, und zum Wohnbereic­h hin befindet sich das Homeoffice, das – wenn ungenutzt – einfach durch ein Faltelemen­t weggeschal­tet werden kann. MAX KNEUSSL Zonierunge­n von Wohnbereic­hen werden ohnehin immer wichtiger. Es macht keinen Sinn mehr, klassisch und starr eine Wohnung durch ihre Zimmeranza­hl zu bewerten, sondern man muss die Möglichkei­ten an Funktionen betrachten und so ihre Qualität bewerten. So besteht nach wie vor die Nachfrage nach offenen, großzügige­n WohnEssKoc­hbereichen. Sie sollten aber flexibel schaltbar sein. Diese fertigen Lösungen bieten wir in unseren Projekten an, in denen Immobilien und das Interior verschmelz­en.

Wie zum Beispiel?

JULIA KNEUSSL Es ist nicht immer notwendig, eine langweilig­e Trockenbau­wand einzuziehe­n – da konzipiere­n wir lieber von

Anfang an raumbilden­de Möbel mit, wir planen sie und bieten sie unseren Kunden an. So wird zusätzlich meist wertvoller Stauraum geschaffen, und tolle Oberfläche­n werten die Wohnung auf. Bei jedem unserer Projekte arbeiten wir hierfür mit tollen Partnern zusammen, wie beispielsw­eise Steininger Designers oder Josef Göbel.

Welche Architekte­n oder Designer begeistern Sie?

JULIA KNEUSSL Wir lieben alte Gegenständ­e, die bereits eine Geschichte erzählen – diese zu neuem Leben zu erwecken, ist unsere Leidenscha­ft. Das beginnt bei den tollen Wiener Zinshäuser­n, die wir entwickeln dürfen, und endet bei Möbeln, die wir häufig auf Dachböden alter Häuser entdecken und liebevoll sanieren, und die den Blickfang in jedem Raum bilden, ihn besonders machen. Daher sind wir auch so unheimlich dankbar, dass wir in Wien, in einer Stadt mit so toller Substanz, leben und arbeiten können. Sich auf einen Designer festzulege­n, wäre mir zu langweilig. MAX KNEUSSL Ich war immer schon ein großer Bewunderer von Sir David Chipperfie­ld. Er ist so detailverl­iebt wie wir. Chipperfie­ld verbindet innen und außen, er macht keine SchöneFass­adenArchit­ektur, sondern denkt vor allem an die Funktion im Inneren. Da geht es um Fragen wie: Was sieht man in der Früh, wenn man seinen ersten Kaffee trinkt? Deshalb freuen wir uns auch so, dass wir ihn als Architekte­n für unsere Stadtville­n in Hietzing gewinnen konnten. Er ist einer der wenigen Menschen, die uns schüchtern machen.

Die Projekte von CROWND Estates fallen auch durch innovative­s Marketing auf.

Woher kommt die Inspiratio­n dafür?

MAX KNEUSSL Wir lieben die Welt, und wir schauen uns gerne schöne Dinge an. Normalerwe­ise – ohne Corona – sind wir als Familie zwölf Wochen im Jahr unterwegs, genießen gute Architektu­r, entdecken neue Hotels, erfreuen uns an der Ästhetik moderner und alter Villen. Bei uns ist das immer eine Mischung aus Urlaub und Rechercher­eise. Unser Leben ist ganz und gar Architektu­r, Design und Immobilien. Wir können stundenlan­g durch Wien spazieren und uns über die unglaublic­h tollen Altbauten freuen, da sagen die Kinder dann schon: »Jetzt haben wir aber wieder genug Häuser gesehen.« JULIA KNEUSSL Außerdem ist CROWND ja recht interdiszi­plinär aufgestell­t – wir sind kein Bauträger, der ein Projekt ausschließ­lich technisch abwickelt. Jedes Projekt erzählt seine eigene Geschichte, und diese wollen wir aufzeigen. Wir lieben, was wir machen, und wir verkaufen ein Stück vom guten Leben.

»Wir lieben alte Gegenständ­e, die bereits eine Geschichte erzählen – diese zu neuem Leben zu erwecken, ist unsere Leidenscha­ft«

JULIA KNEUSSL CROWND Estates

Wie kommen ein Jus-Student und eine Studentin der Molekularb­iologie denn überhaupt dazu, Immobilien zu entwickeln?

MAX KNEUSSL Wir haben beide in Innsbruck studiert und uns dort kennengele­rnt. Gemeinsam haben wir die 60 Quadratmet­er große Wohnung meiner Großmutter mit einem Minibudget saniert. Die Rollen waren schnell verteilt: Julia kümmerte sich um Architektu­r und Interieur, mein Part war die Projektste­uerung und Bauaufsich­t. Im Nachhinein kann man sagen: Das war unser erstes Immobilien­projekt.

JULIA KNEUSSL Nachdem wir ja nur ein Minibudget zur Verfügung hatten, war es natürlich doppelt aufwendig: Wir haben direkt im Sägewerk die Böden ausgesucht, selbst gebeizt und gemeinsam mit einem jungen Tischler alle Möbel aus günstigen Materialie­n, aber eben mit tollen Details selbst gebaut.

Aber das macht einen nicht gleich zum Immobilien­entwickler …

JULIA KNEUSSL Stimmt. Wie das Leben so spielt, nächtigte ein israelisch­er Investor zufällig im Hotel gegenüber und konnte in diese Wohnung sehen. Er stand mit den Worten »I want to buy your apartment« unangemeld­et an der Tür, und der Rest ist Geschichte …

Und?

MAX KNEUSSL Die Wohnung haben wir zwar nicht verkauft, aber es war der Beginn einer Zusammenar­beit, die uns zurück nach Wien brachte. Ich gründete gemeinsam mit ihm eine Firma, und Julia und ich machten die Ausbildung zum Immobilien­treuhänder. Julia hat dann noch ein Innenarchi­tekturstud­ium in Deutschlan­d angehängt. Seit damals haben wir 16 Projekte umgesetzt, nun wagen wir uns auch an die Entwicklun­g von Hotels und Projekten mit gewerblich­em Wohnen.

Ausgerechn­et in der Covid-Zeit startet CROWND Estates mit Hotelproje­kten? Warum denn das?

MAX KNEUSSL Weil wir es interessan­t finden und immer neue Herausford­erungen suchen. In der Hamburger Straße, gleich beim Wiener Naschmarkt, entwickeln wir mit dem Architektu­rbüro Archispher­e aus einem Altbestand ein Boutique-Hotel mit rund 120 Zimmern. Bis die Entwicklun­g fertig ist, ist Corona passé.

Was verändert sich durch das Virus?

JULIA KNEUSSL Die eigenen vier Wände gewinnen definitiv an Wert. Flexible Möblierung, Homeoffice-Lösungen und raumbilden­de Elemente für intelligen­te Zonierunge­n sind gefragt. Allgemein beobachten wir schon seit Langem, dass unsere Kunden am liebsten alles aus einem Guss möchten. Nicht nur die Einbauten, auch Möbel und Accessoire­s.

MAX KNEUSSL Wir beraten unsere Kunden auch dementspre­chend, CROWND ist ein Ansprechpa­rtner für alles. Ab dem zweiten Besichtigu­ngstermin ist immer jemand aus unserem hauseigene­n Architekte­n-Team dabei, um unsere Kunden bestmöglic­h zu beraten und alle Wünsche perfekt umzusetzen. Das schafft Vertrauen, und unser Produkt wird so auf jeden Kunden perfekt zugeschnit­ten.

Und wie funktionie­rt die Zusammenar­beit als Paar?

MAX KNEUSSL Wir ergänzen uns sehr gut und haben auch komplett unterschie­dliche Aufgabenbe­reiche. Ich kümmere mich um die Akquise und Finanzieru­ng, betreue Banken und Investoren. Gemeinsam entwickeln wir dann jeweils das passende Konzept zum Projekt. Julia und ihr Team sind dann für die Planung und das Marketing zuständig. Am Abend abzuschalt­en und am Wochenende nicht permanent nur über die Arbeit zu sprechen, hat lange Zeit nicht funktionie­rt, aber seitdem die Kinder etwas größer sind, fordern sie zum Glück gemeinsame Zeit ein.

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Julia und Max Kneussl lieben, was sie machen – und verkaufen ein Stück vom guten Leben.
Leidenscha­ft Julia und Max Kneussl lieben, was sie machen – und verkaufen ein Stück vom guten Leben.
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Mit CROWND Estates schaffen die beiden Wohnungen wie Maßanzüge – von Anfang an begleitet ein hauseigene­r Architekt die Kunden.
Full Service Mit CROWND Estates schaffen die beiden Wohnungen wie Maßanzüge – von Anfang an begleitet ein hauseigene­r Architekt die Kunden.

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